Roslyn-Street-Bar und Restaurant in Sydney
Mosaikfassade wie aus dem katalanischen Modernismus
Ein sehr kleines, noch dazu spitz zulaufendes Grundstück und ein anspruchsvolles Raumprogramm waren die Anforderungen an die Architekten Durbach Block Jaggers beim Entwurf eines Gebäudes in Sydneys Stadtteil Potts Point. Der nur 200 Quadratmeter große Bauplatz ließ nur wenig Spielraum für die Nutzungsmischung aus Restaurant, Bar und Büros, die hier entstehen sollte. Die Architekten nutzten die bebaubare Fläche weitestgehend aus und orientierten sich in Traufhöhe und Öffnungsanteil an den Nachbargebäuden. Gleichzeitig gaben sie dem Neubau eine Gestalt, die sich deutlich von der Umgebung abhebt. Das liegt zum einen an der besonderen Gebäudeform, zum anderen an dem markanten Fassadenmaterial.
Gallerie
Vier Geschosse hoch, besetzt das Gebäude eine Ecke im Stadtraum, wo zwei Straßen in einem spitzen Winkel aufeinander zulaufen. An dieser Stelle ist die Außenwand in einem engen Radius gebogen, sodass davor ein kleiner Platz entstanden ist. Aber nicht nur hier weist das Gebäude eine Rundung auf, sondern auch im obersten Stockwerk. Dessen Wände verjüngen sich nach innen, um schließlich in einer übergroßen, geschwungenen Auskragung der Attika zu enden.
Mindestens ebenso außergewöhnlich wie die Geometrie des Gebäudes ist das fast weiße Fliesenmosaik, das die Fassade bedeckt. Es passt sich den Rundungen an, reflektiert auftreffendes Licht und spiegelt Farben und Formen der Umgebung. Von den hellen Fliesen heben sich die Fenster deutlich ab. Sie variieren leicht in Größe und Position und sind von dunklen Stahllaibungen eingefasst, die aus der Wandfläche hervortreten; Rahmen sind nicht sichtbar, wodurch die Fenster abstrakt erscheinen. Im Erdgeschoss ist das Gebäude mit einer raumhohen, gebogenen Verglasung zum kleinen Platz hin versehen, die sich bei schönem Wetter öffnen lässt. Dahinter befindet sich das Restaurant. An den beiden Längsfassaden läuft die Glasfront schräg nach unten aus; nach oben hin ist sie durch ein Vordach geschützt. Zusammen unterstreichen sie die schwungvolle Form des Gebäudes.
Im ersten Geschoss befindet sich eine Bar, in den beiden darüberliegenden eine Büroeinheit. Die Architekten selbst sind hier eingezogen und haben sich mit einem Dachgarten in der Spitze des Dachgeschosses einen besonderen Luxus gegönnt. Er ist rundum von Außenwänden eingefasst. Fensteröffnungen ohne Verglasungen geben unterschiedliche Blicke auf die Stadtsilhouette frei.
Fliesen
Die Fassade ist mit einem Trencadís-Mosaik aus glänzenden und
matten, weißen und beigefarbenen Fliesen bedeckt. Diese Art des
Mosaiks ist ein typisches Element des katalanischen Modernismus.
Sein bekanntester Vertreter, Antoni Gaudí, verwendete Scherben aus
Fliesen- und Geschirrfabriken, um die komplex gebogenen Formen zu
verkleiden, die für die Sonderform des Jugendstils charakteristisch
sind. Ein bekanntes Beispiel ist der Parc Güell in Barcelona.
Das Mosaik für das australische Gebäude stammt aus einer auf die Herstellung von Trencadís spezialisierten Manufaktur in Valencia. Hier wurden die Fliesen auf eine einheitliche Stärke geschliffen, gebrochen, nach Größe sortiert und dann auf ein Glasfasergewebe zu einem Mosaiknetz geklebt. Wie bei den historischen Vorgängern in Europa konnte so auch die mehrfach gekrümmte Fassade in Sydney mit einer gleichmäßigen Keramik-Haut überzogen werden.
Aus Sorge, dass die weiß reflektierende Fassade zu sehr wie ein
unangemessener Fremdkörper wirken könnte, machte die Stadt genaue
Vorgaben für das Mosaik. Für die verschiedenen Fassadenbereiche
wurde der Prozentsatz weißer und beigefarbener sowie glänzender und
matter Fliesen festgelegt. Während im unteren Teil des Gebäudes ein
höherer Anteil an dunkleren Fliesen vorkommt, wird die Fliesenhaut
nach oben hin immer heller. Gleichzeitig verwendete man unten mehr
matte, oben mehr glänzende Fliesen. -sm
Bautafel
Architekten: Durbach Block Jaggers, Potts Point
Projektbeteiligte: Stefan Heim (Projektleiter); Beebo Constructions, Botany (Baufirma); Simpson Design, Balmain (Tragwerksplanung); Mersonn, Potts Point (Stadtplanung); Aurecon, Victoria (Fassade); Whipps Wood, Milsons Point (Fachplaner Sanitärtechnik); Nappin and Associates, Sydney (Haustechnik); Stephen Grubits and Associates, Sydney (Brandschutz); Skyrange Engineering, Preston (Stahlfenster); Trencadis Innovación, Valencia (Fliesen)
Bauherr: Ron White/Cameron White/Damien Pignolet, Woollahra and Bellevue Hotels, Woollahra
Fertigstellung: 2009
Standort: 5 - 9 Roslyn Street, Potts Point, NSW 2011, Sydney, Australien
Bildnachweis: Durbach Block Jaggers, Potts Point; Fotos: Anthony Browell, Peter Bennetts, Neil Durbach