Brandwände III

Wände anstelle von Brandwänden, Alternativen

Die Bauordnungen unterscheiden zwischen echten Brandwänden und Wänden, die unter bestimmten Voraussetzungen anstelle von Brandwänden zulässig sind. Diese Wände müssen sowohl Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer als auch weitergehende Anforderungen erfüllen, die sich für den jeweiligen Gebäudetyp aus der maßgeblichen Landesbauordnung (LBO) ergeben. Eine Tabelle mit den Mindestanforderungen an Brandwände und Wände anstelle von Brandwänden ist im Beitrag „Brandwände I” veröffentlicht (s. u. Fachwissen zum Thema).

Gallerie

Wände anstelle von Brandwänden

Nach § 30 Absatz 3 MBO sind Wände anstelle von Brandwänden zulässig in Gebäuden der Gebäudeklasse 4, die auch unter zusätzlicher mechanischer Beanspruchung noch hochfeuerhemmend sind. Ebenso erlaubt sind Wände in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 bis 3, die hochfeuerhemmend sind sowie Abschlusswände von Gebäuden der Gebäudeklassen 1 bis 3, die von innen nach außen feuerhemmend (F30) und von außen nach innen feuerbeständig (F90 - AB) sind.

Bei Gebäuden der Gebäudeklassen 1 bis 3 sind Wände anstelle von Brandwänden mindestens bis unter die Dachhaut zu führen, also bis unter die oberste Schicht der Bedachung. Das können beispielsweise Dachziegel (ohne Lattung) sein oder die Dachpappe (ohne Tragkonstruktion). Da brennbare Baustoffe über Brandwände nicht hinweggeführt werden dürfen, sind Dämmungen, Tragkonstruktionen usw. nicht brennbar (z.B. Mineralwolle mit einem Schmelzpunkt ≥ 1.000°C) auszuführen. Verbleibende Hohlräume sind vollständig mit nicht brennbaren Baustoffen (z.B. Ziegel mit Mörtelbett) auszufüllen.

Alternativen zu Brandwänden

Neben Brandwänden können in bestimmten Fällen auch andere nutzungsspezifische oder technische Lösungen zur Trennung von Brandabschnitten angeordnet werden.

Löschanlagen
Automatische Löschanlagen (z.B. Sprinkleranlagen) sind technische Einrichtungen, die Entstehungsbrände schnell mit Löschmitteln (Wasser, CO₂, Schaum etc.) bekämpfen und so die Ausbreitung eines Brandes verhindern. In verschiedenen Musterverordnungen werden beim Einbau von Löschanlagen größere Brandabschnitte ohne Brandwände gestattet (z.B. Flächen bis zu 10.000 m² in der Muster-Verkaufsstättenverordnung). Dem finanziellen Aufwand für Errichtung und Wartung einer Löschanlage stehen die Vorteile einer flexiblen, zusammenhängenden Fläche gegenüber. Wirtschaftlich und brandschutztechnisch sinnvoll kann der Einbau von Löschanlagen auch bei der Umnutzung großflächiger oder historischer Gebäude mit einer von geltendem Baurecht abweichenden brandschutztechnischen Infrastruktur (Bauteile, Baustoffe) sein.

Brandlastfreie Bereiche
Nach § 6 Absatz 2 der Muster-Verkaufsstättenverordnung (MVkVO) können Brandabschnitte in Verkaufsstätten mit automatischen Löschanlagen auch durch Ladenstraßen mit einer Breite von mindestens 10,00 m getrennt werden, wenn diese Rauchabzugsanlagen haben und das Tragwerk der Dächer aus nicht brennbaren Baustoffen besteht.

Komplextrennwände

Komplextrennwände (KTR), die ausgedehnte Gebäude in Komplexe unterteilen, sind versicherungstechnisch definierte Brandwände, die höhere Anforderungen erfüllen. Sie besitzen einen Feuerwiderstand von F180-A und müssen unversetzt durch alle Geschosse führen.

Brandbekämpfungsabschnittswand

Die Muster-Industriebaurichtlinie (MIndBauRL) nennt neben der Brandwand auch die Wand zur Trennung von Brandbekämpfungsabschnitten. Gemäß Ziff. 3.4 der Richtlinien handelt es sich bei dem Brandbekämpfungsabschnitt um einen auf das kritische Brandereignis normativ bemessenen, gegenüber anderen Gebäudebereichen brandschutztechnisch abgetrennten, ein- oder mehrgeschossigen Gebäudebereich mit spezifischen Anforderungen an Wände und Decken, die diesen Brandbekämpfungsabschnitt begrenzen. Er befindet sich in der Regel innerhalb ausgedehnter Industriegebäude, welche die üblichen Brandwandabstände von 40,00 m weit überschreiten. Anforderungen an die Wände von Brandbekämpfungsabschnitten sind im allgemeinen Teil der Industriebaurichtlinie sowie in der DIN 18230-1 Baulicher Brandschutz im Industriebau – Teil 1: Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer beschrieben.

Treppenraumwände/Wände in Bauart von Brandwänden

Informationen zu den brandschutztechnischen Anforderungen an Flucht- und Rettungswege haben wir im gleichnamigen Kapitel zusammengestellt (s. a. Fachwissen zum Thema: „Treppen und Treppenräume”).

Fachwissen zum Thema

Öffnungen in Dächern müssen so angeordnet sein, dass ein Brand nicht auf andere Gebäude oder Gebäudeteile übertragen werden kann

Öffnungen in Dächern müssen so angeordnet sein, dass ein Brand nicht auf andere Gebäude oder Gebäudeteile übertragen werden kann

Baustoffe/​Bauteile

Brandwände I

Wann und wo sind Brandwände erforderlich, welche zusätzlichen Anforderungen sind zur Verhinderung des Brandüberschlags zu beachten?

Siebengeschossiger Holzbau in Berlin Prenzlauer Berg

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Baustoffe/​Bauteile

Brandwände II

Was ist bei der Ausführung von Fassaden mit Wärmedämmverbundsystem und solchen mit Holzbekleidung zu beachten, wann und in welcher Form sind Öffnungen in Brandwänden zulässig?

Grafik: Übersicht Gebäudeklassen

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Grundlagen

Gebäudeklassen

Die Anforderungen an den baulichen Brandschutz in Gebäuden werden in der Musterbauordnung und allen Landesbauordnungen nach den Gebäudeklassen bemessen.

Für Industriebauten, dazu zählen Gebäude oder Gebäudeteile im Bereich der Industrie und des Gewerbes, die der Produktion oder Lagerung von Produkten oder Gütern dienen, sind die Mindestanforderungen an den Brandschutz in der Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (M-IndBauRL) festgelegt.

Für Industriebauten, dazu zählen Gebäude oder Gebäudeteile im Bereich der Industrie und des Gewerbes, die der Produktion oder Lagerung von Produkten oder Gütern dienen, sind die Mindestanforderungen an den Brandschutz in der Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (M-IndBauRL) festgelegt.

Sonderbauten

Industriebauten

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Notwendige Treppen und notwendige Treppenräume bilden zusammen das System der vertikalen Flucht- und Rettungswege.

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Flucht-/​Rettungswege

Treppen und Treppenräume

Als notwendig gelten Treppen oder Treppenräume, wenn bauaufsichtliche Rettungswege über sie geführt werden.

Die Muster-Verordnung über den Bau und Betrieb von Verkaufsstätten (Muster-Verkaufsstättenverordnung oder kurz MVkVO) regelt besondere Anforderungen und Erleichterungen für den Bau und Betrieb von Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen einschließlich ihrer Bauteile eine Fläche von insgesamt > 2.000 m² haben.

Die Muster-Verordnung über den Bau und Betrieb von Verkaufsstätten (Muster-Verkaufsstättenverordnung oder kurz MVkVO) regelt besondere Anforderungen und Erleichterungen für den Bau und Betrieb von Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen einschließlich ihrer Bauteile eine Fläche von insgesamt > 2.000 m² haben.

Sonderbauten

Verkaufsstätten

Für welche Verkaufsräume und Ladenstraßen gilt die MVkVO, und welche Regelungen enthält die Verordnung in Bezug auf Brandabschnitte, Rettungswege, technische Anlagen und Einrichtungen?

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Brandverhalten: Baustoffe nach deutscher Klassifizierung

Kalksandsteine entsprechen der Baustoffklasse A1.

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Bauprodukte müssen entsprechend den Vorgaben der Bauordnungen zum vorbeugenden baulichen Brandschutz gewählt und verwendet werden.

Brandverhalten: Baustoffe nach europäischer Klassifizierung

Als Bewertungsmaßstab für das Brandverhalten von Baustoffen auf europäischer Ebene dient ein Klassifizierungssystem, das im Jahre...

Bauteile: Gliederung

Brandschutztechnisch können Bauteile in tragende, aussteifende (nicht raumabschließende) und raumabschließende Bauteile unterschieden werden.

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Anforderungen an Bauteile

Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brands und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird.

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Die Bauordnungen unterscheiden zwischen feuerbeständigen (fb), hochfeuerhemmenden (hfh) und feuerhemmenden (fh) Bauteilen.

Raumabschließende Bauteile

Raumabschließende Bauteile sind Wände, Decken, Dächer, Türen, Verglasungen, Abschottungen u.ä., hier im Berliner Quartier „Mittenmang“, Architektur: Sauerbruch Hutton

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Welche Arten des Raumabschlusses gibt es, welche Anforderungen gelten für diese in Bezug auf die Brandbeanspruchung?

Balkone und Gebäudeabschlusswände

Baulückenschließung in Berlin-Kreuzberg: Die Balkone treten kaum vor die Außenwand vor

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Die Planung von Balkonen, die an Gebäudeabschlusswände (Brandwände) anschließen, erzeugt oft Unsicherheit hinsichtlich der...

Tragende und aussteifende Bauteile

Tragende und aussteifende Wände und Stützen müssen im Brandfall ausreichend lange standsicher sein (im Bild: U-Bhf in München).

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Welche Regelwerke sind zur Bemessung tragender Wände und Stützen für den Brandfall maßgeblich und welche Berechnungsverfahren gibt es?

Wärmedämmverbundsysteme

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Wärmedämmverbundsysteme (WDVS, WDV-Systeme) werden eingesetzt, um den Wärmeverlust an Gebäuden gemäß DIN 4108 Wärmeschutz und...

Brandwände I

Öffnungen in Dächern müssen so angeordnet sein, dass ein Brand nicht auf andere Gebäude oder Gebäudeteile übertragen werden kann

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Wann und wo sind Brandwände erforderlich, welche zusätzlichen Anforderungen sind zur Verhinderung des Brandüberschlags zu beachten?

Brandwände II

Siebengeschossiger Holzbau in Berlin Prenzlauer Berg

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Was ist bei der Ausführung von Fassaden mit Wärmedämmverbundsystem und solchen mit Holzbekleidung zu beachten, wann und in welcher Form sind Öffnungen in Brandwänden zulässig?

Brandwände III

In verschiedenen Musterverordnungen werden beim Einbau von Löschanlagen größere Brandabschnitte ohne Brandwände gestattet (z.B. Flächen bis zu 10.000 m² in der Muster-Verkaufsstättenverordnung).

In verschiedenen Musterverordnungen werden beim Einbau von Löschanlagen größere Brandabschnitte ohne Brandwände gestattet (z.B. Flächen bis zu 10.000 m² in der Muster-Verkaufsstättenverordnung).

Manchmal gibt es Alternativen zu Brandwänden. Einige Musterverordnungen erlauben beim Einbau von Löschanlagen größere Flächen ohne Brandwände - zum Beispiel Verkaufsstätten.

Außenwandbekleidungen im Bereich der Brandwand

Brandwand als Gebäudeabschlusswand in Verbindung mit der Brandwand zum Nachbarn

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Nach Musterbauordnung (MBO) § 30 müssen Brandwände als raumabschließende Bauteile zum Abschluss von Gebäuden bzw. nach 40,00 m im...

Trennwände

Trennwände verhindern die Brandausbreitung zwischen verschiedenen Nutzungseinheiten.

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Welche Anforderungen gegen die Brandausbreitung gelten für Trennwände, was ist bei Öffnungen zu beachten?

Decken

Betondecken, wie z.B. in der Zollverein School of Management and Design in Essen, sind horizontale, raumabschließende Bauteile, die im Brandfall ausreichend lange standsicher sein müssen.

Betondecken, wie z.B. in der Zollverein School of Management and Design in Essen, sind horizontale, raumabschließende Bauteile, die im Brandfall ausreichend lange standsicher sein müssen.

Welche Anforderungen gelten für Decken in Bezug auf die Feuerwiderstandsfähigkeit und in welchen Fällen sind Öffnungen zulässig?

Durchführungen von Leitungen in bestehenden Holzbalkendecken

In Gebäuden, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurden, befinden sich überwiegend Holzbalkendecken.

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Über lange Zeit war Holz der am meisten verbreitete Baustoff für tragende und raumabschließende Bauteile. In Gebäuden der Gründerzeit befinden sich daher überwiegend Holzbalkendecken.

Dächer

Dachlandschaft des Museums der Kulturen in Basel: harte Bedachung aus keramischen Fliesen

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Für die Ausführung von Dächern gegen Brandbeanspruchung existieren nationale und europäische Regelungen. Welche Vorgaben gelten für Gründächer und Lichtbänder?

Aufstockung im Bestand

Durch die Aufstockung eines Gebäudes kann der Bestandsschutz erlöschen, wenn dies einer wesentlichen Änderung der baulichen Anlage entspricht

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Solange ein genehmigtes Gebäude unverändert besteht, genießt es im Planungsrecht Bestandsschutz. In der Berliner Bauordnung (BauO...

Brandschutz im Dachgeschossausbau

Dachausbau eines Gewerbehofes in Berlin-Kreuzberg

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Gerade in Großstädten wie Berlin ist der Dachgeschossausbau ein wiederkehrendes Thema. Welche Schwerpunkte es während der...

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