Paul-Wunderlich-Haus in Eberswalde
Heizen und Kühlen mit Sole/Wasser-Wärmepumpen
Eines der modernsten und energieeffizientesten
Verwaltungsgebäude Deutschlands steht seit dem Sommer 2007 am
Marktplatz der Kreisstadt Eberswalde bei Berlin. Das nach dem
Eberswalder Künstler Paul Wunderlich benannte Gebäude wird in den
oberen Geschossen von der Verwaltung des Landkreises Barnim
genutzt, in den Erdgeschossen befinden sich Gewerbeflächen für
Verkauf und Gastronomie. Bei der Konzeption des Projekts wurde
großer Wert auf eine hohe Energieeffizienz gelegt. Gemeinsam mit
österreichischen Energieexperten und regionalen Fachplaner planten
die Sieger des ausgeschriebenen Wettbewerbs, die Berliner
Architekten GAP, vier kompakte 3- bzw. 4-geschossige Gebäude. Sie
fügten das Gebäudeensemble in eine Baulücke aus dem 2. Weltkrieg in
der Eberswalder Altstadt ein. Die einzelnen Häuser des Komplexes
sind jeweils um zentrale Atrien angeordnet.
Gallerie
Das Paul-Wunderlich-Haus verbraucht 70 Prozent weniger Energie
als vergleichbare Bürogebäude. Erreicht wird dies durch die
kompakte Gebäudegeometrie, die thermisch optimierte Gebäudehülle,
eine sehr gute Wärmedämmung, optimale transparente Fassadenflächen
sowie die Nutzung von Erdwärme für Heizung, Kühlung und Lüftung. Die
Wärmedämmung der hinterlüfteten Fassadenkonstruktion besteht aus
Holzelementen mit Zellulosedämmung und einer
Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung. Vakuum-Dämmpaneele an den
Anschlüssen zwischen außen liegendem Sonnenschutz und Fenstersturz
verhindern Wärmebrücken.
Heizung/Energiekonzept
Wärmepumpen heizen und kühlen den Bürokomplex. Aufgrund der
notwendigen Pfahlgründung bot sich die Wärmenutzung der
oberflächennahen Geothermie über Energiepfähle an. Die Pfähle sind an zehn
Sole/Wasser-Wärmepumpen mit Leistungsgrößen zwischen 47 und 90 kW
angeschlossen. Insgesamt besitzt das Gebäudeensemble fünf
Heizzentralen mit jeweils zwei Wärmepumpen und Pufferspeichern mit
1.500 Litern Inhalt für das Heiz- und Kühlwasser. Die Wärmeverteilung in die Büro- und Gewerberäume
erfolgt über Radiatoren und Fußbodenheizung sowie einer
Luftheizung. In den Büros deckt eine Lüftungsanlage die
Heizungsgrundlast. Die Spitzenlastabdeckung übernehmen die
Radiatoren mit Raumthermostatregelung. Den Gangbereich und die
Kombizonen zwischen den Gebäuden wärmt eine Fußbodenheizung.
Im Sommer wird das Solewasser zum Kühlmedium durch die
umgeschalteten Wärmepumpen. Zum Kühlkonzept gehören zusätzlich der
externe Sonnenschutz, das Nutzen interner Speichermassen sowie eine
effiziente automatische Nachtlüftung. Auch die Abwärme der Räume
wird über die Lüftungsanlage in Rotations- oder
Kreuzstrom-Wärmeübertrager geleitet und mit einem Wärmebereitstellungsgrad von bis zu 80 Prozent
wieder zurück ins Gebäude geführt. Nach Angabe des
Heiztechniklieferanten liegt der jährliche Heizwärmebedarf bei 25,6
kWh/m². Für die Raumkühlung sind 8 kWh/m² im Jahr erforderlich. Die
Warmwasserbereitung erfolgt über dezentrale
Strom-Durchlauferhitzer. Jedes der vier Gebäude besitzt eine
separat zu betreibende Anlagentechnik. Eine frei programmierbare
DCC-Regelung steuert Heizung, Kühlung und Lüftung.
Aufgrund seines geringen Energiebedarfs ist das
Paul-Wunderlich-Haus als eines der ersten Gebäude mit dem
„Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“ in Gold ausgezeichnet
worden.
Bautafel
Architekten: GAP - Gesellschaft. für Architektur & Projektmanagement, Berlin
Projektbeteiligte: Marzahn & Rentzsch, Berlin (Tragwerksplanung); teamgmi, Wien (Gebäudeklimakonzept, Energieplanung, Simulation); E-Plus, Egg/A (Haustechnikplanung bis Entwurf); Dörner & Partner, Eberswalde (Haustechnikplanung LP 4-10), R & T Gebäudeanlagentechnik, Schorfheide (Heizung/Kühlung); Buderus, Wetzlar (Heiztechnik); Siemens Building Technologies, Berlin (Gebäudetechnik)
Bauherr: Landkreis Barnim, Eberswalde/ Brandenburg
Fertigstellung: 2007
Standort: Pavillonplatz 1, 16225 Eberswalde
Bildnachweis: GAP, Berlin
Fachwissen zum Thema
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