Besucherzentrum im Schloss in Criewen bei Schwedt
Umnutzung eines ehemaligen Stallgebäudes
Das Landgut Schwedt ist Zentrum des Nationalparks Unteres Odertal in der Nähe der Stadt Stettin. Zur Präsentation des Naturraumes sollte ein zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichteter, ehemaliger Schafstall zu einem Ausstellungsraum umgebaut werden. Der ursprünglich eingeschossige Ziegelbau wurde über einem Feldsteinsockel errichtet, später wurde der Bau zur Tabaktrocknung mit einem Satteldach aufgestockt. Diese Nutzung ist noch an variabel drehbaren Holzlamellen abzulesen.
Gallerie
Sanierung
Jahrelanger Leerstand hat die Substanz stark geschädigt. Das
gesamte Dach und das Holztragwerk mussten wegen Schwammbefall
entkernt werden. Nur das Ziegelmauerwerk der Außenwände und die
Holzlamellen des Obergeschosses konnten erhalten werden. Der
Außenputz war nur noch rudimentär vorhanden. Die historische
Substanz wurde in dem Bewusstsein, dass das Mauerwerk aufgrund der
hygroskopischen Eigenschaften weiterhin mürbe bleiben wird,
weitgehend erhalten und innen wie außen freigelegt und eine
verzinkte Stahlkonstruktion als neues Tragwerk eingebaut. Alle
übrigen Stahlteile wie Windfänge, Galerien, Treppen und
Fensterprofile wurden ebenso verzinkt.
Wegen des hohen Grundwasserpegels "schwebt" die Ausstellungsebene
aus Eichenbohlen über dem alten Bodenniveau. Den einzigen Einbau
stellt ein mit Faserzement-Platten verkleideter Kubus dar, in dem
sich Technik- und Sanitärräume befinden.
Über drei Windfänge, die in die ehemaligen Toröffnungen wie
Schubladenkästen eingeschoben sind und nur bei geöffneten
Stalltoren sichtbar werden, betritt der Besucher die Ausstellung.
Äußeres und einzig sichtbares Zeichen der neuen Nutzung ist ein
"Vorhang" aus Weidenruten, dessen Bautechnik an den Deichbau der
Oderpolder gemahnt. Versuche mit Metallgeweben oder gläsernen
Fassaden stellten sich ästhetisch ungeeignet heraus, einerseits als
Schlagregenschutz der porösen Mauern und andererseits als
Tageslichtfilter zu dienen. Die Weidenruten wurden in
traditioneller Technik mit verzinkten Stahlrahmen verflochten. Die
großen Elemente lassen sich als Sonnen- und als Witterungsschutz
vor den Fassaden verschieben. Die Weidenruten sind mit Rinde
luftumspült verbaut, so dass Feuchtigkeit abtrocknen kann. Zunächst
grün, dann braun, später schwarz und zuletzt silbern wandeln die
Weidenruten ihre Farbe und behalten doch lange ihre Festigkeit.
Bautafel
Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Henning von Wedemeyer, Hubertus Schwabe, Christiane Giesenhagen, Michael Schröder (Mitarbeiter Architekturbüro); AIP Ingenieurgesellschaft, Schöneiche (Tragwerksplanung)
Bauherr: Land Brandenburg/Landesbauamt Bernau
Fertigstellung: 1999
Standort: Schloss Criewen bei Schwedt
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin