Villa Esche in Chemnitz
Sanierung, Umnutzung und Rekonstruktion
1902 wurde der belgische Architekt Henry van de Velde mit dem Bau der Villa für den Strumpffabrikanten Esche beauftragt. Auch die Innenausstattung sollte vom Architekten, der u.a. an der Kunstgewerbeschule in Weimar lehrte, übernommen werden. So entstanden Möbel, Lampen, Teppiche und Gebrauchsgegenstände, wie z.B. Geschirr, nach den Entwürfen des Architekten. Der durch die englische Arts-and-Crafts-Bewegung beeinflusste Künstler gilt als bedeutender Vertreter des Jugendstils.
Gallerie
In der renovierten Villa sind Exponate der Kunstsammlungen
Chemnitz ausgestellt. Dazu gehören zahlreiche Werke des
Architekten/Künstlers van de Velde im ersten Obergeschoss und das
überwiegend original möblierte Speise- und Musikzimmer im
Erdgeschoss.
Das wiederhergestellte Jugendstilgebäude wird jetzt als Tagungs-
und Kommunikationsstätte, für Konzerte und andere Veranstaltungen
genutzt. Teilbereiche der Villa können gemietet werden.
Sanierung/Modernisierung
Grundgedanken und Ziel bei der Restaurierung der Villa war die möglichst
original getreue Wiederherstellung der historischen Substanz. Die
notwendigen bestandserhaltenden Eingriffe sowie die bau- und
haustechnischen Neuerungen wurden deshalb mit größter
Sorgfältigkeit ausgeführt. So war eine ausführliche Bausicherung,
Bauforschung und Planung vorab über fünf Monate nötig.
Da eine öffentliche Nutzung des Gebäudes geplant war, mussten die
tragenden Decken- und Treppenelemente an die erhöhte Verkehrslast
angepasst werden. Weiterhin wurde ein neues Treppenhaus mit
behindertengerechtem Aufzug eingebaut.
Besonders das durch Feuchtigkeitsschäden schwer in Mitleidenschaft
gezogene Mauerwerk war ein größeres Problem. Aber auch die
Farbgestaltung der Räume war sehr aufwändig, da das verfügbare
Bildmaterial nur aus Schwarz-Weiß-Fotografien bestand. Die
einzelnen Bauteile wurden deshalb nach Originalfarben untersucht.
Einzelne von van de Velde gewählte Farbtöne - z.B. verschiedene
Wandbespannungen oder der ockergelbe Kalkanstrich des
Fassadenputzes - konnten so wiederhergestellt werden.
Zur neuen Haustechnik gehört neben Fußbodenheizung, Klimaanlage und
neuen Sanitäranlagen auch ein modernes Kommunikations- und
Sicherheitssystem.
Beim Birkhäuser Verlag ist das Buch "Henry van de Veldes Villa Esche in Chemnitz", ISBN 3-7643-6991-4 erschienen. Darin dokumentiert ist die wechselvolle Geschichte des Hauses, die Bau- und Nutzungsgeschichte sowie die Bedeutung des Gesamtkunstwerks im Schaffen des Architekten und in der Baukunst seiner Zeit.
Bautafel
Architekten: Henry van de Velde, Weimar (1903), Werner Wendisch, Chemnitz (2001)
Bauherr: Herbert Eugen Esche, Chemnitz (1902); Grundstücks- und Gebäudewirtschaft-Gesellschaft m.b.H. Chemnitz (2001) als neue Eigentümerin
Fertigstellung: 1903, Restaurierung 2001
Standort: Parkstraße 58 in Chemnitz-Kassberg
Bildnachweis: Ulf Dahl