Ständehaus in Düsseldorf
Komplettsanierung und neue Glaskuppel
1876 bis 1880 wurde das Ständehaus im Stil der italienischen Hochrenaissance als Parlamentsgebäude für den Rheinischen Landtag nach den Plänen von Julius Raschdorff errichtet. Das annähernd quadratische Karree gruppiert sich als vierflügelige Anlage um einen Innenhof, zu dem sich an drei Seiten die Erschließungsflure orientieren. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde das Gebäude mehrmals umgebaut, um den wachsenden Raumbedürfnissen des Parlamentsbetriebs nachzukommen. Dabei wurde der Innenhof zunehmend verkleinert. Nachdem die Anzahl der Abgeordneten des Landes Nordrhein-Westfalen 1988 noch einmal gestiegen waren, wurde das Gebäude endgültig zu klein und der Parlamentsbetrieb in einen Neubau ausgegliedert. Seitdem stand das Gebäude leer und wartete in einer schönen Parkanlage auf eine Auffrischung und neue Nutzung.
Gallerie
Sanierung
Die vorrangige Aufgabe der Architekten, die mit dem Umbau in ein
Museum für zeitgenössische Kunst betraut wurden, bestand darin, ein
klar verständliches Konzept zu finden, das einerseits die Belange
des Denkmalschutzes und andererseits die sich aus dem
Museumsbetrieb ergebenden Belichtungsprobleme unter einen Hut
bringen konnte. Unter dem Motto einer " schöpferischen Zerstörung"
wurde das ohnehin auf Grund von Kriegsschäden nicht originalgetreu
aufgesetzte Staffelgeschoss des Daches bis zur alten Traufkante
abgebrochen. Ebenfalls entfernt wurden die den Hof fast vollständig
einschnürenden nachträglichen Anbauten. In langen Gesprächen mit
der zuständigen Denkmalschutzbehörde einigte man sich darauf, dass
eine Rekonstruktion von unklaren Vorkriegszuständen
nicht in Frage käme, sondern eine neue Lösung gesucht werden
sollte, die den Baukörper in seiner ursprünglich axialen Klarheit
betonen sollte.
Wesentliche Zutat und Neuerung ist eine kissenförmig gedrückte
Glaskuppel mit Diagonalgraten, die sich stützenfrei über den ganzen
Grundriss spannt. Sie taucht den ehemaligen Hof mit den umlaufenden
Fluren in helles Tageslicht. Die Halteprofile der Glasscheiben
wurden von der rhombisch gekreuzten Gittertragschale getrennt.
Die Ausbuchtung des ehemaligen Sitzungsaals bleibt durch einen auf
vier dicken Säulen aufgeständerten Kubus räumlich spürbar. Die
Innenhofwände wurden bis auf wenige Sandseinarchitrave und Portale
glatt verputzt und in strahlendem Weiß gestrichen, um aus der
daraus resultierenden Reflexion möglichst gute
Belichtungsverhältnisse in der dreigeschossigen Halle zu
erreichen.
Die Eingangsebene läuft unter dem neuen Einbau durch und betont die
alte Offenheit, die sich vom Eingangsportikus bis zum Kaffeebereich
durchzieht. Zwei zylinderförmige Treppentürme und ein neuer Aufzug
betonen die vertikale Verbindung zu den darüber liegenden drei
Ausstellungsebenen.
Bautafel
Architekten: Kiessler + Partner, München
Projektbeteiligte: Hermann Schultz, München (Projektleiter); Sailer, Stepan und Partner, München (Tragwerksplanung); Richard Grün Institut, Ratingen (Bauphysik und Kuppelverglasung); Halfkann + Kirchner, Erkelenz (Brandschutz); Institut Dr.Ing. Klapdor, Düsseldorf (Akustikplaner)
Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen
Fertigstellung: 2001
Standort: Am Kaiserteich, Düsseldorf
Bildnachweis: Ralph Richter, Düsseldorf