Modulare Kindergärten in Lissabon
Beton trifft Primärfarben
Vier Kindergärten in nur 13 Monaten? Das war in Lissabon möglich. Um den Bauprozess zu beschleunigen, wurde ein modulares System aus vorgefertigten Stahlbetonteilen eingesetzt. Die U-förmigen Elemente, die je nach Raumprogramm zusammengesetzt werden können, entwickelte das portugiesische Architekturbüro Summary.
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Mit kräftigen Akzente in Rosa, Gelb und Hellblau sind die kleinen Bauten an der Rua da Ilha dos Amores, an der Estrada da Luz, in Casal do Pinto und an der Rua Marquês de Olhão leicht zu erkennen. Die Neubauten sind Resultat einer öffentlichen Ausschreibung der Lissaboner Stadtverwaltung: Sie wollte das Netz der öffentlichen Kinderkrippen erweitern, ohne die umliegende Nachbarschaft während der Bauarbeiten zu belasten. Zusätzlich sollten die Gebäude dauerhaft und wartungsarm sein. Entsprechend schlug das Team von Summary vor, mit Stahlbetonfertigteilen zu bauen. Durch die Typisierung ähneln sich die vier Gebäude zwar, bei genauerem Hinschauen zeigen sich jedoch Unterschiede bei der Zusammensetzung der Module und bei der Anordnung von Öffnungen und farbigen Elementen.
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Paarweise Gestapelt
Jeweils zwei U-Module wurden gestapelt und paarweise nebeneinandergestellt. In der Mitte der beiden Reihen verläuft ein Korridor mit Treppen und Aufzügen. Außerdem verlaufen in hier die Hauptleitungen der Klima- und Lüftungsinfrastruktur, die über die angrenzenden Seitenwände in die Räume führen. Geradlinig und linear erleichtert die Erschließungsachse die Orientierung, etwa im Brandfall.
Zwei Typen wurden realisiert, einer mit 760 m2 und einer mit 570 m2 Nutzfläche. Da sich die Grundstücke in zum Teil dicht bebauten Stadtteilen befinden, aber zugleich möglichst viel Platz zum Spielen im Außenraum bleiben sollte, waren kompakte Baukörper gefragt. Entsprechend wurde das Raumprogramm auf zwei Ebenen verteilt: Küche, Verwaltung und Wäscherei befinden sich im Erdgeschoss, die Gruppenräume auf beiden Geschossen. Oben besteht jeweils Zugang zu einer Dachterrasse, unten zu einem Spielplatz.
Im Außenbereich sind rutschfeste, gepflasterte Bereich zu finden, die für Dreiräder und Skateboards geeignet sind. Der größte Teil des Bodens bleibt unversiegelt und wird bepflanzt. Gewählt wurden Sträucher und Bäume, die an das heiße Klima und geringe Wasserangebot angepasst sind und keine allergischen Probleme verursachen.
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Beton: Kindergärten vom Fließband
Beton bildet einerseits das Tragwerk und bestimmt andererseits Fassaden und Bodenoberflächen der neuen Kindergärten. Zunächst wurden vier vorgefertigte Streifenfundamente mit dem Querschnitt eines umgedrehten Ts in eine flache Baugrube gelegt. Die U-Elemente platzierten die Bauarbeitenden so, dass die Seitenwände mit den Fundamenten fluchten. Beim Stapeln der U-Elemente und beim Auflegen der Dachplatten sind Konsolen an den Seitenwänden behilflich. Sie weisen jeweils vier Vorbohrungen für Stahlstäbe auf, mit denen sich die Elemente verankern lassen. Die Fugen wurden nicht vollständig verfüllt, sodass die Tektonik der Gebäude und die Anordnung der Module erkennbar blieben.
Nur wenige Tage dauerte die Montage. Durch die Herstellung im Werk ließ sich nicht nur der Bauprozess erheblich beschleunigen, sondern auch die Betonqualität besser kontrollieren, da das Betonieren auf der Baustelle entfiel. Ebenso konnte das Abfallaufkommen reduziert werden. Schließlich profitierte auch die Nachbarschaft von der Verwendung der Fertigteile: Die Baustelle verursachte weniger Lärm und Staub, weniger Straßen mussten gesperrt werden. -ml
Bautafel
Archtitektur: SUMMARY, Porto
Projektbeteiligte: FTS, Technical Solutions (Technische Gebäudeausrüstung); Farcimar, Soluções em Pré-Fabricados de Betão (Fertigung und Montage Betonfertigteile)
Bauherr*in: Câmara Municipal de Lisboa
Standort: Lissabon, Portugal
Fertigstellung: 2024
Bildnachweis: Fernando Guerra FG+SG (Fotos); Building Pictures (Baustellenfotos); SUMMARY (Pläne)
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