Baumhaus in Ludwigsburg
Kupferverkleidet bis zur Attika
Für die vierköpfige Familie des Architekten sollte die Wohnfläche eines kleinen Siedlungshauses von 1954 erweitert werden. Obwohl die Straße unter Ensembleschutz steht, haben die meisten Häuser durch bauliche Eingriffe ihre ursprüngliche Proportion, Fassadengestaltung und Authentizität mittlerweile verloren. Im Gegensatz dazu erfolgte die Erweiterung hier in Form eines eigenständigen, sechs Meter tiefen Solitärs auf dem großen Grundstück in Richtung Norden. Er ist durch einen 2,5 m langen Verbindungssteg mit dem Haupthaus verbunden. Der Bestand bleibt so deutlich lesbar und korrespondiert mit dem Anbau.
Gallerie
Weil die Gartenebene auf der Hangseite um ein Geschoss versetzt ist, ist sie vom Haus schlecht erreichbar und durch Verkehrslärm beeinträchtigt. Den Bezug zur Natur stellt der Anbau nun anders her: als „Baumhaus“ ermöglicht er das Wohnen über dem Garten und bezieht den Baumbestand und die Landschaft ein. Auf seiner obersten Ebene eröffnet ein „Schaufenster" die wunderbare Aussicht über das weite Neckartal. Wie eine Kinoleinwand zieht es die jahreszeitlichen Stimmungen hinein in den Wohnraum.
Die räumlichen Zuordnungen sind klar: Das Erdgeschoss des Altbaus gehört der ganzen Familie, das Dachgeschoss den Kindern und der Anbau den Eltern. Er wird vom familiären Bereich aus über einen Steg erschlossen und ist im Inneren einheitlich mit Eichendielen gestaltet. Im Hanggeschoss befinden sich Dusche mit Sauna und Ankleide, im Mittelgeschoss der Schlafraum und im Obergeschoss der Wohnraum mit dem großen Fenster. Eine einläufige Treppe verbindet alle Ebenen. Der Sockel besteht aus Stahlbeton, die oberen Geschosse sind in Dickholz-Tafelbauweise gefertigt. Eine vorgehängte Fassade aus umlaufenden Kupferbändern sowie außenbündig eingebaute Fenster mit schwarz lackierten Aluminiumprofilen unterstreichen den skulpturalen Charakter des Baukörpers.
Flachdach
Das bekieste Warmdach ist konstruiert mit 135 mm starken
Dickholz-Deckenplatten. Raumseitig ist eine Beplankung aus
Gipsfaserplatten angebracht, oberseitig erfolgte ein
konventioneller Aufbau aus einer Dampfsperre,
zwei Lagen PIR-Wärmedämmung WLG 030 à 100 mm und zwei Lagen
bituminöser Abdichtungsbahn, deren obere Lage beschiefert ist. Als
zusätzlicher mechanischer Schutz wurde zwischen Abdichtungslage und
Kiesschicht eine 5 mm dicke Bautenschutzmatte auf PE-Folie
(Trennschicht) eingebracht. Das Attikablech führt das
Konstruktionsraster fort und ist aus dem gleichen Material wie die
Fassadenverkleidung gefertigt. So zeigt der nahtlose Übergang
zwischen Außenwand und Dach, wie ein guter Anbau aussehen kann,
wenn der Architekt sein eigener (Bau)Herr ist.
Bautafel
Architekten: Architektur 109, Ludwigsburg
Projektbeteiligte: Mark Arnold + Arne Fentzloff, Ludwigsburg (Projektleiter); Fa. Malokaj, Ludwigsburg (Dachabdichtungsarbeiten)
Bauherr: Christa Fentzloff, Ludwigsburg
Fertigstellung: 2005
Standort: Schlösslesweg 7, Ludwigsburg
Bildnachweis: Dietmar Strauß, Ludwigsburg
Fachwissen zum Thema
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