Messehalle 11 und Portalhaus in Frankfurt/Main
Fernwärme, Grundlast-Gaskessel und RLT-Anlage mit WRG
Die Frankfurter Messe wurde um zwei Gebäude erweitert: die Messehalle 11 und das Portalhaus, welches den neuen Eingang West bildet. Die Neubauten entstanden auf dem Areal eines ehemaligen Güterbahnhofs, im Westen des Frankfurter Messegeländes. Gegenüber liegt das zukünftige Europaviertel, auf dem bis 2019 eine Bebauung mit Büros, Hotels, Wohnungen und Einkaufszentren entsteht. Die Planer hatten die zentrale Stadtlage der Messe sowie die Lage zum benachbarten neuen Stadtviertel zu berücksichtigen und ebenso den Wunsch der Messe Frankfurt nach einem prägnanten Eingangsgebäude, das der Messebesucher schon von Weitem als den neuen Haupteingang West erkennt. Das architektonische Konzept wurde mittels eines Hallenneubaus, der trotz großem Baukörpervolumen Leichtigkeit ausstrahlt, und anhand eines einladenden Torgebäudes umgesetzt.
Gallerie
Das Portalhaus besitzt eine vollständig verglaste Fassade, die von einem trichterförmigen Rahmen eingefasst wird. Der Rahmen mit seinen öffnenden Seitenflügeln lässt den Eingang zur Messe großzügig und einladend wirken. Im Inneren des Portalhauses befindet sich ein haushohes Foyer mit schlanken Stegen und Galerien. Dahinter angeordnet ist die neue Messehalle 11, die sich rechtwinklig zur bestehenden Messehalle 9 orientiert.
Die Westfassade der Halle 11 grenzt direkt an die Wohnhäuser der Frankfurter Kuhwaldsiedlung. Um das Gebäude in die Bestandsbebauung zu integrieren, wählten die Architekten eine ruhige, zurückhaltende Form für den Baukörper. Er gliedert sich in einen massiven Sockel, einen gläsernen Aufbau und ein „schwebendes“ Dach. Das 30 Meter hohe Hallengebäude teilt sich in Kellergeschoss und zwei Hallen-Geschosse mit zusammen mehr als 23.000 m² Ausstellungsfläche auf. Die untere Messehalle wurde vor allem aus Brandschutzgründen in Stahlbeton ausgeführt, während bei der oberen Halle ein Dachtragwerk aus 6,80 Meter hohen Holzfachwerkbindern mit Zugdiagonalen aus Stahl im Innenbereich zum Einsatz kommt. Die Binder besitzen eine lichte Spannweite von 78 Metern und kragen ringsherum um jeweils 17,40 Meter aus. Die sich zum Dachrand verjüngenden Auskragungen verleihen dem Dach auf der großen Halle den schwebenden Eindruck.
Die zugehörigen Terrassen- und Freiflächen der Messehalle werden
überwiegend gastronomisch genutzt. In den Geschossen befinden sich
neben den Ausstellungsflächen auch Konferenz- und Tagungsräume,
Büroräume sowie Sozialbereiche. Die obere Hallenebene ist flexibel
nutzbar, weil sie stützenfrei gebaut wurde. Beide Neubauten kann
der Besucher fußläufig über die Via Mobile erreichen. Der
überdachte Gang mit den Laufbändern für die Messegäste verbindet
die Halle 11 mit den bereits vorhandenen Messehallen.
Energiekonzept
Im Kellergeschoss der Messehalle 11 befindet sich der
Technikbereich für die komplexe Gebäudetechnik. Bei der
Temperierung der Messehallen mussten die TGA-Planer schwankende
Wärmelasten, die sich durch die unterschiedliche Nutzung der
verschiedenen Messen ergeben, berücksichtigen. Das TGA-Konzept
sieht eine Betriebsart für den Ruhebetrieb (konstante
Hallentemperatur von 5°C), eine für den Auf- und Abbaubetrieb vor
und nach den Messen und eine Betriebsart für den Messebetrieb vor.
Für eine energieeffiziente Betriebsweise arbeiten alle RLT-Anlagen
(raumlufttechnische Anlagen) im Hallengebäude und Torhaus mit einer
Wärmerückgewinnung. Im Ausstellungsbereich ist
auch bei kleineren Veranstaltungen oder einer Teilnutzung des
Hallenbereichs eine wirtschaftliche Klimatisierung möglich, weil
bis 70% der Raumluft im Umluftbetrieb gefahren werden. In dem
Leitungsnetz für Kälte und Heizung gleichen intelligente
Pumpenregelungen unterschiedliche Leistungsanforderungen aus.
Die Messe Frankfurt ist an das Ferndampfnetz der Mainova
angeschlossen und beliefert somit auch die neue Messehalle 11 mit
Wärme. Drei Dampfwärmetauscher mit jeweils 2,4 MW nehmen die
Fernwärme auf und speisen nach Bedarf die Wärme in das Rohrnetz der
Hallenheizung. Ein separater Gasheizkessel mit 1,1 MW Heizleistung
stellt die Grundlastversorgung in der Halle sicher. Die Wärme wird
im Gebäude über Heizkörper (1.100 Stück), Fußbodenheizung in den
Eingangsbereichen und über die Luftheizung der RLT-Anlagen
verteilt. Die große Fassade wird über Unterflur- sowie
Fassadenkonvektoren temperiert.
Bautafel
Architekten: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Projektbeteiligte: Scholze Ingenieurgesellschaft, Leinfelden-Echterdingen (TGA-Planung); Karl Lausser, Pilgramsberg (TGA-Ausführung:); Kieback&Peter, Berlin (Gebäudeautomation); Arge Max Bögl/Lausser, Neumarkt (Generalunternehmer); Bosch Thermotechnik, Wetzlar (Gaskessel)
Bauherr: Messe Frankfurt
Fertigstellung: 2009
Standort: Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt/Main
Bildnachweis: Messe Frankfurt
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