Industrialisierter Wohnungsbau der 70er Jahre/Plattenbauten
In den 1970er-Jahren gewinnt das industrielle Bauen ganz entscheidend an Bedeutung. In der Bundesrepublik entsteht eine ganze Reihe von Fertigteilbausystemen. Durch Verlagerung der Produktion von der Baustelle in die Werkhalle erhofft man sich die Ausschöpfung zusätzlicher Ressourcen zur Steigerung der Produktivität und zur Senkung der hohen Baukosten. Hohe Stückzahlen sollen, ähnlich wie in der Industrie, eine größere Wirtschaftlichkeit garantieren. Zahlreiche Großsiedlungen aber auch viele Universitätsneubauten und Verwaltungsgebäude zeigen die weite Verbreitung dieses Bautyps aus der Zeit der 70er Jahre.
Gallerie
In der DDR wird das industrialisierte Bauen zum dominierenden
Bauverfahren. Hier sind es vor allem Plattenbausysteme, Bausysteme
der Beton-Großtafelbauweise, die ab den 70er Jahren den Wohnungs-
und Verwaltungsbau völlig beherrschen. Hierbei hatte der
Produktionsablauf Vorrang vor allen anderen Kriterien. Grundrisse
mussten sich bedingungslos dem Konstruktionsraster unterordnen.
Zunächst vor allem in der DDR ohne jede Wärmedämmung versehen,
werden bei steigender Rohstoffknappheit zunehmend wärmegedämmte
Konstruktionen aus Schaumbeton oder aus zwei- und dreischalige
Platten ausgeführt. Mit Einführung der wärmegedämmten
Konstruktionen wurden die Energiebilanzen dieser Gebäude besser als
viele aus vergleichbaren anderen Bauepochen.
Besonders nachteilig auf das Image dieser Gebäudekategorie hat
sich ihr außerordentlich massives und uniformes Erscheinungsbild
ausgewirkt. Hinzu kommen gravierende Verarbeitungsmängel und eine
oft lieblose Gestaltung.
Was muss besonders beachtet werden?
- Sanierungsschwerpunkte dieser Gebäude sind die Verbesserung der
äußeren Gestaltung, im Allgemeinen verbunden mit einer Verbesserung
des Wärmeschutzes, eine Erneuerung der Dacheindeckung, Ergänzungsmaßnahmen beim
Brandschutz sowie die Erneuerung der gesamten Haustechnik,
einschließlich der Fahrstühle.
- Ein ganz wesentlicher Mangel dieser Baualtersstufe ist ihre
sehr brutale Gestaltung und ihr schlechtes Image. Jede Modernisierung muss deshalb die Verbesserung der
äußeren Gestaltung zum vorrangigen Ziel haben.
- Der konstruktive Brandschutz der Gebäude ist im Allgemeinen
gesichert. Ein Problem stellt bisweilen, vor allem bei manchen
Gebäudetypen der ehemaligen DDR, die Fluchtwegesituation dar, wenn
nur ein Treppenhaus vorhanden ist. Hier sind, in Abstimmung mit den
Brandschutzbehörden geeignete Alternativen zu entwickeln. Hinweise
hierzu finden sich in: „Böhning; Altbaumodernisierung im
Detail“
- Bei Hochhäusern ist zu berücksichtigen, dass
Druckerhöhungsanlagen erforderlich sind, um die oberen Etagen zu
versorgen. Bisweilen ist es von Vorteil, weil auf den Etagen der
erforderliche Raum fehlt, die Druckerhöhung im Keller vorzusehen,
und dann getrennte Einspeisungen etwa alle sechs Etagen
vorzusehen.
- Die Wärmedämmung der Gebäude aus den 70er Jahren, auch die
Gebäude der ehemaligen DDR ist besser als bei vielen vergleichbaren
Baualtersstufen. Dennoch sollte immer beachtet
werden, dass im Zuge der Modernisierung der Wärmeschutz weiter
verbessert wird, allein schon um den Anforderungen der Energieeinsparverordnung gerecht zu werden.
Konstruktiv ist dies im Allgemeinen kein Problem.
- Bei den Gebäuden aus der ehemaligen DDR spielt die Sanierung der einzelnen Plattenfugen eine große Rolle. Allerdings muss häufig ohnehin die gesamte Fassade saniert werden, vor allem auch um die Gestaltung zu verbessern, so dass die Sanierung der Fugen in diese Maßnahmen eingebunden wird.
- Standardisierte Stahlbetonbauteile, industriell
vorgefertigt
- Zunächst keine Wärmedämmung, erst später wärmegedämmte
Konstruktionen
- Teilweise sehr stark experimenteller Charakter
- Grundrisse auf Produktionsraster aufgebaut
- Teilweise schwierige Wohnungszuschnitte mit kleinen
Räumen
- Schlechter Schallschutz
- Fensterflügel mit großen Formaten, häufig undicht und
verzogen
- Schlechte Wärmedämmung der Fenster
- Zentralheizung, zumeist ohne Energie sparende
Regelungsmöglichkeiten
- Technische Installationen veraltet