Bauradarverfahren
Voruntersuchungen von Bestandsbauten mit zerstörungsfreier Technologie
Präzise Kenntnisse über einen Bestandsbau sind unerlässlich,
wenn kostengünstig und effizient saniert werden soll. Um ein
Bauwerk zu erfassen, bieten sich vielerlei Möglichkeiten an: Das
Studieren vorhandener Planunterlagen, erneute umfangreiche
Bauaufnahmen, sorgfältige Baubegehungen, energetische
Bestandsaufnahmen oder das genaue Erfassen von Bauschäden. Die
genannten Maßnahmen begutachten vorrangig sichtbare Oberflächen
oder Beeinträchtigungen. Wie es jedoch innerhalb eines Wandaufbaus
aussieht, lässt sich in der Regel nur erkunden, wenn das Bauteil
geöffnet und z. B. mit einem Endoskop hineingesehen wird.
Um die Zerstörung eines Bauteils zu vermeiden, wird seit einigen
Jahren das Bauradarverfahren aus dem Bereich der Geophysik
eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Messverfahren, welches
elektromagnetische Impulse im Frequenzbereich zwischen 400 MHz und
1,6 GHz in ein Bauteil einleitet. Je nach Beschaffenheit werden die
Impulse reflektiert oder transmittiert. Die maximal mögliche
Eindringtiefe beträgt sechs Meter. Mithilfe dieses Verfahrens lässt
sich unter anderem der Zustand von Mauerwerks-, Beton-, Naturstein-
und Mischkonstruktionen beurteilen. Dabei wird das Radargerät, das
je nach Ermittlungsziel mit unterschiedlichen Radarsensoren
bestückt werden kann, langsam an der Bauteiloberfläche
entlanggeführt. Erkenntnisse, die durch dieses Verfahren gewonnen
werden, sind jedoch nur von erfahrenen Experten interpretierbar, da
die Methode spezielles Fachwissen erfordert.
Gallerie
Mit dem Bauradarverfahren lassen sich in historischen Mauerwerksbauten Wanddicken, eventuelle Hohlräume im Wandaufbau oder Bauteilanker aufspüren. Auch die Verteilung von Feuchtigkeit in der Wand ist mit dieser Technik ermittelbar. Innerhalb von Geschossdecken kann die Lage und Art der Stahlträger oder einer anderen Tragkonstruktion ermittelt werden. Um Aufschluss über Stahlbetongebäude oder entsprechende Konstruktionen im Brückenbau zu erlangen, lassen sich mit dem Bauradarverfahren z. B. die vorhandene Lage und der Abstand der Bewehrung ausfindig machen. Dabei werden auch Hinweise über eventuelle vorhandene Korrosionsschäden gegeben. Mit dieser Methode sind auch der Zustand und die Qualität des Betons im Nachhinein überprüfbar. Selbst unterhalb von alten Fundamentplatten kann die genaue Lage von Grundleitungen oder der Grundwasserspiegel geortet werden.
Zwar lassen sich nicht alle Fragestellungen mit dem
zerstörungsfreien Bauradarverfahren beantworten, jedoch bietet es
neue, interessante Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung beim Bauen
im Bestand. In jedem Fall sollte im Vorhinein geprüft werden, ob
Aufwand und Kosten im entsprechenden Verhältnis zum Nutzen der
gewonnenen Erkenntnis stehen.