Sanierung eines Regierungsgebäudes in Wien
Modernes Schließsystem kombiniert mit alten Messingbeschlägen
Als Kriegsministerium wurde das heutige Regierungsgebäude um 1910 von Ludwig Baumann in neobarocken Formen erbaut. Vor seinem Haupteingang, am Stubenring 1 in Wien, wacht seitdem auch ein Reiterstandbild auf rotem Marmorsockel, das Radetzky-Denkmal. Derzeit sind hier vier verschiedene Ministerien untergebracht, u. a. das Wirtschafts- und Arbeitsministerium. Die Verwaltung und bauliche Betreuung des denkmalgeschützten Gebäudes obliegen der so genannten Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ).
Gallerie
Ab 1924 starteten von hier aus die ersten Sendungen der Radio Verkehrs AG (RAVAG) als erster Rundfunkgesellschaft Österreichs; die militärische Nutzung setzte sich bis zum zweiten Weltkrieg fort. Im April 1945 wurde das Gebäude im Zuge der Schlacht um Wien zwischen Roter Armee und Wehrmacht stark beschädigt. Nach einer Instandsetzung um 1950, bei der die expressive Dachausbildung verloren ging, waren hier durchgehend verschiedene Ministerien untergebracht. Seit den 1990er Jahren wird das Haus unter Wahrung der historischen Bausubstanz nach und nach umgebaut und saniert - zu den jüngsten Maßnahmen gehören neben solchen zum Wärmeschutz auch die Instandsetzung der Treppenhäuser und Sanitäranlagen sowie der Ausbau des Dachbodens zu Büroräumen.
Sicherheit
Durch die Zusammenlegung von Ministerien, die Verschiebung von
Zuständigkeiten und Mitarbeitern zwischen den Abteilungen spielt
die Flexibilität des Schließsystems bei einem solchen
Regierungsgebäude eine besonders große Rolle. Ein neues elektronisches Schließsystem für komplexe,
weitverzweigte Hierarchien sichert nun die Ministerien im Altbau am
Stubenring 1 (mit rund 1.800 verwalteten Personen) und wird
zukünftig auch an weiteren Ministerialstandorten zum Einsatz
kommen.
Die Verwaltung des gesamten Schließsystems über eine Software obliegt dem Hauptadministrator der Burghauptmannschaft Österreich, die Verantwortung für einzelne Ministerien bzw. Abteilungen tragen so genannte Mandanten, denen wiederum Administratoren bzw. Subadministratoren untergeordnet sind. Diese schließlich vergeben kleine Anhänger, die Identmedien , als elektronische Schlüssel mit den jeweiligen Zutrittsberechtigungen an die Abteilungsleiter und Büroangestellten innerhalb eines Bereichs.
Viele der Türen in dem denkmalgeschützten Gebäude verfügen über sehr alte, schöne Messingknäufe, die unbedingt erhalten bleiben sollten. Hier wurden vorhandene Zylinder (als Teil eines 15 Jahre alten mechanischen Schließsystems) durch schlichte elektronische Zylinder in poliertem Messing ersetzt. Ein Großteil der insgesamt 738 Türen mit e-Zylindern ist mit Panikfunktion ausgestattet, lässt sich über Türdrücker von innen also jederzeit öffnen. Die Serverräume sind mit selbstverriegelnden Panikschlössern ausgestattet.
Zur Aktualisierung der Identmedien dienen zwei Onlinesteuerungen mit Leseantennen im Bereich der Hauptzugänge. Hier müssen alle Nutzer mindestens einmal monatlich ihre Zutrittsberechtigung aktualisieren, das Reinigungspersonal tut dies sogar täglich. Verwendet werden insgesamt etwa 1.000 Schlüsselanhänger und zehn so genannte Kombischlüssel, mit denen sich elektronische und mechanische Schlösser öffnen lassen. Zur Einweisung der Mitarbeiter diente ein speziell angefertigter Musterständer mit e-Zylinder und Schlüsselanhänger in poliertem Messing im Eingangsbereich des Gebäudes.
Nach der vollständigen Erneuerung der Schließanlagen zeigt sich der Leiter der Abteilung Baumanagement hoch zufrieden - die Umstellung auf das elektronische System erleichtere Vieles. Die Maßnahmen im denkmalgeschützten Bau seien sehr zeitaufwendig gewesen, die gesamte Montage eine große Herausforderung.
Zu den Sanierungsarbeiten hinsichtlich der Gebäudesicherheit
gehörten auch Brandschutzmaßnahmen, die Verkabelung von Brandmeldern
sowie die Erneuerung der Gang- und der
Sicherheitsbeleuchtung.
Bautafel
Projektbeteiligte: Mörtinger, Wien (Sanierung Dachboden und Treppenhäuser); Firma Pittel + Brausewetter, Wien (Sanitäranlagen); Evva, Wien (Elektronisches Schließsystem Salto Mifare)
Bauherr: Burghauptmannschaft Österreich, Wien
Fertigstellung Schließanlagen: 2009
Standort: Stubenring 1, 1010 Wien
Bildnachweis: Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ), Wien