Ziegelfassade mit Faltenwurf
Gelungene Imitation eines textilen Stoffes
Was läge bei einem Neubau für den Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Münster näher als eine textile Fassade? Da die Vorgaben des Bebauungsplans dies jedoch nicht zuließen, entwickelte das mit dem Entwurf betraute Büro Behet Bondzio Lin eine Fassade aus Vormauerziegeln, die den fließenden Faltenwurf eines gigantisches Tuches nachbilden, das über das Gebäude gelegt wurde.
Gallerie
Mittels eines parametrischen Computerprogramms konnten die
Planer die gewünschten Licht- und Schattenverhältnisse auf der
Fassade modellieren. Gemeinsam mit dem Hersteller Deppe
entwickelten sie ausgehend von den Berechnungen sechs
Sonderformate, die alle auf einem Mauerstein im Dünnformat
basieren. Dessen rechter Winkel einer Längsseite wurden
schrittweise um bis zu 2,5 Grad erweitert, sodass die letzte
Variante einen Winkel von 105,0 Grad aufweist. Diese fünfeckigen
Ziegel
sind zwar rückwärtig alle bündig vermauert, erscheinen aber nach
vorne wie aus der Fassade heraus gedreht. Die differenzierten
Tiefen erzeugen durch Licht und Schatten eine scheinbar in Bewegung
befindliche Außenwand.
Für die Produktion der 74.000 Klinker mussten spezielle Formen für die
Drehtischpresse entwickelt werden. Die Berechnungen des
Computerprogramms gaben dabei die exakte Anzahl der jeweils
benötigen Variante vor. Für die Maurer auf der Baustelle wurde
mithilfe der Software zudem ein exakter Verlegeplan ausgegeben, der
anzeigte, wo welche Variante zum Einsatz kommen solle.
Als Inspiration für die Ziegelfassade benennen die Architekten den
Alabasterfaltenwurf der Beethoven-Statue von Max Klinger, die im
Leipziger Bildermuseum steht. Ein scheinbar fließend leichtes Tuch
fällt über die Knie des Komponisten und ist dennoch aus massivem
Stein.
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