Villa in Küsnacht
Mauerwerk aus gesägten Muschelkalkblöcken
Die Gemeinde Küsnacht liegt im schweizerischen Kanton Zürich am
rechten Ufer des Zürichsees. Dieser Uferabschnitt wird
umgangssprachlich in der Schweiz als Goldküste bezeichnet, was
unter anderem daran liegt, dass das Nordostufer des Zürichsees der
Abendsonne ausgesetzt ist. Die besonders gut besonnten
südwestlichen Hänge sind durch den Weinbau geprägt.
Außerdem trägt die sonnige Lage dazu bei, dass die Region als
Wohnort sehr beliebt ist. In Folge ist Küsnacht eine der reichsten
Gemeinden der Schweiz mit hohen Immobilienpreisen.
Auf einem 875 m² großen Hanggrundstück nahe der Küsnachter
Waldgrenze realisierte das Architekturbüro Käferstein & Meister aus
Zürich für eine fünfköpfige Familie ihr neues Domizil. Die
Baukörperform der Villa folgt an drei Seiten den vorgegebenen
Grundstücksgrenzen, an der Südwestecke gibt ein gerundeter
Einschnitt einen geschützten Außenbereich frei. Die Rundung bleibt
auch in den Innenräumen ablesbar. Als Grundriss ergibt sich daraus
ein lang gestrecktes Trapez mit fehlender Ecke.
Insgesamt verfügt das Wohnhaus über 300 m² Fläche, Niveauversprünge
gliedern die Räume zueinander und sind über kurze Treppen
miteinander verbunden. Die Erschließung der dreigeschossigen Villa
erfolgt auf oberem Straßenniveau an der Ostseite. Das Erdgeschoss
passt sich dem Geländeverlauf an und ist parallel zum Hang
abgetreppt, sodass man im Südteil des Gebäudes die Terrasse
ebenerdig erreicht. Außerdem sind im EG (= mittlere Ebene) die
offene Küche mit anschließendem großem Ess- und Wohnbereich
untergebracht. Die obere Ebene beherbergt das Kaminzimmer und die
ebenfalls über kurze Niveau überbrückende Treppen getrennten
Eltern- und Kinderschlafzimmer mit jeweiligen Bädern. Über eine
weitere Treppe ist die Dachterrasse zu erreichen, sie gibt den
Blick auf die umliegenden Wälder und Berge frei.
Die Fassade ist mit Muschelkalkblöcken gestaltet, was der Villa ein
steinernes, beinahe schon monolithisches Aussehen verleiht. Im
Gegensatz dazu ist der Innenausbau von verschiedenen Holzarten
geprägt. Einbaumöbel aus unterschiedlichen Hölzern unterstützen die
Gliederung der Räume zueinander. Eine Besonderheit ist
beispielsweise die skulptural gestaltete, um einen Lichthof
teilweise mit hölzernen Gitterstäben eingefasste offene Treppe aus
massiver geölter Esche.
Gallerie
Mauerwerk
Prägend für das Erscheinungsbild des Wohnhauses ist die
Steinfassade im oberen Bereich, die sich in der ausgerundeten Ecke
bis zum Sockel zieht. Das zweischalige hinterlüftete Mauerwerk
setzt sich aus Kirchheimer Muschelkalk und Leichtbacksteinen (mit
geringer Rohdichte) zusammen. Die Leichtbacksteine des tragenden,
42,5 cm starken Hintermauerwerks haben eine hohe
Wärmespeicherfähigkeit, was eine zusätzliche Dämmschicht
überflüssig macht. Die Luftschicht zwischen den Mauerschalen ist
4,5 cm breit. Das außen liegende Mauerwerk aus 10 cm dicken
gesägten Blöcken aus Kirchheimer Muschelkalk ist selbsttragend und
braucht daher nicht über Maueranker mit dem Hintermauerwerk verbunden werden. Im Bereich der
ausgerundeten Ecke wurden die Muschelkalkblöcke fein geschliffen.
So entstand ein Wechsel in der Oberfläche der Steinfassade, da der
Feinschliff einen dunkleren Farbton ergibt.
Der Sockel des Baukörpers wurde mit einer 28 cm starken
Konstruktion aus manuell gestocktem Beton, einer Dämm-Mörtelfuge
von 2 cm und einer tragenden 30 cm Mauersteinschicht aus
Leichtbackstein erstellt.
Bautafel
Architekten: Käferstein & Meister, Zürich
Projektbeteiligte: Gruppe Bau Dornbirn, Dornbirn (Statik); Sprecher, Zürich (Elektroplanung); L. Gasser, Zürich (Bauunternehmen); Sepp Scherer, Zürich (Schlosser); Kübler, Oetwil am See (Holzausbau); Otto Bärtsch, Trübbach (Schreiner); Natursteine Wüst, Wallisellen-Zürich (Naturstein); Bricosol, Zürich (Backsteinhersteller)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2011
Standort: 8700 Küsnacht
Bildnachweis: Goswin Schwendinger, London; Käferstein & Meister, Zürich
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