Ragnarock-Museum in Roskilde
Pyramidenförmige Schallabsorber aus rotem Aluminium
Glanz und Glamour, Stars und Fans, Rock and Roll sind die Schlagworte für den markanten Museumsneubau in geometrischer Form und auffälliger Farbe. Golden glänzt die Fassade des Ragnarock-Museums für Pop, Rock und Jugendkultur auf dem Areal eines ehemaligen Zementwerks in Roskilde. Die dänische Stadt in der Nähe von Kopenhagen ist seit den 1970er-Jahren Veranstaltungsort eines populären Open-Air-Festivals, das Sommer für Sommer internationale Musikgrößen und zehntausende Besucher anzieht. Während das Festivalgelände südlich des Stadtgebietes anschließt, soll der Rockmagnet nördlich davon als kreatives und unterhaltungskulturelles Zentrum in Roskilde einen ganzjährigen Anziehungspunkt bilden. Den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen 2011 COBE Architekten aus Kopenhagen gemeinsam mit MVRDV Architekten aus Rotterdam. Ihr Masterplan sieht drei Gebäude vor: neben dem Museum eine Rock-Hochschule sowie Büros für das Roskilde-Festival. Inmitten alter Industriehallen ist das Ragnarock-Museum 2016 realisiert worden.
Gallerie
Auf den kantigen Baukörper in Form eines dreidimensionalen Tetrissteins oder gekippten L, dessen weite Auskragung gen Osten ein schützendes Vordach ausbildet, führt eine Tartanbahn wie ein roter Teppich zu. Entworfen hat ihn das Landschaftsarchitekturbüro LIW Planning. Glamourös hebt sich nicht nur der Weg zum Museumseingang, sondern auch das Gebäude selbst von der Umgebung ab: Die goldfarbene, seidenmatt schimmernde Hülle umschließt insgesamt vier Vollgeschosse. Pyramidenförmige Elemente aus eloxiertem Aluminium sind an 1.200 Quadratmeter Fassadenfläche montiert. Die dreidimensionale Struktur der 90 mal 90 Zentimeter großen Elemente verweist auf Schaumstoffschallabsorber an den Wänden von Tonstudios und stellt einen nach außen sichtbaren Bezug zur Musik dar.
Das Ragnarock-Museum ist Gegenwartsmuseum und Kulturhaus
zugleich. Die 3.100 Quadratmeter Fläche bieten Raum für eine
Ausstellung zu Jugendkultur, Rock- und Popgeschichte, aber auch
Konzerte, Vorträge und Filmvorführungen. Weil der Neubau im
Erdgeschoss an den Bestand anschließt, entsteht anders als im
ersten Obergeschoss kein quadratischer, sondern ein rechteckiger,
im Westen erweiterter Grundriss. Die Besucher gelangen zunächst in
ein Foyer mit Ticketschalter und Museumsshop. Die flankierenden
Garderoben sind mit einem Flaschenzugsystem ausgestattet und
ermöglichen die Selbstbedienung. Rückwärtig befindet sich unter
einem bestehenden Industriedach mit Oberlichtern das Café. Die
Eingangshalle wird gegliedert durch vier eingestellte Türme für
Treppen, Aufzug und Nebenräume, die sämtliche Ebenen durchstoßen.
Jeweils zwischen zwei dieser Einbauten erstreckt sich ein Mezzanin
mit Technik- und Depoträumen; im Übrigen ist das Foyer deutlich
höher als die anderen Etagen. Das erste Obergeschoss beherbergt
Büros und ein Auditorium für Veranstaltungen. Die obersten Ebenen
mit rechteckigen Grundrissen beinhalten die Ausstellungsflächen.
Dort, wo der Baukörper um 20 Meter weit auskragt, sind sie durch
eine breite Treppe zu einem hohen Raum verbunden.
Akustik
Das einem Tonstudio entlehnte Motiv pyramidenförmiger
Schallabsorber wird von der Fassade ins Gebäudeinnere
weitergeführt: Auch die Wände und Decken im Foyer sind mit den
geometrischen Elementen bekleidet. Die Farbgebung im Inneren ist
ebenfalls markant – hier wurde ein leuchtendes Scharlachrot
gewählt. Weil der Boden gleichfalls in (glänzendem) Rot ausgeführt
ist, werden die Besucher förmlich umhüllt von der intensiven
Farbigkeit. Der Farbton der anodisierten Aluminiumelemente an
Wänden und Decke soll an das rote Samtfutter eines Gitarrenkoffers
erinnern; die Architekten entwickelten ihn mit dem Hersteller
gemeinsam.
Die Pyramiden im Foyer sind mit 90 mal 90 Zentimetern genauso groß wie die der Fassadenbekleidung. Ähnlich wie in Aufnahmestudios die Absorber aus Schaumstoff die Nachhallzeiten verkürzen, haben die roten Elemente im Rockmuseum akustische Funktion. Einige davon sind fein perforiert. In unregelmäßiger Verteilung sind sie zwischen den samtig-glatten Pyramiden platziert und bewirken in dem hohen Raum eine angenehme Akustik. Die Beleuchtung erfolgt über kreisrunde, mattrot eingefasste Leuchtenspots an der Decke.
Im Café wird das Tonstudio-Motiv erneut aufgegriffen: Die Wände hinter dem Bartresen aus Sichtbeton sind mit schmückenden, kleinen, schwarz glänzenden Elementen in Pyramidenform verkleidet.
Bautafel
Architekten: MVRDV, Rotterdam und COBE, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Wessberg, Herlev (Statik, Akustik); Norconsult, Herlev (Projektierung); LIW Planning, Kopenhagen (Landschaftsarchitektur), Alutec, Jyllinge (Fassadenelemente); SkanDek,
Skanderborg (Dachelemente); Pro Montage, Sunds (Innenraumelemente)
Bauherr: Museumskonzern ROMU, Roskilde
Fertigstellung: 2016
Standort: Rabalderstræde 16, 4000 Roskilde
Bildnachweis: Ossip van Duivenbode, Rotterdam sowie Rasmus Hjortshøj – COAST, Kopenhagen