Schäden durch unterlassene oder falsche Reinigung

Vielfach vernachlässigt werden die Pflichten der Reinigungsvorschriften. Kaum ein Fliesenleger übergibt seinem Bauherrn/Auftraggeber die Reinigungs- und Pflegeanleitungen der Fliesenhersteller sowie der Verlegewerkstoffhersteller – geschweige denn, dass er sich deren Empfang schriftlich bestätigen lässt. Dies allerdings ist Vorschrift und kann den Verleger bei Reklamationen aufgrund falscher Reinigung und Pflege in arge Bedrängnis bringen. Bedenkt man zudem, dass ca. 75% aller Reklamationen nach Fliesenverlegungen aufgrund fehlerhafter Reinigung und Pflege erfolgen, wird deutlich wie wichtig dieser Aspekt ist.

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Bauschlussreinigung

Die häufigsten Schäden bei Fliesenverlegungen stehen in Zusammenhang mit der nicht oder nicht sachgemäß durchgeführten sogenannten Bauschlussreinigung. Hierunter versteht man die Erstreinigung nach der Fertigstellung von Neubau-, Umbau- oder Renovierungsarbeiten. Im Anschluss an die Bauschlussreinigung sollen Oberflächen frei von Handwerkerschmutz (Mörtel-, Gips-, Lackspritzer, Bohrstaub etc.) sowie von Schutzfolien und Etiketten sein; außerdem sollen Oberflächen staub-, wischspuren- und schlierenfrei sein.
 
Der Planer sollte bei Fliesenarbeiten eine Bauschlussreinigung immer explizit mit in die Ausschreibung aufnehmen, da sonst von den Fliesenlegern vielfach nur eine Baugrobreinigung durchgeführt wird. Während Zementschleierreste ebenso wie Klebstoffreste hierbei meist von den Verarbeitern nach der Verlegung rückstandfrei entfernt werden, findet eine alkalische Reinigung (pH-Wert 9 bis 12) in der Regel nicht statt. Die Rückstände der heute immer häufiger eingesetzten zementären kunststoffvergüteten Fugmassen (siehe Beitrag „Fugen: Arten nach Rohstoffbasis“) lassen sich jedoch mit sauren Reinigern (pH-Wert 2 bis 6) nicht entfernen. Selbst nach sorgfältigem Abwaschen der Flexfugen können im Abwaschwasser Reste des unsichtbaren Kunststoffes verbleiben und auf der Fliesenfläche Flecken oder gar vollflächige Filme zurücklassen. Oft genug entdeckt man diese Flecken oder den zurückgebliebenen Film des Flüssigkunststoffes erst während der Nutzung des Bodens. Dann ist es bereits fast zu spät, da der Kunststoff mit „sehr guten Klebeeigenschaften“ auf der Fliesenoberfläche ausgehärtet ist. Nach Einbringen einer Flexfuge empfiehlt es sich daher stets, zunächst alkalisch und anschließend sauer zu reinigen. Wenn dann noch mit einem geeigneten Pad gescheuert, anschließend die Schmutzflotte aufgenommen und die Fläche mit ausreichend viel Wasser gut neutralisiert wird, sollte der Fliesenbelag gründlich sauber sein.
 
Da Fugmörtel häufig säureempfindlich sind, müssen diese vor der Reinigung ausgehärtet sein; zudem müssen die Fugen vor der Behandlung mit Zementschleier-Entferner ausreichend vorgenässt werden um ein zu tiefes Eindringen des Zementschleier-Entferners in den Fugmörtel zu verhindern. Durch das Vornässen wird die Saugfähigkeit der Fuge mit Wasser vor der Reinigung gesättigt. Der Reiniger wirkt dann weitgehend nur an der Belagsoberfläche. Auch das Nachspülen reduziert den Angriff des aggressiven Zementschleier-Entferners auf ein Minimum.
 
Ausgehärtete elastische Fugen (Silikonfugen) sind in der Regel unproblematisch. Beim Einsatz alkalischer Reinigungsmittel ist eine Wartezeit von drei, beim Einsatz saurer Reinigungsmittel von zehn Tagen einzuhalten. Bei schnell abbindenden Fugmörteln ist unter Umständen eine geringere Wartezeit (Herstellerangabe berücksichtigen) möglich.
 
Werden Fliesen mit hoher Oberflächenrauigkeit eingesetzt, ist zu beachten, dass Zementschleier an solchen Oberflächen extrem haften; hier empfiehlt sich der Einsatz eines Fugmaterials, das schon kurz nach Abschluss der Verfugung eine Zementschleierentfernung verträgt. Die Verlegewerkstoffhersteller geben auf Anfrage entsprechende Empfehlungen ab – zum Teil auch vor Ort – und erstellen auf Anforderung im Zweifelsfall auch eine Unbedenklichkeitserklärung. Es sollte noch darauf hingewiesen werden, dass Zementschleier-Entferner im Bereich der Fugen haftungsmindernd wirken.

Ungeeignete Reinigungs- und Pflegemittel
Aber selbst wenn ein Fliesenbelag ordnungsgemäß bauschlussgereinigt ist, kann es noch zu Schäden kommen. Der Einsatz ungeeigneter Reinigungs- und Pflegeprodukte ebenso wie die unsachgemäße Anwendung der verwendeten Mittel kann die Fugen sowie im Extremfall auch die Fliesen und andere im Raum befindliche Materialien schädigen. So greifen saure Reiniger auf Salzsäurebasis etwa Metall an. Korrodierte Metalle haben bei missglückten Reinigungsversuchen mit diesen Mitteln schon zu enormen Schadenssummen geführt. Und auch die glasierten Feinsteinzeugfliesen in Metalloptik haben so ihre Tücken. Meist vergessen die Hersteller zu erwähnen, dass die in die Glasur eingebrachten metallhaltigen Mineralien von Salzsäure angegriffen werden. Das dabei frei werdende Eisen verbindet sich mit Sauerstoff und es entsteht Rost. Paradox daran: Gerade mit Zementschleierentfernern können auch Rostflecken entfernt werden – nur eben nicht auf metallhaltigen Oberflächen.
 
Mischt man – getreu dem Motto: viel hilft viel – verschiedene haushaltsübliche Reiniger miteinander, kann dies verheerende Folgen haben, und zwar nicht nur für den Fliesenbelag, sondern durchaus auch für die Gesundheit der im Raum anwesenden Personen. Die Kombination aus chlorhaltigen Sanitärreinigern und Essig oder WC-Reinigern kann bspw. giftiges Chlorgas entstehen lassen. Diese Reaktion kann auch dann noch erfolgen, wenn beide Reiniger nacheinander eingesetzt werden. Ebenso kann sich, die entsprechende Reinigermischung vorausgesetzt, sogar Flusssäure bilden.
 
Meist allerdings wird lediglich falsch gereinigt oder es werden unzweckmäßige Reinigungs- und Pflegemittel eingesetzt. Filmbildende Reinigungsmittel (Seife, Spülmittel etc.) und Pflegeprodukte zum Beispiel sollten auf Fliesen niemals eingesetzt werden. Auch die Oberflächenbeschaffenheit der Fliesen muss berücksichtigt werden. Stark strukturierte trittsichere Fliesen lassen sich nicht mit dem Mikrofasertuch abwischen – hier ist schon ein Schrubber erforderlich. In größeren Objekten gilt: Besser Saug-Bürst-Automaten einsetzen als Einscheiben-Reinigungsmaschine. Und vor allem: Ausreichend frisches Wasser verwenden! Leider verteilen viele Reinigungskräfte den Schmutz lediglich gleichmäßig auf der Fläche, weil sie auf Hunderten von Quadratmetern mit einem Eimer Wasser auskommen. Allerdings haben sie heute auch kaum mehr die Zeit für eine gründliche Reinigung, da ihnen – selbst nach Berechnungen seriöser Quellen – weniger als eine Minute Zeit für zehn Quadratmeter Bodenfläche zugestanden wird. Zudem erhalten Reinigungsfirmen heute nur noch dann einen Auftrag, wenn sie (zu) knapp kalkulieren.

Grundreinigung
Mit einer Grundreinigung – exakt entsprechend der Herstellerangaben – lassen sich diese Flächen allerdings wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen. Und auch für besondere Formen der Verschmutzung finden sich in den Reinigungs- und Pflegeanweisungen der Fliesenhersteller die geeigneten Empfehlungen und Verarbeitungsanleitungen.

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