DFB-Akademie in Frankfurt am Main
Komplexe Dach- und Gebäudestruktur mit BIM geplant
Auf einem 15 Hektar großen Areal der ehemaligen Galopprennbahn in Frankfurt entsteht die neue Akademie des Deutschen Fußballbundes DFB. Den im Jahr 2015 ausgelobten Architekturwettbewerb hatte das Aachener Büro Kadawittfeldarchitektur für sich entscheiden können. Der Grundgedanke des prämierten Entwurfs ist die Einbettung des Gebäudes in die Landschaft und seine Verzahnung mit den zeitgleich neu entstehenden Sport- und Freiflächen. Verwaltung und Akademie sind in verschiedenen Baukörpern untergebracht, die unter einem gemeinsamen und mehrfach gefalteten Dach zu einem Gesamtensemble gefügt werden. Die Bauten sind mit einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden, verglasten sogenannten Sportboulevard verbunden und werden darüber zentral erschlossen.
Gallerie
Zwischen Stadtwald und Wohngebiet
Auf dem Gelände der DFB-Akademie sind künftig die zentrale
Verwaltung, die Akademie sowie mehrere Fußballfelder und weitere
Sportanlagen in den Frankfurter Stadtwald eingebettet. Diese
Funktionsmischung verleiht dem Ensemble einen campusartigen
Charakter: Das Wechselspiel von Architektur, Sportflächen,
bewaldeten Zonen sowie Parkanlage lässt eine neue Siedlung im
Grünen entstehen, wo zuvor das Oval der Pferderennbahn war. Die
besondere Lage im Stadtwald stellte zugleich eine städtebauliche
Herausforderung dar: Der Neubau mit über 57.000 Quadratmeter
Bruttogrundfläche, die zahlreichen Trainingsplätze und Sportanlagen
sind von einem schützenswerten Baumbestand im Südosten und einem
städtischen Wohngebiet im Westen umgeben. Hier zu vermitteln, ohne
sich zu separieren, soll mit dem Projekt gelingen.
Dem Baubeginn ging ein langer Rechtsstreit über das Grundstück zwischen dem Frankfurter Rennklub und der Stadt Frankfurt voraus. Im Januar 2019 wurde schließlich die Baugenehmigung erteilt, im Mai erfolgte der erste Spatenstich. Die Gesamtkosten für das Ensemble mit Außenanlagen werden auf 150 Millionen Euro beziffert, die Fertigstellung ist für 2021 geplant.
BIM-Planung
Der hybride Bau mit seinen vielfältigen Funktionen erforderte eine sorgfältig durchdachte und strukturierte Planung und Ausführung. Die unterschiedlichen Raumprogramme mit ihren vielfältigen Anforderungen an Material, Ausstattung und Konstruktion mussten durch BIM nachvollziehbar abgebildet werden. Bereits bei den ersten Kostenberechnungen ließen sich den Nutzungsbereichen die Massen und Baukosten eindeutig und transparent zuordnen. Die Planungsmethode Building Information Modeling half, jedes modellbasierte Bauteil eindeutig einem Funktionsbereich in dem Gebäude zuzuordnen.
Die modellbasierte 3D-Planung erwies sich auch deshalb als sinnvoll, um die aufwendigen Verschneidungen des ikonografischen Daches mit dem Bauvolumen und der Gebäudetechnik besser zu erfassen, als es in einer herkömmlichen 2D-Planung möglich ist. Die dreidimensionale Kubatur des Daches diente darüber hinaus als Basis für den Stahlbau, der ebenfalls dreidimensional als eigenes Fachmodell entwickelt wurde.
Hoher Detaillierungsgrad
Kadawittfeldarchitektur erstellten für die DFB-Akademie alle Planungsleistungen bis zur Baugenehmigung und darüber hinaus die funktionale Leistungsbeschreibung und Leitdetailplanung aus der LPH 5. Die BIM-Methode kam ab der Vorentwurfsplanung zum Einsatz, beginnend mit einem LOD 200 wurde der Detaillierungsgrad bis zum Ende der Leitdetailplanung bis LOD 300 fortgeschrieben. Mit der Leistungsphase 5 übernahm ein Generalübernehmer und Projektentwickler das Bauvorhaben.
Impulsgeber für die Anwendung der BIM-Methode bei der DFB-Akademie war das TGA-Fachplanungsbüro Brendel Ingenieure. Als Verantwortliche für das TGA-Gesamtmodell und die Koordination der Fachmodelle hatten sie den Anspruch, das Modell so detailliert und korrekt zu erarbeiten, dass die Technikkomponenten nicht nach Tabellenwerten, sondern entsprechend der tatsächlichen Gebäudekubatur und Nutzung dimensioniert werden können. Auch der Energiebedarf des Gebäudes wurde anhand des BIM-Modells mithilfe einer Simulation nachgewiesen.
Bautafel
Architektur: Kadawittfeldarchitektur, Aachen
Projektbeteiligte: Groß&Partner, Frankfurt am Main (Generalübernehmer); Schüssler-Plan, Stuttgart (Projektsteuerung und Verkehrsplanung); R&P Ruffert Ingenieurgesellschaft, Limburg, in Zusammenarbeit mit Schlaich Bergermann Partner SBP, Stuttgart (Statik und Tragwerksmodell); TOHR Bauphysik, Bergisch Gladbach (Raumakustik, Schallschutz); hhpberlin Ingenieure für Brandschutz, Berlin (Brandschutznachweise); Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln (Landschaftsplanung); PBI Entwicklung Innovativer Fassaden, Wertingen (Fassadenplanung); brendel Ingenieure, Frankfurt am Main (Gesamt TGA und Gebäudemodell-Koordinierung, Wärmeschutznachweise); brendel Ingenieure, Frankfurt am Main (Gesamt TGA und Gebäudemodell-Koordinierung, Wärmeschutznachweise)
Bauherr: Deutscher Fußballbund (DFB), Frankfurt am Main
Fertigstellung: geplant 2021
Standort: Schwarzwaldstr. 125, 60528 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Kadawittfeldarchitektur, Aachen