Zentralmensa in Kassel

Erweiterung eines Kantinengebäudes aus den 1980er Jahren

Seit ihrer Gründung im Jahr 1971 sind die verschiedenen Fachgebiete der Universität Kassel auf insgesamt neun Standorte über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Um alle Einrichtungen künftig an einem Ort zusammenzuführen, soll der innerstädtische Campus Nord am Holländischen Platz weiterentwickelt und umstrukturiert werden. Einstmals in den 1980er Jahren konzipiert, besitzt das gesamte Gelände heute den Charme einer postmodernen Kleinstadt. Eine Kombination aus Gebäuden mit Fassaden aus Sichtmauerwerk, weißen Sprossenfenstern, überschaubaren Fußgängerzonen und begrünten Laubengängen sollte nach damaliger Vorstellung den Studierenden das Campusleben angenehm gestalten.

Gallerie

So auch das Mensagebäude im Norden des Unigeländes, welches 1986 von den beiden Stuttgarter Architekten Horst Höfler und Lutz Kandel geplant wurde. Mit seiner roten Backsteinfassade, den vielfach unterteilten Fenstern und seiner von innen sichtbaren hölzernen Dachkonstruktion erinnert das Gebäude eher an einen Pavillon als an eine Kantine. Auf hexagonalem Grundriss errichtet, wird der zentrale Speisesaal von außen von mehreren Laubengängen und Erkern eingefasst und von oben über zwei gestaffelte Dachlaternen belichtet. Küche und Verwaltung erstrecken sich in einem quaderförmigen Anbau gen Norden. Bereits damals äußerte sich die Fachwelt kritisch über das nostalgisch gestaltete Gebäude, das sich bis heute jedoch zumindest als funktionstüchtig erweist. Nun erhielt der Bau durch das Berliner Architekturbüro Augustin und Frank eine außergewöhnliche Erweiterung, die den Baustil des Bestands nicht aufnimmt, sondern einen starken Kontrast dazu bildet.

Sanierung und Modernisierung
Wie eine imposante Brücke, die auf nur vier Stützen lagert, umfassen die gewaltigen, verglasten Stahlfachträger des Neubaus die alte Mensa im Norden und Osten. Das mächtige, etwa 60 Meter lange Raumtragwerk ist in zwei Stahl-Fachwerkträger eingehängt und überspannt den gesamten erhalten gebliebenen Wirtschaftshof mit Anlieferungsrampe im Untergeschoss, der bei anderer räumlicher Konzeption hätte abgerissen und neu erbaut werden müssen. Im bodentief verglasten, neuen Speisesaal konnten auf einer Fläche von 2.000 m² zusätzlich 433 Sitzplätze angeordnet werden.

Im Innern ist der Kontrast zwischen Alt- und Neubau klar erkennbar. Allein die Materialwahl beider Speisesäle könnte kaum unterschiedlicher sein. Während viele Oberflächen im alten Mensagebäude eher beschaulich mit Holz und roten Ziegeln gestaltet sind, dominieren im Anbau die Materialien Glas und Stahl. Unterhalb der Decken verläuft ein sichtbares Netz aus Edelstahl-Rohrleitungen, ein hellgrauer Industrieestrich erstreckt sich über den Boden. Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau markiert eine Verkleidung aus raumhohen Polycarbonatplatten, die auf interessante Weise Tages- und Kunstlicht reflektieren.

Durch die Erweiterung erhielt auch die einstige Rückseite der Mensa entlang der Moritzstraße im Norden ein neues Gesicht: Hier befindet sich der Personal- und Verwaltungsbereich. Die Fassade des Bürotrakts ist mit zementbasierten, Polyurethan beschichteten, anthrazitfarbenen Putzträgerplatten verkleidet; die raumhohen Verglasungen des Speisesaals gehen fließend in polygonal geformte, wesentlich kleinere Fenster über. An der nördlichen Ecke wird der Alt- vom Neubau durch eine Art Umklammerung eingefasst. Hier überspannt die neue Fassade ein Stück weit die rote Backsteinfassade, um beide Baukörper optisch zu einem Ganzen zusammenzufügen.

Auch Küche des alten Mensagebäudes wurde modernisiert, um ein effizienteres Arbeiten zu ermöglichen und mehr Gerichte als vorher anbieten zu können. Zu den bisherigen Essensausgaben kamen eine Kaffeebar und eine Salatinsel hinzu. Die innere Verbindung von Alt- und Neubau bilden der sogenannte Free-Flow-Bereich und die Spülküche. Ein Großteil der baulichen Maßnahmen fand im laufenden Betrieb statt, sodass die Mensa insgesamt nur drei Monate schließen musste.

Bautafel

Architekten: Augustin und Frank Architekten, Berlin (Erweiterung); Horst Höfler und Lutz Kandel, Stuttgart (Bestand)
Projektbeteiligte: Leonhardt Andrä und Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Müller BBM, Berlin (Bauphysik); Winter Ingenieure, Berlin (Gebäudetechnik); Geisel, Reutlingen (Küchenplanung); Ingenieurbüro Moll, Berlin (Akustik, Schallschutz); Ingenieurbüro Stanek, Berlin (Brandschutz)
Bauherr: Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Hessische Ministerium der Finanzen
Fertigstellung: 2013
Standort: Moritzstraße 20 in 34127 Kassel
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin und Doris Haas-Arndt, Hannover

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Die Aura des alten Schafstalles ist immer noch spürbar. Blick entlang der über 40 m langen Frontseite mit den drei Eingängen.

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