Schadensfall bei einem Parkettboden 1
Dampfdruckumkehr bei Holzfußbodenkonstruktionen – Risiken und Wechselwirkungen
Die Risiken für Schäden an Holzfußböden durch Feuchtigkeit sind
den Auftragnehmern für Bodenbelagsarbeiten hinreichend bekannt und
mit den heutigen Mess- und Prüfverfahren meist direkt vor Ort zu
bestimmen. Es gibt jedoch schwer kontrollierbare Auswirkungen, die
erst nach und durch einen Fußbodeneinbau entstehen, dazu gehören
beispielsweise Schäden durch Umkehr des Dampfdruckes.
Nachfolgend beschriebener Fall zeigt, welche Wechsel innerhalb von
Baukonstruktionen wirken und zu Schäden führen können, obwohl die
allgemein anerkannten Regeln des Fachs und der aktuelle Stand der
Technik in Anlehnung an alle notwendigen Prüfungen eingehalten
wurden.
Ein Parkettleger aus Süddeutschland hatte den Auftrag in einem
Mehrfamilienhaus (Neubau) einen Parkettbodenbelag
(3-Schicht-Fertigparkett, ca.15 mm Gesamtstärke, 4 mm Buche
Edelholznutzschicht) schwimmend auf 2 mm
PE-Trittschalldämmung und 0,2 mm PE-Dampfbremse in
Nut-Feder-Klickverbindung vollflächig zu verlegen. Der schwimmende
Zementestrich (Gesamtstärke ca. 60 mm) wurde ca.
fünf Monate vor Beginn der Parkettbodenbelagsarbeiten eingebaut.
Die Heizungsanlagen in dem mit Parkettboden zu belegenden Stockwerk
(2.Etage) wurde bereits ca. sechs Wochen vor der Verlegung in
Betrieb genommen, sodass innerhalb der Etage und des Estrichs (der
Lastverteilungsschicht) bedenkenlose Werte zur Verlegung des
besagten Parkettbodens erreicht waren.
Der Parkettleger nahm vor der Verlegung alle notwendigen Prüfungen
zur Bestimmung von Feuchtigkeit, Temperatur und sonstigen
klimatischen Bedingungen vor. Nach den erfolgten
Beschaffenheitskontrollen des zu belegenden Estrichs konnte der
Auftrag ausgeführt werden. Nur wenige Wochen vergingen, bis sich
die ersten Schadensbilder in Form von Quellungen der einzelnen
Parkettelemente zeigten. Bei einem gutachtlich durchgeführten
Ortstermin konnte festgestellt werden, dass der Fußboden ordentlich
in Nut-Feder-Klickverbindung, schwimmend auf 2 mm PE-Trittschall
und 0,2 mm PE-Dampfbremse auf den Zementestrich verlegt und
sachgemäß an angrenzende Bauteile gearbeitet wurde. Messungen der
raumklimatischen Verhältnisse ergaben nun erhöhte Werte, ebenfalls
wurden stark erhöhte Holzfeuchtewerte festgestellt.
Nach Aufnahme von Teilbereichen des Parkettbodens wurde
konstatiert, dass sich größere Mengen von Wasseransammlungen in
Form von Pfützen auch auf der PE-Dampfbremse/PE-Trittschalldämmung
in erheblichen Konzentrationen gesammelt hatten und unmittelbar in
das Holz gedrungen waren, was unweigerlich zu den Schüsselungen
bzw. Quellungen führte. Weiterreichende Gutachter-Prüfungen führten
letztlich auch in angrenzende Bauteile, so in das darunter liegende
Stockwerk. In Erfahrung gebracht werden konnte, dass die
Renovierungsarbeiten im 1. Stock zunächst verspätet als geplant
ausgeführt wurden und dort die erste Inbetriebnahme der Heizung ca.
vier Wochen nach der Parkettverlegung im 2. Stock stattfand. Des
Weiteren wurde festgestellt, dass zum Zeitpunkt des
Gutachtertermins stark erhöhte Feuchtigkeitswerte bzgl. des
Raumklimas, insbesondere auch in den Bauteilen (vor Allem in der
Deckenkonstruktion vom 1. zum 2. Stock) herrschten.
Als Schadensursache und Schlussfolgerung wurde eine physikalische
Auswirkung benannt, welche in Fachkreisen als
Dampfdruckumkehr bezeichnet wird. Durch das sehr späte
Aufheizen der Heizanlage im 1. Stock fand ein Druckaufbau (warme
Luft strömt in Richtung kalte Luft) in Richtung Deckenkonstruktion
zum 2. Stock hin statt. Dieser Dampfdruck strömte mit Unmengen von
Wasserdampf aus der 1. Etage durch die Deckenkonstruktion direkt in
den neu eingebauten Parkettboden, der als „Feuchtigkeitsspeicher“
diente und abschließend vollständig ausgebaut und erneuert werden
musste.
Gallerie
Fazit: Selbst bei Einhaltung der obliegenden Pflichten des
Auftragnehmers (Sorgfaltspflicht, Prüfpflicht, Hinweispflicht) sind
physikalische Gesetze und örtliche Gegebenheiten wie z.B.
angrenzende Bauteile niemals unbeachtet zu lassen.
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