Grundschule in Dachau Augustenfeld
Markisen in Rot und Orange
Mittlerweile ist es trocken gelegt, das ehemalige Dachauer Moos, das im späten 19. Jahrhundert mit seinen besonderen Farben Künstler wie Ludwig Dill oder Adolf Hölzel anlockte. Damals versuchten die Freilichtmaler, das zauberhafte Licht der Landschaft in ihren Bildern einzufangen. Heute steht hier eine Grundschule, deren Farben das Licht der Vergangenheit wieder aufscheinen lassen sollen. Deffner Voitländer Architekten schufen einen einfachen, beinahe quadratischen, zweigeschossigen Baukörper, außen erdig und schlammgrau, im Inneren polygonal, strahlend farbig und lebendig. Er ist Teil des künftigen Stadtteils Augustenfeld und rahmt mit einer Baumallee den Pausenhof.
Gallerie
Eingeschnitten in die strenge orthogonale äußere Form sind drei polygonale Innenhöfe, die das Volumen gliedern: Ein Eingangshof, ein Theater- und ein Klassenhof. Im Zentrum der Schule, der Aula, treffen sie aufeinander und bewirken dort eine Art kontrollierter Unordnung aus Treppen, Stützen und Stegen. Die Fassaden der Höfe laufen durch die Aula hindurch, Innen- und Außenraum mit ihren Farben durchdringen sich.
Das Farbkonzept unterstützt die formale Ordnung: Außen setzt sich die Mooslandschaft im Schlammgrau der Fassaden fort, in den Innenhöfen und der Pausenhalle wird mit Rot- und Orangetönen ein starker Kontrast entfacht. Alle Materialien sind auf den jeweiligen Farbton abgestimmt und die Fassaden erscheinen monochrom: Die Wandfarbe ist hochpigmentiert, der Beton eingefärbt und lasiert, der Sonnenschutz, die Fensterprofile und Sonnenschutzkästen sind farblich exakt angeglichen.
Die Klassenräume, Flure und alle übrigen Räume sind neutral in Weiß und Grau gestaltet, damit Kinder und Lehrer sie in Besitz nehmen und ausgestalten können. Die Flure sind breit und vielfältig nutzbar und ermöglichen damit alternative pädagogische Konzepte auch vor der Klassenzimmern.
Alle Innen- und Außenwände bestehen aus massivem Ziegelmauerwerk, die Außenwand aus porosierten Hochlochziegeln mit einer Stärke von 49 cm erreicht sehr gute Wärmedämmeigenschaften. Bis auf die großen Wandbalken über den Innenhöfen sind allen Deckenauflagern, Stützen oder Stürzen aus Stahlbeton Ziegelschalen vorgeblendet, um einen gleichmäßigen und spannungsfreien Untergrund für den Außenputz zu gewährleisten.
Sonnenschutz
Zum Schutz vor greller Strahlung dienen Gelenkarmmarkisen, deren
Farbton mit dem der jeweiligen Wandfarbe genau abgestimmt ist. In
eingefahrenem Zustand sind sie in Kassetten untergebracht, die mit
einem Abstand von 20 cm unterhalb der Fensterstürze und gut 30 cm
vor der Verglasung seitlich mit Leibungswinkeln am Mauerwerk
verschraubt sind. Die Kassettenabdeckung und -verblendung besteht
aus gekantetem Alublech, das in der passenden Farbe eloxiert ist.
Die Breite variiert abhängig von den Fensteröffnungen, die Höhe
beträgt etwa 22, die Tiefe etwa 15 cm.
Über den textilen Sonnenschutz wird die intensive Farbigkeit der Außenwände nach innen gelenkt. Sind die Markisen bei starkem Sonnenschein ausgefahren, tönen sie die einfallenden Strahlen in sattem Rot und Orange und bringen farbiges Licht in die hellen Flure und Klassenräume, die zusätzlich mit schwer entflammbaren Verdunklungsvorhängen ausgestattet sind. -us
Bautafel
Architekten: Deffner Voitländer, Dachau
Projektbeteiligte: Tischner + Pache, Dachau (Statik); Luska Karrer Partner, Dachau (Freiraumplanung); Paul Havermann, Dachau (Farbkonzept); ArGe Lyssoudis Schlederer, Dachau (HLS); Mairiedl Beratende Ingenieure, Dachau (ELT); Faltenbacher Jalousienbau, Erbendorf (Markisen); Bautex-Stoffe, Oberhaching (Verdunklungsvorhänge)
Fertigstellung: 2006
Standort: Geschwister-Scholl-Straße 4, Dachau
Bildnachweis: Deffner Voitländer Architekten, Dachau und Brillux, Münster
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