Bürogebäude LTD 1 in Hamburg
1. Gebäude in Hamburg mit Gütesiegel für nachhaltiges Bauen in Gold
Für 2011 wurde Hamburg von der Europäischen Kommission zur
Umwelthauptstadt Europas gekürt. Und nicht nur die Stadt
bemüht sich, Vorreiter im Klima- und Umweltschutz zu sein, auch
privatwirtschaftliche Investoren ziehen mit. Das Bürohaus
LTD_1 der Berliner Architekten Pysall Ruge ist das erste
Gebäude Hamburgs, das ein Gütesiegel für nachhaltiges Bauen in Gold
erhielt.
Seine eigenständige Geometrie hebt den Büroneubau deutlich von der
Umgebung ab. Zwei dreigeschossige, im Grundriss bumerangförmige
Bauteile umfassen einen Innenhof. Zwei weitere ähnliche Bauteile
liegen, um 90° gedreht, darüber. Die Anordnung lässt interessante
Durchblicke, freien Ausblick aus jedem Büroraum sowie ein
abwechslungsreiches Lichtspiel auf der Fassade entstehen. Große,
drehbare Glastore schützen den Hof vor Wind und Straßenlärm und
erlauben bei Bedarf unterschiedliche Nutzungen und Zuordnungen der
Außenräume.
Was zunächst wie eine rein gestalterische Idee wirkt, ist in
Hinblick auf Kompaktheit, Materialeinsatz, Belichtung und Aussicht
genau durchdacht: Die Gebäudegeometrie ist aus statisch optimierten
Kreissegmenten aufgebaut. Sie ermöglicht ein kompaktes,
flächenoptimiertes Bauvolumen mit entsprechend minimiertem
Materialbedarf. Insgesamt steht den Nutzern jetzt eine
Bruttogeschossfläche von 26.600 m² zur Verfügung.
Gallerie
Durch die innenliegende Erschließungs- und Nebenraumzonen entstehen frei möblierbare Flächen über die gesamte Gebäudetiefe, auf denen sich je nach Bedarf auch Zellen- oder Kombibüros einrichten lassen. Ökologische Kriterien bestimmten die Auswahl der Baumaterialien, die sämtlich mit dem „Blauen Engel“ zertifiziert sind.
Nachhaltig Bauen
Die Minimierung des Energiebedarfs nahm an vielen Stellen
konzeptionellen Einfluss auf den Entwurf: Die Gebäudegeometrie
verfügt über ein günstiges A/V-Verhältnis, die Außenhülle ist hoch
wärmegedämmt und die natürliche Lüftung über die Doppelfassade wird
ergänzt durch einen wirksamen Sonnen- und Wärmeschutz. Die Fassade
überschreitet den von der EnEV geforderten Dämmstandard um 40%. Raumhohe
Verglasungen mit einer davor liegenden Scheibe als Wetter- und
Schallschutz sorgen für eine gute Belichtung.
Jeweils über die drei Geschosse eines Gebäudeflügels in die eine,
und den darüberliegenden in die andere Richtung „geschuppt“, lässt
diese Fassade wechselnde Außenansichten im Tagesverlauf entstehen.
Jalousien, windgeschützt hinter der Außenscheibe montiert, schirmen
direkte Sonneneinstrahlung ab und lenken Tageslicht in die Tiefe
der Räume. Sie werden zentral gesteuert, lassen sich aber auch von
den Nutzern individuell regeln. Die Doppelfassade ermöglicht
außerdem eine natürliche Lüftung der Räume trotz einer hohen
Lärmbelastung im Umfeld. Bei zu hoher Schallbelastung,
Konferenzraumnutzung oder tiefen Außentemperaturen ist ergänzend
eine mechanische Lüftung vorgesehen.
Bei der notwendigen Gebäudetechnik wurde auf die ökologischen und ökonomischen Aspekte geachtet, so stellte sich für die Wärmeversorgung bei einem Vergleich der Anschluss an das Hamburger Fernwärmenetz als günstigste Lösung heraus. Hier wirkte sich besonders der – durch den Anteil von 14,4% regenerativer Energien bei der Energieerzeugung – geringe Primärenergiefaktor positiv aus. Zur Grundlastheizung dient eine Bauteilaktivierung über die unverkleideten Betondecken. Großflächige Heizkörper vor den Sandwichpaneelen der Fassade mit einer Vorlauftemperatur unter 50 °C ermöglichen darüber hinaus eine individuelle Regelung der Raumtemperatur in der kalten Jahreszeit. Nach heißen Sommertagen speisen auf dem Dach aufgestellte Rückkühler ohne Einsatz von Kompressionstechnik die Kälte in den Nachtstunden direkt in die Bauteilaktivierung der Betondecken ein. Auch über die Doppelfassade wird dann kühle Luft ins Gebäude geführt.
Der durch die hohe Tageslichtausbeute minimierte Stromeinsatz
für die Beleuchtung wird über Leuchten mit hohem Wirkungsgrad und verschiedene Sensoren, wie
Präsenz.- bzw. Bewegungsmelder, weiter gesenkt. Die helle
Gestaltung der Innenräume und der Möblierung reflektieren das Licht
gut. Insgesamt verbraucht die Beleuchtung weniger als 7 W/m² Strom
pro Jahr.
Bautafel
Architekten: Pysall.Ruge Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Lichtenau, Himburg, Tebarth Bauingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Reese Beratende Ingenieure, Hamburg (Haustechnik); Intep, Integrale Planung, München (DGNB-Auditor)
Bauherr: L.T.D. Lübeckertordamm Entwicklungsgesellschaft, Versicherungskammer Bayern, München
Fertigstellung: 2008
Standort: Lübeckertordamm 1, Hamburg
Bildnachweis: Jens Willebrand, Köln
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de