Mehrfamilienhaus in Hannover
Energetische Sanierung zum Effizienzhaus 100
Mit einer für damalige Verhältnisse soliden Gebäudehülle wurde 1963 eine dreigeschossige, voll unterkellerte Mehrfamilienhauszeile in Hannover erbaut. Nach fast 50 Jahren wies das Objekt sowohl Frostschäden an den Dachziegeln als auch undichte Fugen im Klinkermauerwerk auf, die bereits zu einer Durchfeuchtung der Außenwände geführt hatten. Außerdem sorgten zahlreiche Wärmebrücken an den Balkonen, Vordächern und Deckenauflagern sowie in den sechziger Jahren übliche Heizkörpernischen, für hohe Heizkosten und erhebliche Beeinträchtigungen der Behaglichkeit.
Gallerie
Die entstandene Schimmelbildung in den Innenräumen und der immense Energieverbrauch veranlassten den Bauherrn, die Johannes- und Matthäusgemeinde Hannover, das Gebäude energetisch zu sanieren. Eine Bedingung dabei war, dass die Gebäudehülle von außen gedämmt wird und die Bewohner während der Bauarbeiten vor Beeinträchtigungen in den Wohnungen möglichst verschont blieben.
Sanierung/Modernisierung
Da es sich um das einzige Gebäude innerhalb eines Straßenzuges
handelt, das trotz gleicher Bauepoche mit Sichtmauerwerk realisiert
wurde, erschien es dem Planungsbüro Kirsch aus Hannover vertretbar,
eine Außendämmung einzusetzen und damit die Häuserzeile optisch an
die bestehenden Mehrfamilienhäuser der Wöhlerstraße anzupassen.
Durch diese Maßnahme konnte nicht nur auf eine weniger effiziente
und bauphysikalisch problematische Innendämmung verzichtet werden,
sie bot auch die Chance, dem äußerlich eher unbedeutend gestalteten
Gebäude ein neues, zeitgemäßes Aussehen zu verleihen. Dem Charakter
der ursprünglichen Bauzeit wurde durch den Erhalt von Details
Rechnung getragen. Hierzu gehörten z.B. die in ähnlicher
Gestaltung rekonstruierten Balkongeländer oder der leichte
Rücksprung der Fassade im Treppenhausbereich sowie die Vordächer
über den Eingängen.
Die Außenwände der Gebäudezeile wurden mit 16 cm (WLG 032), die oberste Geschossdecke mit 24 cm und die Kellerdecke mit 12 cm Polystyrol (WLG 035) wärmegedämmt. Auch die Treppenhauswände zum unbeheizten Keller- und Dachgeschoss erhielten eine Dämmschicht. Die U-Werte der zweifach verglasten Fenster lagen zwischen 1,15 und 1,23 W/m²K; die Rahmen wurden mit 3 cm überdämmt. Der eingebaute Brennwertkessel und der durchgeführte hydraulische Abgleich des Leitungssystems führten zu einer weiteren Verbesserung des Energieverbrauchs. Da für die Warmwasserbereitung erst 2001 neue Gasthermen eingebaut wurden, lohnte sich hier der Austausch nicht. Der Einbau einer Lüftungsanlage war vom Bauherrn nicht erwünscht. Für den Luftaustausch in den Wohnungen sorgen die ursprünglichen Lüftungsschächte in den Bädern.
Da aufgrund der Kosten und der bereits ausgetauschten Gasthermen
keine erneuerbaren Energien eingesetzt werden konnten, musste
besonderer Wert auf die Beseitigung von Wärmebrücken durch
zahlreiche Flankendämmungen zum unbeheizten Dachboden sowie neue,
vorgelagerte Außentreppen gelegt werden, um die Vorgaben für ein
KFW-Effizienzhaus 100 zu erreichen und damit einen finanziellen
Zuschuss der regionalen Fördereinrichtung proKlima zu
erhalten. Mit den umgesetzten Maßnahmen konnte der Heizwärmebedarf
des Mehrfamilienhauses von 188.500 auf etwa 55.200 kWh pro Jahr
gesenkt werden. Dies entspricht einer jährlichen
CO2-Einsparung von 25,5 Tonnen.
Bautafel
Architekten: Kirsch Architekten, Hannover
Projektbeteiligte: Architekturbüro Steinnagel, Hannover (Ausschreibung); PBS Schmidt (Bauphysik, Haustechnik); Corona Solar, Hannover (Heizung, Sanitär); Siemers, Langenhagen (Maurerarbeiten); Piekulla Bedachungen, Hannover (Dachdeckerarbeiten)
Bauherr: Lister Johannes- und Matthäusgemeinde, Hannover
Fertigstellung: 2010
Standort: Wöhlerstraße 18-22, 30163 Hannover