Wohnhaus Stephanie & Kevin in Haaltert
Verblendmauerwerk aus gelb glasierten Klinkern im Stapelverband
Für gewöhnlich geben wir die Namen privater Bauherren nicht preis und in den meisten Fällen halten das die Architekten genauso. Nicht so das Atelier Vens Vanbelle aus Gent, das alle seine Projekte nach deren Bewohnern benennt. Und so heißt das Wohnhaus, das die Architekten für eine vierköpfige Familie im belgischen Haaltert planten, nach seinen Bauherren Stephanie & Kevin.
Gallerie
Das Grundstück liegt am Ende einer Einbahnstraße am Ortsrand der
knapp 18.000 Einwohner zählenden Gemeinde. Auf der einen Seite
beginnt die Natur, auf der anderen liegt ein heterogenes
Wohnviertel mit Ein- und Mehrfamilienhäusern aus verschiedenen
Jahrzehnten, deren einzige Gemeinsamkeit das klassische Satteldach
zu sein scheint. Durch den Verzicht auf ein solches, fällt das neue
Reihenendhaus sofort ins Auge. Noch prägnanter als das Flachdach
ist jedoch das Verblendmauerwerk aus gelb glasierten
Klinkern im Stapelverband, mit denen das Obergeschoss
bekleidet ist.
Der Baukörper mit annährend quadratischem Grundriss von 8,61 x 9,57 m ist als Split-Level organisiert, was von außen an dem geschossweisen Wechsel des Fassadenmaterials ablesbar ist. Seine Basis bildet das aus grauen Betonblöcken errichtete, unverputzte Sockelgeschoss. Eine Öffnung an der zur Straße gelegenen Westseite führt vom gekiesten Hof in eine Art wettergeschützten Windfang mit Fahrradabstellplatz und erst dann zur eigentlichen Haustür. Über diese gelangen die Bewohner in die Diele, von der es vier Stufen hinabgeht in das als Studio genutzte, etwa 85 cm tiefer gelegene Souterrain. Der Raum verfügt über einen separaten Eingang vom Garten her, der über eine in das Gelände eingeschnittene Rampe erschlossen wird.
Das eigentliche Familienleben findet in den Obergeschossen
statt. Eine einläufige Treppe führt von der Diele 1,75 m hoch in
den offenen Koch- und Essbereich, weitere vier Stufen bzw. 85 cm
höher liegt der ebenfalls offen gestaltete Wohnraum. Auf drei
Seiten komplett verglast ist dieser Teil des Hauses während des
gesamten Tagesverlaufs lichtdurchflutet. Eine Schiebetür von der
rückseitigen Küche öffnet sich statt auf eine Terrasse, auf einen
aufgeschütteten Hügel im Garten. Eine seitliche Rutsche vereinfacht
die Überwindung des Höhenunterschieds.
Schlanke schwarze Rundstützen, in der Mittelachse des Hauses paarweise und an der Außenwand zu Dreiergruppen angeordnet, tragen das zweite Obergeschoss. Es beherbergt das Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer und das Bad sowie eine in das Volumen eingeschnittene Dachterrasse. Ihre Brüstung ist wie die Attika mit 3 mm starken Aluminiumverbundplatten verkleidet, in denen der sich spiegelnde Himmel dem Baukörper einen leichten Abschluss verleiht.
Anders als die gläserne Offenheit der Wohn-, Koch- und Essebene, ist das allseitig mit den gelb glasierten Klinkern verkleidete Obergeschoss weitgehend vor Einblicken von außen geschützt. Lediglich zwei französische Fenster mit gläsernen Absturzsicherungen befinden sich in der Gartenfassade. Sie gehören zu den beiden Kinderzimmern; das Schlafzimmer der Eltern verfügt über ein raumhohes Fenster zur nicht einsehbaren Dachterrasse. Das Bad wird über ein Oberlicht mit Tageslicht versorgt.
Mauerwerk
Mit Ausnahme des verglasten Wohntrakts ist das Haus als
Massivbau mit zweischaligen, kerngedämmten Außenwänden errichtet.
Eine Besonderheit der 38 cm starken Außenwände im Erdgeschoss ist,
dass beide Mauerschalen aus den gleichen Betonsteinblöcken im
Format 29 x 19 x 14 cm erstellt wurden. Der Wandaufbau von innen
nach außen ist wie folgt: 14 cm starkes Hintermauerwerk, darauf
eine 8 cm dicke PUR-Wärmedämmung, 2 cm Luftschicht und
Sichtmauerwerk im Halbstein-Verband.
Das zweite Obergeschoss erhielt ein 14 cm starkes, tragendes
Hintermauerwerk aus Schnellbausteinen, das innenseitig mit einer 1
cm dicken Putzschicht versehen wurde. Darauf wurde eine 12 cm dicke
PUR-Wärmedämmung aufgebracht, der 2 cm Luftschicht folgen. Das 10,5
cm starke Sichtmauerwerk aus den gelb glasierten Klinkern ist
konstruktiv über Mauerwerksanker mit dem Hintermauerwerk verbunden.
Die Verblender mit Kantenlängen von 22 x 10,5 x 4,8 cm wurden im
Stapelverband mit 5 mm breiten Horizontal- und 9 mm breiten
Vertikalfugen vermauert.
Bautafel
Architekten: Atelier Vens Vanbelle, Gent
Projektbeteiligte: Util Structural engineering, Schaarbeek (Tragwerksplanung); bvba Van Stehen, Hamme (HVAC); Elektro Bart Mestdagh, Tielt (Elektroplanung); Steenbakkerijen van Ploegsteert, Ploegsteert (Hintermauersteine); Mako-Beton, Grobbendonk (Betonblocksteine); De Saegher Steenfabrieken, Antwerpen (Klinker)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2016
Standort: 9450 Haaltert
Bildnachweis: Atelier Vens Vanbelle, Gent
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