Nachkriegsbauten der 50er Jahre

Mehr noch als die 1920er-Jahre sind die 50er-Jahre geprägt durch Sparsamkeit, Materialknappheit und einfache Bauweisen. Bei den Häusern dieser Zeit weisen die Außenwände sehr kleine Querschnitte mit schlechten Wärme- und Schallschutzeigenschaften auf. Die Geschossdecken bestehen größtenteils schon aus Stahlbeton, oft mit Verbundestrichen ohne weitere Schallschutzmaßnahmen. Die Dachstühle haben weitgehend chemischen Holzschutz, sind jedoch sehr gering dimensioniert.

Gallerie

Die meisten Wohnungen verfügen über ein eingebautes Bad, bei den Heizsystemen herrscht noch Einzelofenheizung vor. Die Wohnungsgrößen und -zuschnitte sind einfach und häufig beengt. Die Fenster bestehen aus Holz mit Einfachverglasung, Putz- und Stuckornamente fehlen fast völlig. Einzige Schmuckelemente an den Gebäuden sind in vielen Fällen die Sprossenteilung der Fenster und die Schlagläden aus Holz.

Was muss besonders beachtet werden?

  • Sanierungsschwerpunkt dieser Gebäude sind die Verbesserung von Wärme- und Schallschutz, die Fassadensanierung, die Erneuerung der Dacheindeckung, die Sanierung von Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Sockelbereich, sowie die Erneuerung der Haustechnik.

  • Die außerordentlich dünnen Außenwände aus sehr einfachen Materialien und die einfachverglasten Fenster haben einen sehr schlechten Wärmeschutz und müssen wärmetechnisch stark verbessert werden. Aus bauphysikalischer Sicht darf die Erneuerung der Fenster nur in Kombination mit einer Verbesserung des Wärmeschutzes der Wände erfolgen.

  • Die typischen Balkone der 50er Jahre als auskragende Betonkonstruktion sind bautechnisch und bauphysikalisch sehr problematisch. Ihre Sanierung ist schwierig. Häufig ist es einfacher, neue Balkone mit neuer Tragkonstruktion vor die Fassade zu stellen.

  • Ähnlich wie die Häuser der 20er Jahre leben auch die Häuser der 50er Jahre von wenigen Gestaltungsmerkmalen. Bei der Sanierung, insbesondere bei der Erneuerung der Fenster, ist deshalb viel Gestaltungs- und Einfühlungsvermögen erforderlich.

  • Als Folge der oft sehr sparsamen Bauweise sind Schall- und Wärmeschutz fast immer unzureichend.
Typische Merkmale der Nachkriegsbauten
  • Außenwände aus Ziegel-, Schlacke- oder Bimsmauerwerk
  • Wandstärken zwischen 24 und 30 cm
  • Einfache, sparsame Bauweise
  • Massivdecken mit Verbundestrich
  • Massivtreppen
  • Keine Wärmedämmung
  • Teilweise noch Holzbalkendecken
  • Holzfenster mit minimalen Querschnitten
  • Fenstermaterial oft einfaches, wenig haltbares Nadelholz
  • Einfachverglasung
  • Kleine Balkone als auskragende Betonplatte
Typische Schadensbilder und Mängel
Außenwände
  • Unzureichender Schall- und Wärmeschutz der Außenwände
  • Wärmebrücken durch Heizkörpernischen mit geringen Wandstärken
  • Schwierige Konstruktionen mit auskragenden Balkonplatten
Innenwände
  • Unzureichender Schallschutz der Wohnungstrennwände
  • Teilweise Putzschäden
Außenwandbekleidungen
  • Putzschäden in Form von Rissen und Abplatzungen, vor allem im Sockelbereich
  • Putzschäden durch Risse im Mauerwerk
Fenster, Außentüren
  • Undichte, verzogene Fensterrahmen mit oft erheblichen Anstrichschäden
  • Ungenügender Schall- und Wärmeschutz bei Einfachverglasung
Dach
  • Undichtigkeiten von Dächern durch fehlende Unterspannbahn oder beschädigten Mörtelverstrich sowie schadhafte Dachrinnen und Fallrohre
  • Durchfeuchtung und Versottung der Kaminköpfe
  • Ungenügender Wärmeschutz
Geschossdecken
  • Ungenügender Tritt- und Luftschallschutz bei Massivdecken mit Verbundestrichen
  • Ungenügender Wärmeschutz zum Kellergeschoss
  • Ungenügender Wärmeschutz zum Dachgeschoss
Fußböden, Innentüren
  • Schadhafte und ausgetretene Bodenbeläge
  • Korrosionsschäden an Metallleitungen, die in magnesitgebundenen Estrichen (Steinholz) verlegt wurden
  • Anstrichschäden an Innentüren und Türzargen
Geschosstreppen
  • Schadhafte Platten- und Kunststeinbeläge auf Massivtreppen und im Hausflur
  • Ungenügender Trittschallschutz
  • Ungenügender Brandschutz bei Holztreppen
Sanitärinstallation
  • Knapp bemessene Ausstattung der Wohnungen mit Bädern und WC
  • Korrosionsschäden an Wasserleitungen
  • Verstopfte Abflussleitungen im Kellergeschoss
Heizung
  • Häufig noch fehlende Zentralheizung
  • Beschädigte Gussasphaltbeläge in der Nähe von Einzelfeuerstätten
  • Heizungsanlagen ohne Energie sparende Regelungseinrichtungen
Elektroinstallation
  • Teilweise erneuerungsbedürftige Elektroinstallation ohne erforderlichen Schutzleiter
  • Teilweise ungenügende Ausstattung mit Unterverteilungen und Absicherungen
Modernisierungsschwerpunkte
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Außenwänden
  • Verbesserung des Schallschutzes von Decken
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Dächern
  • Reparatur ausgetretener Estrichböden
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Fenstern
  • Erneuerung vorhandener Heizungsanlagen
  • Erneuerung schadhafter Sanitärleitungen
Zum Seitenanfang

Was ist ein Altbau?

Am Hauptmarkt im sächsischen Bautzen

Am Hauptmarkt im sächsischen Bautzen

Es gibt keine allgemeingültige Definition für den Begriff Altbau und es ist nicht so einfach wie z.B. bei Autos, die schlicht nach...

Baualtersstufe Fachwerkhäuser

Die Formensprache und Detailausbildung dieses Baustils ist regional sehr unterschiedlich

Die Formensprache und Detailausbildung dieses Baustils ist regional sehr unterschiedlich

Fachwerkhäuser nehmen eine Sonderstellung unter allen Baualtersstufen ein. Als Mischkonstruktionen aus tragenden Holzrahmen mit...

Baualterstufe Gründerzeit/Jahrhundertwende

Gebäude aus der Gründerzeit in Berlin

Gebäude aus der Gründerzeit in Berlin

Die Häuser der Jahrhundertwende sind die charakterstischste Gruppe der innerstädtischen Altbauten. Stadtquartiere mit...

Baualtersstufe der 20er und 30er Jahre

Die Siedlung Georgsgarten in Celle wurde zwischen 1925 und 1927 nach Plänen des Architekten Otto Haesler errichet.

Die Siedlung Georgsgarten in Celle wurde zwischen 1925 und 1927 nach Plänen des Architekten Otto Haesler errichet.

Zu Beginn der 1920er-Jahre findet eine deutliche Abkehr vom reich verzierten Stil der Gründerzeit statt. Daneben erfordern...

Nachkriegsbauten der 50er Jahre

Zwischen 1956 und 1958 entstand das Corbusierhaus Unité d’Habitation in Berlin Betonkonstruktion in klassischer Schottenbauweise mit Betondecken und tragenden Beton-Zwischenwänden, die als Fertigteile montiert wurden.

Zwischen 1956 und 1958 entstand das Corbusierhaus Unité d’Habitation in Berlin Betonkonstruktion in klassischer Schottenbauweise mit Betondecken und tragenden Beton-Zwischenwänden, die als Fertigteile montiert wurden.

Mehr noch als die 1920er-Jahre sind die 50er-Jahre geprägt durch Sparsamkeit, Materialknappheit und einfache Bauweisen. Bei den...

Vorhangfassaden zwischen 1950 und 1980

Sprossenkonstruktion am Beispiel einer Schule aus den 1960er Jahren in Hannover

Sprossenkonstruktion am Beispiel einer Schule aus den 1960er Jahren in Hannover

Vorhangfassaden aus der Nachkriegszeit haben mit ihren geschichtlichen Vorläufern nur noch die Erscheinungsform gemeinsam. Im...

Baualtersstufe der 60er Jahre

Das Karstadt-Warenhaus in Celle aus dem Jahr 1964-65, Architektur: Walter Brune

Das Karstadt-Warenhaus in Celle aus dem Jahr 1964-65, Architektur: Walter Brune

Die Häuser der 60er Jahre zeigen neue Formen, neue Materialien und neue Konstruktionen. Die größte Wohnraumnot und der größte...

Industrialisierter Wohnungsbau der 70er Jahre/Plattenbauten

Sozialer Wohnungsbau aus den 1970er-Jahren in Berlin-Kreuzberg

Sozialer Wohnungsbau aus den 1970er-Jahren in Berlin-Kreuzberg

In den 1970er-Jahren gewinnt das industrielle Bauen ganz entscheidend an Bedeutung. In der Bundesrepublik entsteht eine ganze...

Baualterstufe der 80er Jahre

Die Architektur der 1980er Jahre ist noch stark geprägt von der Postmoderne und dem beginnenden Dekonstruktivismus. Ursprung der...