Haus am Milsertor in Hall/A
Faltlamellen aus Plexiglas
Ein echter Blickfang im Tiroler Städtchen Hall ist das vom Innsbrucker Architekturbüro Orgler geplante Haus am Milsertor. Auf trapezförmigem Grundstück bietet es nahe der Altstadt Raum für eine Bank und mehrere Arztpraxen. Als Reaktion auf die bestehende geschlossene Struktur der Altstadt und eine anschließende durchgrünte Wohnbebauung entwarfen die Architekten einen eigenständigen Kontrapunkt mit einfacher Grundform, dessen strenge Form sich in den Eckbereichen auflöst.
Gallerie
Vor die raumhohen Verglasungen der eigentlichen Fassade setzten sie eine außergewöhnliche Sonnenschutzkonstruktion aus faltbaren Lamellen. Helle Betonriegel akzentuieren den mittleren Bereich des Hauses in Horizontalrichtung. Der eher geschlossene Mittelbereich bildet mit den offenen, transparenten Zonen an den Gebäudeenden eine Einheit. Aufgrund der kleinteiligen Fassadenstruktur sind Geschosszahl und Abmessungen nicht auf den ersten Blick ablesbar.
Sonnenschutz
Prägendes Gestaltungselement des Hauses sind die Faltläden, die
einen Großteil der Fassade abdecken. Sie bilden eine fast
spielerisch wandelbare Gebäudehülle, die die Wärmelast durch
Sonneneinstrahlung stark reduziert und damit
Energie und Kosten für die Gebäudekühlung einspart.
Die einzelnen Faltelemente sollten die Gestaltung der Gebäudelängsseiten aufnehmen und weiterführen: Mehrere helle Betonriegel sind horizontal über die gesamte Gebäudehöhe von drei Geschossen angeordnet; die Höhe und Aufhängung der maßgefertigten Faltläden greift diese vorgegebene Struktur auf und variiert sie immer wieder aufs Neue.
Ihre Stellung richtet sich nach den jeweiligen Lichtverhältnissen: Bei Sonne entfalten sich die gleichmäßig verteilten Läden und legen sich wie eine Hülle vor die Fassade. Ist der Himmel bedeckt, bleiben sie zusammengefaltet und sind von innen kaum sichtbar. An der Eingangsseite bedeckt die Lamellenbekleidung die beiden Obergeschosse, an den hinteren Gebäudeecken auch das Erdgeschoss.
Die einzelnen Lamellen bestehen aus Plexiglas und erzeugen leicht diffuses Licht im Gebäudeinneren. Insgesamt wurden über 1.500 Elemente aus jeweils zwei sechs Millimeter starken Platten verbaut, die mit Scharnieren über gummigelagerte Punkthalter miteinander verschraubt sind.
Die Tragstruktur für die Faltläden ist wie eine zweite Haut vor der eigentlichen Fassade befestigt. Dazu wurden Konsolen mit Führungsschienen an Gitterroststegen der Unterkonstruktion angesetzt. Die horizontalen Schienen nehmen vertikale quadratische Pfostenprofile auf. Innerhalb der Führungsschienen befinden sich Schubstangen mit Laufwagen, die durch Zahnriemen angetrieben werden. Beim Öffnen und Schließen der Läden ist ein Pfosten jeweils starr, einer beweglich. In zusammengeklapptem Zustand stehen die Lamellen genau vor den Fassadenprofilen, so dass sie die Sicht aus den Innenräumen nach außen nicht beeinträchtigen. Angetrieben werden die Lamellen über einen Motor mit Kegelradgetriebe. Die Einstellung ist zentral oder manuell steuerbar.
Bautafel
Architekt: Orgler ZT, Innsbruck/A
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Knoflach, Rinn (Bauüberwachung); IFS Ziviltechniker, Innsbruck (Statik); A3 jp-Haustechnik, Innsbruck (HSL und ELT-Planung); Hörburger, Roppen (Fassade, Schlosserarbeiten); Colt International, Kleve/D (Lamellen/Sonnenschutz)
Bauherr: Raiffeisen Regionalbank Hall, Hall/A
Fertigstellung: 2008
Standort: Am Milsertor, Hall/A
Bildnachweis: Private Banking Hall/A
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