Biomasseheizhaus in Bad Aibling

Nahwärmenetz mit dezentralen Wärmeerzeugern

Im oberbayerischen Bad Aibling entsteht seit 2006 eine Nullemissionssiedlung. Auf dem Gelände eines ehemaligen Stützpunkts der US-Armee im Ortsteil Mietraching, wo einst der amerikanische Geheimdienst eine elektronische Abhörbasis betrieb, reihen sich jetzt energetisch sanierte Kasernengebäude und neue Niedrigenergie-Wohngebäude in Holzbauweise aneinander. Die Wärme für einen Großteil der rund 770 Haushalte liefert das Biomasseheizhaus, das nach einem Entwurf des Südtiroler Architekten Matteo Thun realisiert wurde. Thun hatte auch das städtebauliche Gesamtkonzept entwickelt sowie einige der Neubauten geplant.

Gallerie

Etwa 70 Hektar misst das Areal des neuen Quartiers. In die drei Nutzungsbereiche Wohnen, Sport und Arbeiten gegliedert, befindet sich im Norden der sogenannte Wohlfühlpark mit Wohnungen, Hotels, Gaststätten, Schulen und einem Fußballinternat. Auch das Solar-Decathlon-Haus der Hochschule Rosenheim ist hier aufgestellt sowie ein im Jahr 2011 errichteter Achtgeschosser, der mit einer Höhe von 25 m zu den höchsten Holzwohnbauten Deutschlands zählt. Weitere Ein- und Zweifamilienhäuser im Passivhaus-Standard sind in Planung. Der Sportpark mit einer Turnhalle und großzügigen Sportflächen befindet sich im Süden; im westlichen Bereich liegt der Technologiepark, an den sich eine Photovoltaik-Freiflächenanlage und Energiepflanzenfelder (Holz und Mais) anschließen.

Das Biomasseheizhaus ist zwischen den Wohngebäuden im Norden der Anlage angeordnet. Bei seiner Gestaltung orientierten sich die Architekten an der St.-Veit-Kapelle in Südtirol. Matteo Thun zu seinem Entwurf: „Wir wollten kein technisches Gebäude gestalten, sondern eine Form finden, die an eine Kirche oder einen Monumentalbau erinnert.“ Das Resultat ist ein Heizgebäude, das für den innerstädtischen Bereich optimiert wurde. Es besitzt kompakte Maße von  8,00 x 8,00 m und eine Außenhaut aus dicht aneinandergereihten Lärchenschindeln. Bis auf ein großes Tor aus Kupfertafeln und ein schmal-vertikales Fensterband zeigt es sich nach außen verschlossen. Das als Heizikone bezeichnete Gebäude ist als Prototyp konzipiert, der für weitere Wohnungsgesellschaften in Serie gehen kann. Sowohl seine Abmessungen als auch die Fassadengestaltung sind variabel. Für den Aufbau in Innenstädten besitzt es ein spezielles Logistikkonzept zur leisen und schnellen Brennstoffversorgung.

Heizungskonzept
Ein Nahwärmenetz mit dezentraler Wärmeerzeugung und Einspeisung versorgt das Areal mit Heiz- und Warmwasser. Der Biomassekessel im Heizhaus übernimmt in den Winter- und Übergangsmonaten die Grundlastversorgung der Heizung und Warmwasserbereitung. Unterstützung zu Spitzenlastzeiten an sehr kalten Tagen erhält er von einem Gaskessel. Im Sommer deckt die solarthermische Anlage mit ca. 2.000 m² Kollektorfläche den Wärmebedarf. Die Sonnenwärme puffern mehrere dezentrale Kleinspeicher und einen Zentralspeicher. Sie bewirken eine bessere Ausnutzung der Nahwärmeanlage.
 
Die Netzvorlauftemperatur wird in der Heizsaison heizungsgeführt geregelt. Wenn in den Sommermonaten die Temperatur durch die Solareinspeisung im Netz niedrig ist, heben Wärmepumpen die Temperaturen für die Warmwasserbereitung an. Die Wärmepumpen nutzen das Wärmenetz als Energiequelle. Dadurch werden der Solargewinn und die Energiekennwerte verbessert.

In der Heizzentrale befinden sich ein 500-kW-Hackgutkessel, die Steuerung, die hydraulische Einbindung und die Logistik für das Hackgut. Ins Abgassystem ist ein Filtersystem eingebaut, das Feinstaubpartikel aus der Biomasseverbrennung auf ein Minimum reduziert. Im Biomassekessel verbrennen spezielle Hackschnitzel. Diese sogenannten Flokets werden aus regionalem Schneebruch- und Sturmholz hergestellt. Der Lieferant trocknet die Hackschnitzel mit Abwärme aus Biogasanlagen der Umgebung. Dabei wird ihr Wassergehalt auf weniger als 15% reduziert, was ihren Heizwert im Vergleich zu herkömmlichen Holzhackschnitzeln um ein Viertel erhöht.

Das Brennmaterial ist in einem Schubboden-Wechselcontainer im Gebäude untergebracht. Anders als bei herkömmlichen Hackgutanlagen, wird dieser von einem LKW abgeholt, beim Biomasselieferanten neu beladen und zurück transportiert. Damit sollen Lärm- und Staubbelästigung der Anwohner minimiert werden. Während des Containertausches, der etwa eine bis eineinhalb Stunden dauert, stellt der Kessel auf Pelletsbetrieb um. Die Holzpresslinge sind in einem nebenstehenden Speicher gelagert.

Durch die Bilanzierung der Photovoltaik-Anlagen auf dem Gelände ergibt sich eine Plusenergiebilanz für das Areal. Das Projekt begleitet ein Monitoring verschiedener Fachhochschulen. Damit wollen sie zusammen mit dem Betreiber das Biomasse-Wärmenetz und die Betriebsführung optimieren.

Bautafel

Architekten: Matteo Thun, Mailand/I
Projektbeteiligte: B & O Saatinvest Heizhaus, Bad Aiblingen (Hersteller); HDG Bavaria, Massing (Hackschnitzelkessel); Ecolohe, Bad Aibling (Flokets-Hackschnitzelproduzent), Schräder (Feinstaubfilter)
Bauherr: B & O Wohnungswirtschaft, Bad Aibling
Standort: Bad Aiblingen, Ortsteil Mietrachingen, Zufahrt über Ebersbergerstraße
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: B & O Wohnungswirtschaft, Bad Aibling

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