Wohnhaus in Kronstorf/A
Vorhangfassade im wahrsten Sinne des Wortes
Kronstorf ist eine kleine oberösterreichische Gemeinde in der Nähe von Linz. Bäuerliche Anwesen, gewöhnliche Einfamilienhäuser und viel Landschaft prägen den Charakter des Ortes. Jetzt hat er einen spektakulären Bau erhalten – das vom Büro Hertl Architekten aus Steyr umgebaute Wohndoppelhaus für zwei aufgeschlossene private Bauherren. Nichts lässt erahnen, dass es sich bei dem Gebäude um ein ehemaliges Gasthaus handelt. Dieses bestand aus zwei Gebäudeteilen, die saniert und zu Wohnzwecken umgebaut werden sollten.
Gallerie
Das Ergebnis ist ein zweigeschossiger kubischer Baukörper, der von einem silbrig-hellgrauen Vorhang umhüllt ist. Der Grundriss des Hauses ist klar gegliedert: ein Mittelflur mit linear angeordneten Individualräumen mündet in einen großen Wohnraum mit offener Küche. Der kleinere Teil des ehemaligen Gasthofs ist als getrennter Flügel erhalten geblieben, das Dach dagegen wurde zugunsten eines Flachdachs abgebrochen. Das Obergeschoss und auch der Keller haben eine außenliegende neue Treppe als separate Erschließung erhalten.
Sonnenschutz
Der Fassadenvorhang, der das Gebäude gänzlich umschließt, erinnert
in Farbe und Faltenwurf an die Verhüllung des Berliner Reichstags,
den das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude im Jahr 1995
realisierte. In Kronstorf stand jedoch weniger der künstlerische
Gedanke der Verfremdung im Vordergrund, sondern das Spiel mit
wohnlicher Behaglichkeit und tatsächlicher Nutzbarkeit als Sonnen-,
Blend- und Sichtschutz.
Die Architekten erläutern die Fassade folgendermaßen: „Der Solitär wird von einem hellgrauen Vorhang umspannt, seine abstrakte Form wird von der weichen Textur verschleiert. Vor den Fensteröffnungen lässt sich der auch einer Beschattung dienliche Vorhang zur Seite schieben. Seine Spannung rührt aus dem ungewohnten Kontext eines eigentlich dem Innenraum zugeordneten Dekorationsgegenstandes."
Als Stoff wählten sie ein hoch reißfestes HDPE-Gewirke. HDPE
bedeutet High Density Polyethylen, also Polyethylen hoher Dichte.
Dabei handelt es sich um ein sehr steifes Material, das für
Außenanwendungen z.B. bei Tennisplätzen als Sichtschutz oder im
Deponiebau verwendet wird. Mit einem Gewicht von 200g/m² ist es
extrem leicht, dabei gilt es als besonders robust und mehrjährig
UV-beständig. Im Falle von Verschmutzungen kann es mit warmem
Wasser gereinigt werden. Der Wind- und Sichtschutz beträgt 70 bis
75% bei einer Maschenweite von 3 x 1 mm. Die Stoffbahnen wurden
vernäht und über Aluminiumrohre gespannt, welche auf eine
Stahlunterkonstruktion montiert sind.
Bautafel
Architekt: Hertl Architekten, Steyr/A
Projektbeteiligte: Zach Dach, Kremsmünster/A (Holzbau, Fassadeunterkonstruktion, Dachdeckung); Europlan Wassermair, Pram/A (Fassadenvorhang); Krückl Baugesellschaft, Perg/A (Ausführung); Belagstechnik, Neuzeug/A (Estrich); Energietechnik Bogner, Steyr/A (Elektrik, HLS); Josko, Kopfing/A (Fenster); Divinzenz, Aschbach/A (Parkettböden)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2010
Standort: Unterhauser Straße 1, 4484 Kronstorf, Österreich
Bildnachweis: Kurt Hörbst, Wien/A
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