Zollverein School of Mangement and Design in Essen
Vorhänge mit Alu-Beschichtung
Als Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa vom japanischen Architekturbüro Sanaa den Pritzker-Preis erhielten, wurde in den meisten Berichten sozusagen als ikonenhaftes Bild ihres Schaffens der weiße Sichtbetonkubus der Zollverein School of Management and Design abgebildet. Mittlerweile gibt es die private Bildungseinrichtung nicht mehr. Derzeit werden die Räume temporär von der Essener Folkwang Universität genutzt.
Gallerie
Puristisch in der Form – ein Würfel mit den Kantenlängen 35 m – und reduziert in Farb- und Materialwahl wirkt das Gebäude gerade im Gegensatz zu den übrigen Backsteinbauten auf dem Gelände der Zeche Zollverein als Solitär. Das Lob der Pritzker-Jury, die Arbeiten von Sanaa seien: „delikat und kraftvoll, präzise und fliessend, genial und unaufdringlich“, gilt uneingeschränkt auch für diesen Baukörper.
Die 134 unterschiedlich großen Fenster springen scheinbar losgelöst von den inneren Aufteilung über die gesamte Fassadenfläche des viergeschossigen Gebäudes. Von innen ergeben sich damit immer andere Ausblicke. Auf der etwa 5.000 m² großen Nutzfläche finden sich vor allem offene Räume – klassische Seminarräume sucht man vergebens. Andrej Kupetz, der ehemalige Leiter der Zollverein School, seufzte folglich in der WAZ: „Für den Lehrbetrieb ist das Gebäude unbrauchbar". Als Ausstellungsfläche oder für Veranstaltungen wie z.B. die Eröffnungsfeierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 scheint es jedoch perfekt.
Sonnenschutz
Das Äußere des Gebäudes ist scharfkantig
und minimalistisch gestaltet. Weder Dachkanten, Fensterbänke,
Regenfallrohre oder Verschattungselemente stören die klare
Erscheinung des Würfels. Stattdessen ist der Sonnenschutz im
Gebäudeinneren in Form von raum- bzw. wandhohen Vorhänge
angeordnet. Diese reichen über jeweils eine ganze Wandseite und
werden nicht vor jedem Fenster einzeln zugezogen.
Die Architekten wählten erwartungsgemäß keinen plüschigen Vorhangstoff, sondern ein screenartiges Gewebe aus Trevira CS. Fensterseitig ist es mit Aluminium bedampft, das für eine gute Reflexion von Sonnen- und UV-Strahlung sorgt. Das Gewebe gewährleistet einen gewissen Grad an Blendschutz. Dabei ist es so transparent, dass es Durchblicke nach außen erlaubt.
Als Literaturempfehlung ist noch auf das Buch The Sanaa
Studios 2006-2008. Learning from Japan: Single Story Urbanism
(ISBN 978-3-03778-190-6) zur Entwurfsmethodik und Arbeit von Sanaa
mit Studenten hinzuweisen, das 2009 im Verlag Lars Müller
Publishers erschienen ist.
Bautafel
Architekten: Sanaa, Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa, Tokio
Projektbeteiligte: Saps Ssaki and Partners, Tokio (Tragwerksplanung); Böll und Krabel, Essen (Ausführende Architekten); Transsolar, Stuttgart (Klima- und Energiekonzept); Creation Baumann, Langenthal (Vorhangstoff)
Bauherr: Entwicklungsgesellschaft Zollverein, Essen
Fertigstellung: 2006
Standort: Essen
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