Atelierhaus in Dachau
Dachterrasse mit Deckschicht aus Kies
Im Zentrum der Altstadt von Dachau steht das zum Wohnen und Arbeiten genutzte und mit acht Metern recht schmale Atelierhaus. Begrenzt durch eine Straße im Norden ermöglicht im Westen eine schmale Zufahrtsgasse zwischen Grenzwand und Neubau die Erschließung. Etwa die Hälfte des Grundstücks nimmt eine denkmalgeschützte Linde ein, die Leitbild und stadträumlicher Bezugspunkt für das neue Wohn- und Bürohaus ist. Sowohl dessen Aufenthaltsräume als auch die Dachterrasse orientieren sich nach Osten zum neu geschaffenen innerstädtischen Platz: hier wird - in den Sommermonaten - gelebt, gearbeitet und gefeiert. Die Zweige der Linde reichen unmittelbar an die Dachfläche heran und so entsteht für die Bewohner ein wenig das Gefühl, in einem Baumhaus zu sitzen.
Gallerie
Diese Assoziation unterstützt auch das Abbild der winterlichen
Aststrukturen der Linde, das wie eine abgewickelte Projektion die
Hülle des gesamten Hauses umfasst. Das durchgehende Astmotiv ist
auf Spezialpapier gedruckt und steckt ähnlich einem Tattoo tief in
der Fassadenhaut. Die Fassade besteht aus von Hand laminierten
Paneelen aus grünlich transluzentem, glasfaserverstärktem Kunststoff
(GFK). Die Paneele wurden mit Abstand zur Tragkonstruktion
angebracht, damit sich in dem so entstandenen Zwischenraum das
Sonnenlicht gleichmäßig ausbreiten und der Fassade ein grünliches
Schimmern verleihen kann.
Flachdach
Das Flachdach des Atelierhauses ist als Warmdach
ausgebildet und wird als Dachterrasse genutzt. Die Betondecke wurde
mit einem Gefälle von 3% zur Dachinnenseite hin ausgeführt und
darauf eine bituminöse Dampfsperre aufgebracht (während der
Bauphase diente diese als Notabdichtung). Der weitere, lose
verlegte Dachaufbau besteht aus einer 16 cm dicken
PS-Hartschaumdämmung, einer dreilagigen Bitumenabdichtung und der
erforderlichen Auflast in Form einer Kiesschüttung. Diese ist
zur Aufnahme der Windsogkräfte im Mittel 12 cm stark; zusätzlich
wurde über einem Filtervlies eine obere Deckschicht aus feinem
Splitt aufgebracht.
Die GFK-Fassade faltet sich am Dachübergang in die Horizontale und
bildet dort einen 12 cm breiten Attikastreifen. Durch dessen
Transluzenz wird der obere Fassadenabschluss an sonnigen Tagen
lichtdurchströmt und scheint sich gen Himmel aufzulösen. Diese
Durchlässigkeit setzt sich im Geländer der Dachterrasse aus einem
zwischen Stahlrohren eingespannten Maschendraht fort. Die Rohre
sind auf lastverteilenden Metallplatten aufgeschweißt, die wiederum
oberhalb der Dachabdichtung in ein Mörtelbett eingebettet
sind. Lediglich ein mit Flüssigkunststoff abgedichteter
Rückhaltedübel durchdringt die Abdichtung.
Bautafel
Architekten: Deffner Voitländer, Dachau
Projektbeteiligte: Stefan Bohnengel, Julia Hertel, Kersten Waltz, Florian Zeitzler (Mitarbeiter)
Bauherr: Dorothea Voitländer, Konrad Deffner, Dachau
Fertigstellung: 2005
Standort: Gottesackerstraße 21, 85221 Dachau
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