Apartmenthaus in New York
1.650 Fenstervariationen
Nachdem SoHo den New Yorker Künstlern zu touristisch und zu teuer geworden ist, gilt West Chelsea als eines der attraktivsten Quartiere Manhattens. Rund 200 Galerien haben sich zwischen alten Lagerhäusern, Autowerkstätten und Großgaragen angesiedelt. Noch prägen sie die eher raue Atmosphäre des Viertels, für Menschen mit niedrigeren Einkommen ist die Gegend jedoch längst nicht mehr erschwinglich. Denn seit einiger Zeit entstehen dort neue Gebäude, die von bekannten Architekten entworfen wurden und deshalb erheblich teurer vermietet oder verkauft werden können. So baute Richard Meier zehn Gehminuten südlich von Chelsea zwei Wohntürme und Frank O. Gehry ein neungeschossiges Bürogebäude, das mit seiner weißen Glasfassade aussieht wie ein gestrandeter Eisberg. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft wurde jetzt ein Apartmenthaus von Jean Nouvel fertig gestellt, das unter dem Namen 100 11th vermarktet wird.
Gallerie
Wie schon beim Institut du monde arabe macht Nouvel auch bei der Fassade des neuen Hochhauses das Spiel mit Licht und Schatten zum Thema des Gebäudes. Süd- und Westfassade sowie die abgerundete Gebäudeecke des 23-geschossigen Wohnturmes sind mit einem glitzernden Glasmosaik überzogen, das dem Neubau einen kaleidoskopartigen Charakter verleiht. Die Rückseite dagegen ist sehr viel schlichter ausgefallen: Als Referenz zur industriellen Architektur West-Chelseas ist die Nord- und Ostfassade mit schwarzem Ziegel verkleidet, in die einzelne, unterschiedlich große Öffnungen geschnitten sind.
Das Gebäude befindet sich an der Kreuzung von Eleventh Avenue und Nineteenth Street am Hudson River und beherbergt 72 Apartments. Die bis zu 434 m² großen Wohnungen werden mit bis zu 18 Millionen Dollar (!) gehandelt. Der Architekt beschreibt den Neubau als „Visionsmaschine“ und „ingenieurtechnisch höchstentwickeltes Gebäude New Yorks“.
Glas
Das maßgeschneiderte Fenstergefüge der Süd- und Westfassade setzt
sich aus 1.650 unterschiedlich geformten, teils farbigen
Glaselementen zusammen. Jede Scheibe ist versetzt und in einem
jeweils unterschiedlichen Drehwinkel angeordnet. Dies stellt
besondere Anforderungen an die tragende Unterkonstruktion.
Insgesamt wurden 192 sogenannte Megapanels – aus Aluminium
und Stahl bestehende Rahmentragwerke – eingesetzt. Sieben davon
umschließen je ein Stockwerk. Aufgrund des fehlenden klaren
Lastabtrags innerhalb der Tragwerke kam aus optischen Gründen eine
reine Aluminiumkonstruktion nicht infrage. So entschieden sich die
Planer für eine Mischkonstruktion mit zusätzlichen
Stahlprofilen.
Die verwendeten Isoliergläser setzen sich aus einem Verbund-Sicherheitsglas (VSG) auf der Innenseite und einer Monoscheibe auf der Außenseite zusammen und sind mit einer von vier verwendeten Farbtönen beschichtet. Die Drehung der Scheiben ist nicht richtungstreu und beträgt zwischen zwei und fünf Grad.
Zusätzlich ist dem Erdgeschossbereich eine zweite Glasfassade im
Abstand von etwa viereinhalb Metern vorgelagert, die ein
halboffenes Atrium umschließt; Balkone, hängende Pflanzen und Bäume
beleben diesen Raum, der bis zum siebten Normalgeschoss
reicht.
Bautafel
Architekten: Atelier Jean Nouvel, Paris (Entwurf), Beyer Blinder Belle Architects & Planners, New York (Ausführung)
Projektbeteiligte: Gotham Construction Corporation, New York (Generalunternehmer); Skidmore, Owings und Merill, New York (Tragwerksplanung); CCA Facade Technologies, Jersey City (Ausführung Fassade)
Bauherr: West Chelsea Development Partners, New York
Fertigstellung: 2010
Standort: 11th Avenue, Chelsea, New York
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