Altstadtsanierung in Banyoles/E
Urbane Landschaft
Altbaumodernisierung kann sich auch dem Raum zwischen den Häusern widmen - so geschehen im spanischen Banyoles. Im Alltag spielt Architektur in der Wahrnehmung eine eher untergeordnete Rolle. Raum bzw. Zwischenräume sind weitaus wichtiger: Von der Gasse auf den Platz, von der Enge in die Weite sowie Orte, die zum Verweilen einladen oder eher Durchgangscharakter aufweisen. Die Kleinstadt Banyoles hat von einer kürzlich fertig gestellten Neuorganisierung des Verkehrs und der Sanierung ihrer Wege und Plätze extrem profitiert. Die Planung stammt aus dem Büro Mias Arquitectes aus Barcelona.
Gallerie
Vom Stadtzentrum dem Hauptplatz der Placa Major ausgehend wird
der Verkehr sukzessive beruhigt. Eine neu geschaffene Fußgängerzone
entspinnt ein Geflecht, welches die verschiedenen Plätze der Stadt
miteinander verbindet. Ein Hauptthema der Architekten war es, das
alte mittelalterliche Kanalsystem teilweise wieder zu öffnen und
damit im Stadtraum erneut erlebbar zu machen.
Banyoles liegt an einem großen von unterirdischen Quellen
gespeisten See. Im Mittelalter versorgte das Kanalsystem die
Hinterhofgärten der Stadt mit Wasser. Irgendwann wurde das System
bedeckt und als Abwassersystem genutzt. Die Linearität des
vorhandenen städtischen Wegesystems wurde nun durch unregelmäßige
Einschnitte in den Bodenbelägen der Straßen bzw. Plätze
unterbrochen und das Wasser wieder sichtbar gemacht. Schmale
Brücken spannen über den Kanal zu den Hauseingängen. Auf den
Plätzen entstehen durch asymmetrische Aufweitungen kleine Becken,
die Kinder zum Spielen einladen sollen. Das neue Wegesystem
entwickelt dabei die Qualität einer Landschaft mit Faltungen und
Verwerfungen in denen Wasser läuft oder sich staut.
Auch die Wirkung der Häuser verändert sich in dieser neuen
Landschaft. Sie erwecken nun zum Teil den Eindrucke als stünden sie
im Wasser, und die neu gestaltete Umgebung lässt das Alter der
Gebäude um so ehrwürdiger erscheinen. Die Details sind so
vielfältig wie sorgfältig. Als Material wurde ein regionaler
Travertin gewählt. Diese wurde - angepasst an die Orte - in
verschiedenen Formaten und Verbänden verlegt. Die Randsteine der
Rinnen, Abschlusssteine oder auch Gewölbesteine der Brücken, alles
besteht aus ein und demselben Material. Da auch viele Gebäude,
insbesondere Kirchen und einige Gebäude aus dem Mittelalter, aus
demselben Stein errichtet wurden, entsteht ein sehr homogener fast
schon monolithischer Eindruck.
Bautafel
Architekt: Mias Arquitectes, Barcelona
Projektbeteiligte: Albert Ribera (Tragswerksplanung)
Bauherr: Stadt Banyoles
Fertigstellung: 2008
Standort: Banyoles, Spanien
Bildnachweis: Mias Arquitectes, Barcelona