Ausstellungsgebäude Adambräu in Innsbruck/A
Umnutzung einer Brauerei
Das Sudhaus des Adambräu in Innsbruck wurde von Lois
Welzenbacher geplant und 1926/27 erbaut. Welzenbacher gilt als ein
Pionier der modernen Architektur in Österreich, der auch durch
seine Teilnahme an der legendären von Philip Johnson
mitorganisierten Ausstellung „The International Style ...“ im New
Yorker Museum of Modern Art über die Grenzen Europas hinaus bekannt
wurde.
Die meisten Welzenbacher Werke wurden - wenn nicht schon im 2.
Weltkrieg - so später durch Abbruch oder den rücksichtslosen Umbau nach dem
Kriege zerstört. Nachdem das benachbarte Kühlschiff, ebenfalls von
Welzenbacher geplant, in ein Bürogebäude umgebaut wurde, kaufte die
Stadt Innsbruck das Sudhaus des Adambräu. Das Sudhaus funktionierte
ursprünglich strikt und fast buchstabengetreu nach den technischen
Vorgaben der Bierbrauerei: Nach dem Schwerkraftprinzip durchläuft
das Bier von oben nach unten mehrere Läuterungsbecken. Das deshalb
vertikal gestaffelte Gebäude stellt allein deswegen ein
bemerkenswertes Industriedenkmal dar. Entsprechend seiner
vormaligen Nutzung ist das Gebäude in heterogen geprägte
Stockwerkszonen unterteilt. Oben Mälzerei und Darren, darunter die
Sudkessel in denen gemaischt geläutert und gewürzt wurde. Ganz
unten Lagertanks und die Abfüllung. Eingezogen als einer der neuen
Nutzer ist das "Architektur und Tirol" (aut), das sich früher
Architekturforum Tirol nannte. Den oberen Bereich belegt das Archiv
für Baukunst der Innsbrucker Universität.
Gallerie
Sanierung/Modernisierung
In der Medizin würde die Vorgehensweise der Planer mit den Worten
"leichter invasiver Eingriff" bezeichnet werden. Die
Gebäudestruktur bleibt vollständig erhalten und wird weitgehend
restauriert. Obwohl die Architekten nicht absichtlich eine
denkmalpflegerische Haltung einnahmen, ist das Ergebnis einem
solchen Ansatz frappierend ähnlich. Größter Eingriff in die
Bausubstanz war die Unterfangung der Nordwand in der großen Halle,
um einen Durchblick von der Lounge des "aut" in die angrenzenden
Büroräume zu ermöglichen. Rücksichtsvoll im Hinblick auf eine
spätere Nutzungsänderung wurden dagegen die kreisrunden
Bodenöffnungen, die nach dem Entfernen der Sudkessel übrig blieben,
mit reversiblen Holzdielen geschlossen. So lässt sich durchaus für
bestimmte Ausstellungskonzepte eine räumliche Verbindung über die
Kesselöffnungen herstellen. Getreu dem industriellen Ambiente der
ehemaligen Brauerei wurden auch die Oberflächen von Wänden, Decken
und Böden reizarm behandelt: ein schlichter Kontrast zwischen
schwarzen oder gareuen Böden und weißen Wänden und Decken. Ebenso
wurden alte Rohrgeländer, Heizkörper erhalten, saniert und neu
lackiert.
Neu hinzugekommene Bauteile wie Beleuchtungskörper und Lüftungen sprechen eine ebenso schlichte Architektursprache. Nachdem alte Rohre und Gussleitungen entfernt wurden, konnten die Bodendruchbrüche mittels Glasplatten oder Beleuchtung akzentuiert gezeigt, ja betont werden. Außerdem fand eine ausgewiesener Rückbau statt. Trotz Energieeinsparung wurde der nachträglich angebrachte Vollwärmeschutz außen wieder abgenommen und im Inneren nur an den unbedingt notwendigen Bereichen durch gedämmte Vorsatzschalen weitgehend ersetzt. Die Stahlfensterprofile wurden geschliffen, überarbeitet und zum Teil ergänzt. Die großen Wassertanks und Silos, die sich wie Zellen aneinander reihen, wurden in den Kreuzungspunkten aufgeschnitten, sodass eine Vierteilung der Räume erreicht werden konnte. Hier stehen auf einer Gitterrostebene die Stahlregale des Archivs.
Bautafel
Architekten: Köberl & Giner + Wucherer_Pfeifer, Innsbruck
Projektbeteiligte: Ing. Rofner und Ing. Gaisberger vom IIG (Projektleitung); Dipl.Ing. Brunnsteiner und Dipl. Ing. Bergmann (Tragwerksplanung); Hiesmayr (Haustechnik); Halotech Lichtfabrik (Lichtplanung)
Bauherr: IIG, Innsbrucker Immoblien FmbH Co KEG
Fertigstellung: 2005
Standort: Lois Welzenbacherplatz 1, Innsbruck/A
Bildnachweis: Günter Richard Wett