Universität Aarhus
Beschläge als Zeugnisse einer jahrzehntelangen Entstehungsgeschichte
Seit vor mehr als neun Jahrzehnten mit dem Bau der Universität Aarhus begonnen wurde, ist das Architekturbüro C.F. Møller für dessen Gestaltung verantwortlich. Der Campus mit weitläufigen Grünflächen und einem See erstreckt sich über eine Fläche von rund 200.000 Quadratmetern und grenzt ans Zentrum der dänischen Hafenstadt. Charakteristisch für die Fakultätsgebäude ist ihre einheitliche Bauweise aus gelben Ziegelsteinen.
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Wettbewerb und erstes Gebäude
Die Universität Aarhus wurde im Jahr 1928 gegründet und nahm ihren Betrieb mit zunächst 78 Studierenden in gemieteten Räumen auf. Kurz darauf entschied sich die Stadt, der neuen Institution ein eigenes Gelände zur Verfügung zu stellen und schrieb 1931 einen Wettbewerb zur Planung von Areal und Gebäuden aus, den die Architekten C. F. Møller, Kay Fisker und Povl Stegmann gewannen. Während Stegmann 1937 und Fisker 1942 aus der Partnerschaft ausschieden, begleitet C. F. Møller bis heute die architektonische Entwicklung der Universität. Das betrifft vor allem Erweiterungen, Umbau- und Sanierungsarbeiten.
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Städtebauliche Einbindung
Die Universitätsgebäude wurden zwischen 1931 und 2018 an den umgebenden Hängen von der Nordre Ringgade bis zur Nørregade im Stadtzentrum errichtet. Auf dem gesamten Campus, der in Richtung Hafen spitz zuläuft, bilden sie Variationen der gleichen reduzierten Kubatur mit Satteldächern. Die einzelnen Gebäude sind in Clustern orthogonal wie parallel zueinander angeordnet und aus gelben Ziegeln errichtet. Das Campusgelände ist von allen Seiten öffentlich zugänglich und dient somit nicht nur als Erholungsraum für Studierende und Lehrende, sondern für alle Stadtbewohner*innen. Der Entwurf für die Freiraumgestaltung geht auf den dänischen Landschaftsarchitekten C. Th. Sørensen zurück.
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Das Universitätsgelände im Zweiten Weltkrieg
Von 1940 bis 1945 stand Dänemark unter deutscher Besatzung. Im
Jahr 1943 vertrieb die deutsche Armee die meisten Studierenden vom
Universitätsgelände in Aarhus und besetzte zwei von damals fünf
studentischen Wohnheimen. Sie dienten der Gestapo fortan als
Hauptquartier. Am 31. Oktober 1944 bombardierte die britische
Luftwaffe die besetzten Gebäude, wobei auch das noch im Bau
befindliche Hauptgebäude am nördlichen Ende des Campus beschädigt
wurde.
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Hauptgebäude mit polygonaler Aula
Die Fertigstellung des Hauptgebäudes erfolgte ein Jahr nach Kriegsende. Der Gebäudekomplex erstreckt sich über eine Länge von etwa 230 Metern entlang der Nordre Ringgade und wird in der Mitte von zwei Gebäuderiegeln orthogonal durchschnitten. Letztere weisen in Richtung des Universitätsparks und sind über eine große Terrasse miteinander verbunden, die von bepflanzten Arkaden gesäumt wird. Auffällig ist der polygonale Abschluss an einem der Gebäuderiegel, der einem in die Länge gezogenen Sechseck ähnelt. Hinter den gelben Mauern verbirgt sich eine sakral anmutende Versammlungshalle, die sich vollständig verglast zur Südseite hin öffnet. Der Zugang zur Terrasse erfolgt durch eine doppelflügelige Tür an der fensterlosen Gebäudelängsseite.
Der gegenüberliegende Bau beherbergt die Sammlung des Museums für Antike Kunst. Von der Hauptstraße aus führt eine breite, geschwungene Treppenunterführung direkt zu dessen Eingang und in den Universitätspark. Besucher*innen gelangen von hier aus auch zur Bibliothek am westlichen Ende des Hauptgebäudes. Ihr charakteristisches Merkmal ist der vorgesetzte, 17-geschossige Bücherturm aus dem Jahr 1962. Ungefähr zur selben Zeit wurden die zerstörten Wohnheime instandgesetzt und um vier weitere Gebäude, drei von ihnen nordöstlich des Sees, zu insgesamt neun Unterkünften ergänzt.
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Subtile architektonische Variationen
Obwohl die Universität über Jahrzehnte hinweg entstand, wurden sowohl der ursprüngliche Masterplan als auch die Gestaltungsprinzipien beibehalten. Auf den ersten Blick wirken alle Universitätsgebäude homogen und ähneln sich in ihren grundlegenden Merkmalen wie Material, Dachform und -neigung. Auf den zweiten Blick jedoch prägen dezente gestalterische Abwandlungen das individuelle Erscheinungsbild jedes Bauwerks. Das Hauptgebäude zum Beispiel, fügt sich mit den gelben Ziegeln und Satteldächern zwar in die Umgebung ein, doch der reliefartig verspringende Mauerwerksverband an der Nordfassade verleiht ihm eine ganz eigene, ornamentale Note.
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Beschläge aus verschiedenen Epochen
Bei genauerer Betrachtung der Gebäude fallen nicht nur verschiedene Zierverbände in den Wänden auf, sondern auch eine Vielzahl von Beschlägen an Fenstern und Türen, die sich hinsichtlich Material und Form unterscheiden. Sie sind Zeugnisse einer jahrzehntelangen Entstehungsgeschichte und geben Aufschluss über damalige Herstellungs- und Produktionsmethoden.
Die ersten Universitätsgebäude wurden nach dem Vorbild des Bauhauses gestaltet, wobei Beschläge, Fenster und ganze Fassadenteile größtenteils handwerklich, dennoch kostengünstig hergestellt wurden. Ein Beispiel aus dieser Epoche ist der original erhaltene Stoßgriff im allerersten Gebäude auf dem Campus, das 1933 fertiggestellt wurde. Ein weiteres historisches Fundstück ist der „Katzenbrunnen“ an der Fassade des Hauptgebäudes (siehe Abbildung 17). Das Bronzekunstwerk des dänischen Bildhauers Hugo Liisberg wurde 1944 installiert.
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In den 1960er- bis 1970er-Jahren lösten Serienfertigungen zunehmend die handwerklichen Produktionen ab. An den Außentüren einiger Fakultäten sind noch Türgriffe aus dieser Zeit zu finden. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um eine Variante der Serie Randi-Line Coupé, die C. F. Møller später in Kooperation mit dem Hersteller ergänzte. Charakteristisch für Produkte dieser Linie ist die sanft geschwungene Kurve der Griffe an Fenstern und Türen. -sms
Bautafel
Architektur: C.F. Møller (Wettbewerb, Neubauten, später Landschaftsplanung, heute Renovierungs- und Umbauarbeiten)
Projektbeteiligte: Kay Fiskers, Povl Stegmann (Wettbewerb); C. Th. Sørensen, Kopenhagen (Landschaftsplanung); Randi Group (Hersteller)
Bauherr*in: Dänisches Bildungsministerium, Baureferat, Kopenhagen
Fertigstellung: 1931-2018
Standort: Nordre Ringgade 1, 8000, Aarhus, Dänemark
Bildnachweis: Erik W. Olsson, Jan Kofoed Winther, Julian Weyer, Poul Ib Henriksen, Torben Eskerod, C.F.Møller Architects
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