Bürogebäude in Neuhausen auf den Fildern
Durchgängiger BIM-Workflow
Ein Solitär mit strenger Rasterfassade bildet den Auftakt zum Werksgelände des Aufzugsherstellers Thyssenkrupp im baden-württembergischen Neuhausen. Im Zuge einer Modernisierung der bestehenden Produktionsanlagen für Personen- und Lastenaufzüge, Fahrtreppen und -steige wurde dem Bestand ein sechsgeschossiger Neubau vorgelagert. Für den Entwurf zeichnen Kaspar Kraemer Architekten verantwortlich. Auf 16.500 Quadratmetern beherbergt er einen Showroom, Räume für Konferenzen, Aus- und Weiterbildung sowie die Hauptverwaltung des Standorts. Der im Grundriss fast quadratische Baukörper nimmt die Ausrichtung des Bestandsgebäudes im Süden auf, orientiert sich mit seinem Vorplatz zur Haupterschließungsstraße der Produktionsstätte und lässt im Westen des Baugrundstückes Raum für eine mögliche zukünftige Erweiterung.
Gallerie
Während sich das hochrechteckige, schmale Raster im Norden und Süden gleichmäßig um die Fassade legt, ist es im Norden und Osten von einer doppelgeschossigen Verglasung über Eck aufgebrochen. Zum nahe gelegenen Kreisverkehr orientiert öffnet sich das Gebäude und gibt den Blick wie durch ein überdimensioniertes Schaufenster mitten ins Zentrum frei. Herzstück ist das mit Glas überdachte Atrium. Der offene, hohe Raum dient als multifunktionaler Foyerbereich und Ausstellungsfläche. Über diesen Showroom miteinander verbunden, korrespondieren alle Nutzungen und Gebäudezonen miteinander und lassen darüber hinaus die gezeigten Produkte Aufzug und Fahrtreppe sowie Leitsysteme und Zutrittskontrollen erlebbar werden.
BIM
Kaspar Kraemer Architekten entwickelten in enger Abstimmung mit dem Bauherrn einen durchgängigen internen BIM-Workflow. Das Büro setzt bereits seit 2012 auf digitales Planen und Bauen nach der Building-Information-Modeling-Methode und arbeitet heute mit mehreren Systemen. Der BIM-Manager Oskar Molnar realisierte für das Projekt einen integrierten, zeitsparenden Prozess für alle Phasen – von der Modellierung bis hin zur Kosten- sowie der Datenübergabe in die Ausschreibung. Die Arbeitsweise in dem Architekturbüro ist spezifisch: Es wird für eine lückenlose Integration der eingesetzten Programme auf Basis der eigenen BIM-Standards gearbeitet und nicht nach einem klassischen externen vorgegebenen Projekthandbuch. Auf der Grundlage des Entwurfs erstellten schließlich BFK Architekten für den beauftragten Generalunternehmer die Ausführungsplanung.
Wichtige Voraussetzung für eine durchgängige Planung ist ein transparent gestaltetes BIM-Handbuch. Es bildet die modellorientierte Arbeitsweise und die notwendigen Kosteninformationen ab. Inhalt sind beispielsweise Codierungen für verwendete Bauteilgruppen und Bauteile (Wandelemente, Türen, Fenster) oder Indexe zur Dokumentation. Um die Übersichtlichkeit bei jedem Projekt zu wahren, werden hier nur die wesentlichen Informationen, das heißt die Bauteilattribute erfasst.
Für die Realisierung des Projekts in Neuhausen waren gut
ausgebildete Mitarbeiter notwendig, die die modellorientierte
Arbeitsweise beherrschen. Von der Einführung der BIM-Methode im
Architekturbüro bis zum wunschgemäßen Arbeitsablauf mit den
beteiligten Kollegen dauerte es beim Architekturbüro ungefähr
eineinhalb Jahre. In dieser Zeit wurde stets an konkreten Projekten
gearbeitet, um schnell Praxiserfahrung zu sammeln. Auch bei einer
überschaubaren Mitarbeiterzahl sei es so möglich, Projekte zu
stemmen, die sonst nur größeren Planungsbüros vorbehalten
sind.
Bautafel
Architekten: Kaspar Kraemer Architekten BDA, Köln
Projektbeteiligte: BFK Architekten, Stuttgart (Erstellung Ausführungspläne); BKSi Ingenieurgesellschaft, Stuttgart (TGA-Planung); ZWP Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); IRS Ingenieurgesellschaft für Bautechnik, Düsseldorf (Konstruktiver Brandschutz); Gutbrod Bauphysik Ingenieurbüro, Markgröningen (Bauphysik); Baresel, Leinfelden Echterdingen (Generalunternehmer)
Bauherr: Thyssenkrupp Elevator, Essen
Fertigstellung: 2015
Standort: Bernhäuser Str. 45, 73765 Neuhausen auf den Fildern
Bildnachweis: Stefan Schilling Fotografie, Köln, und Fotografie Michael Sälzer, Denkendorf (im Auftrag von Thyssenkrupp, Essen)