Reet und Stroh
Reet oder Ried war in früherer Zeit ein übliches Deckungsmaterial für das geneigte Dach. Reet ist eine Schilfpflanze, die mit dem Getreide wie z.B. Hafer, Roggen, Weizen und Gerste verwandt ist. Heute sind Reetdächer etwas Besonderes, da die Eindeckung zeit- und arbeitsintensiv ist. Als Stroh werden gedroschene und trockene Halme von Getreidepflanzen bezeichnet. Für Strohdächer wurde früher Roggenstroh verwendet. Heutzutage ist das Eindecken mit handgedroschenem Winterroggenstroh (Langstroh) kaum mehr anzutreffen.
Gallerie
Dächer aus Reet und Stroh werden wegen ihrer Beschaffenheit und
Feuergefährdung als Weichdächer bezeichnet. Sie haben gute
Wärmedämmeigenschaften, sind leicht, dicht, windsicher und bei
einfacher Pflege langlebig. Von Nachteil ist die Empfindlichkeit
des Materials gegenüber Feuer und Funkenflug, sodass heute u.a.
bauaufsichtliche Mindestabstände beachtet werden müssen.
Die Mindestdachneigung für Stroh- und Reetdächer beträgt 45°. Je
nach Deckmaterial und Region sind verschiedene Eindecktechniken
verbreitet. Man unterscheidet dabei das genähte und das gebundene
Dach:
- Beim genähten Dach werden die Stroh- oder Reetbunde mit
1,5 cm starkem, verzinkten Draht in mehreren 10 cm dicken Lagen auf
die Latten genäht.
- Das gebundene Dach unterscheidet sich davon insofern, dass mit Hilfe von „Bandstöcken“ die Reetbündel an die Lattung angepresst werden und die Bandstöcke an den Latten festgebunden werden. Früher waren Weidestöcke als Bindematerial im Einsatz, getränkte Bindfäden haben diese abgelöst und wurden später durch den verzinkten Draht ersetzt.