Gläserner Lärmschutzwall mit Showroom in Utrecht
Stahlraumfachwerk mit Sonnen- und Wärmeschutzgläsern
In Utrecht, direkt an der Autobahn A2, entstand in nur zwei Jahren Bauzeit eine Kombination aus Schallschutzmauer und Autohaus: das Cockpit. Ein gläsernes Bauwerk, von außergewöhnlicher Architektur und Konstruktion, entworfen vom Rotterdamer Architektenteam Oosterhuis-Lénárd (ONL).
Gallerie
Der bereits in der Ausschreibung definierte Lärmschutzwall wurde als stromlinienförmiges Bauwerk mit Glas als Hauptgestaltungselement umgesetzt. Dabei entlehnten die holländischen Spezialisten aerodynamische Formen von Autos, Rennbooten und Flugzeugen. Die Ästhetik des gesamten Gebäudes ist auf die Wahrnehmung bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h abgestimmt – in etwa der Geschwindigkeit, mit der der Verkehr auf der Autobahn in 15 Metern Entfernung vorbeifließt.
Eine Überraschung erlebt der Fahrer, nachdem er etwa zwei Drittel des Bauwerks passiert hat: An diesem Punkt scheinen sich die obere und die untere Linie des Walls voneinander zu entfernen, um zu einer überdimensionalen Ellipse aus Glas heranzuwachsen, die in etwa das Zehnfache der Schutzwallhöhe aufweist. Das Aussehen des Lärmschutzwalls samt „Verdickung“ vergleichen die Architekten mit „einer Schlange, die ein Schwein geschluckt hat“. Dies ist der Punkt, an dem der Fahrer das in den Lärmschutzwall integrierte Cockpit passiert, in dem sich ein 5000 m² großer Showroom für Wagen der Oberklasse befindet.
Da das Bauwerk aus mehreren 10.000 Einzelteilen besteht, mussten die Architekten zusammen mit den Lieferanten neue Wege in der Produktion und Logistik beschreiten. So entwickelte das Rotterdamer Büro ONL die Geometrie für das gesamte Projekt und zeichnete verantwortlich für die Daten und Abmessungen der Einzelteile auf der Basis eines rigide definierten parametrischen Systems. Das gesamte Bauwerk entstand zunächst hochgradig genau als 3D-Animation im Computer. Die Daten für die einzelnen Glasscheiben wurden anschließend per File-to-Factory-System direkt in die Maschinen des Glasherstellers gespeist, die die einzelnen Scheiben millimetergenau zuschnitten.
Glas
Die Verglasung des Neubaus besteht aus insgesamt 8.500 dreieckigen
Glasscheiben - Kombinationen aus Sicherheitsglas mit Sonnenschutz-
bzw. Wärmedämm-Funktionen. Innen befindet sich ein Verbundsicherheitsglas aus 2 x 6 mm klarem
Floatglas. Ein mit Argon gefüllter, 16 mm breiter
Scheibenzwischenraum und Abstandhalter trennen
die äußere und die innere Scheibe voneinander. Die Außenscheiben
bestehen aus klarem 8 mm Floatglas. Die unteren vier Reihen sind
mit einem Einbruchschutzsicherheitsglas mit einem Ug-Wert von 1,2
W/m²K ausgestattet.
Die Außenscheiben der zwei darüber liegenden Reihen, die einer direkteren Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, bestehen aus dem Sonnenschutzglas, mit einer Gesamtenergiedurchlässigkeit von 43% und einem Lichteinfall von 71%, und vereinen einen geringen Wärmedurchlass bei vergleichsweise hohem Lichteinfall. Die wärmedämmenden Eigenschaften des Glases liegen bei einem Ug-Wert von 1,1 W/m²K. Noch wirksamer gegen die Wärmestrahlen sind die Scheiben oberhalb der sechsten Reihe, sie sorgen mit einer Gesamtenergiedurchlässigkeit von 36% für einen hohen Schutz gegen die Wärmeeinstrahlung durch die Sonne.
Bautafel
Architekten: ONL, Oosterhuis-Lénárd, Rotterdam
Projektbeteiligte: Meijers Staalbouw, Serooskerke (Stahlbau); Absoluut Glastechniek, Venlo (Glashändler und -montage); Flachglas Wernberg, Wernberg-Köblitz (Glashersteller)
Bauherr Hessing Holding, Utrecht
Standort: an der A2 in Utrecht
Fertigstellung: 2006
Bildnachweis: Oosterhuis-Lénárd
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