_Akustik
Tempodrom in Berlin
Schallabsorbierende Holzstreifen
Ungewöhnlich die Geschichte, ungewöhnlich das Gebäude: Was 1980 mit einer Erbschaft als alternative Kulturinstitution in einem Zirkuszelt begann steht mittlerweile als festes Gebäude in Kreuzberg, das Tempodrom. Nach zweimaligem Umzug (vom Potsdamer Platz in den Tiergarten und zum Ostbahnhof) beschlossen die Inhaber, eine stationäre Veranstaltungsstätte zu errichten. Nach langem Suchen wurde das Areal am Anhalter Bahnhof gefunden: mitten in der Stadt, mit genügend Freifläche in den Außenbereichen. Nach Entwürfen von mehreren Architekten wurde schließlich das Architekturbüro gmp herangezogen und beauftragt.
Gallerie
Das städtebauliche Konzept war, das Gebäude als öffentliche und begehbare Form auszubilden. So entstand ein 105 x 85 m großes Sockelgeschoss, das sich mit einer Freitreppenanlage über die ganze Gebäudebreite nach Norden hin öffnet und gen Süden sich mit Rampen in das Gleisanlagenwäldchen streckt. Über dem Sockel ragt ein weithin sichtbares Dach, dass an die Ursprünge des Tempodroms mit Zirkuszelt erinnert. Das Raumprogramm orientiert sich an den vorherigen Zeltbauten: eine Große Arena mit bis zu 3.700 Plätzen und eine Kleine Arena mit maximal 400 Plätzen, beide kreisrund, umschlossen von Bars.
Zusätzlich wurden an der Westseite ein Seminarbereich und unterhalb der Osttreppe ein Catering-Restaurant-Betrieb untergebracht. Außerdem befindet sich im Süden das sogenannte Liquidrom – ein semitherapeutischer Wellnessbereich mit Solebecken. Innen beschränkten sich die Architekten auf wenige Materialien und wenige Farben: Die Wände sind aus Sichtbeton, die Fußböden aus Gussasphalt, Einbauten aus behandelten Schaltafeln.
Akustik
Die 37 Meter hohe Dachkonstruktion der Großen Arena ist das
dominante Element des Tempodroms. Sein Faltwerk besteht aus einem
ausgesteiften Stahltragwerk: 24 gebogene Stahlprofile, die zu
Fachwerkbindern zusammengefasst sind und oben auf einen Kranz mit
zwölf Zacken zulaufen.
Eine zweilagige Gipskartonschale auf der Innenseite der Stahlkonstruktion gewährleistet einerseits den Brandschutz und reflektiert andererseits den Schall. Schallabsorbierende Streifen aus unbehandeltem Spanholz sind auf der schwarz gestrichenen Schale aufgebracht und geben dem Dach von Innen sein charakteristisches Streifenmuster.
Bautafel
Architekten: gmp, von Gerkan, Marg und Partner, Berlin/Hamburg
Projektbeteiligte: S. Schütz (Projektleitung); BAL, Berlin (Bauleitung); Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung Dach); Ing.-Büro Krentel, Berlin (Tragwerksplanung Sockel); Krafft-Wehberg, Berlin (Freiraumplanung); Rockwool; Gladbeck (Hersteller Dämmung)
Bauherr: Stiftung Neues Tempodrom, Berlin
Fertigstellung: Ende 2001
Standort: Südgelände des Anhalter Bahnhof, Berlin-Kreuzberg
Bildnachweis: Christian Gahl, Berlin (1); gmp, Hamburg/Berlin (3); Tempodrom Berlin (2,4)