Wohnhaus in Langenargen am Bodensee
Modulare Holzelemente für scharfkantigen Baukörper
Auf einem Grundstück direkt am Bodensee und mit vielen alten Bäumen, errichteten Geckeler Architekten aus Konstanz ein schlichtes und modernes Einfamilienhaus. Der zweigeschossige und quaderförmige Baukörper ist parallel zur Nordfassade einer bereits vorhandenen Jugendstil-Villa angeordnet und öffnet seine Schmalseite vollständig zum See.
Gallerie
Die Erschließung des kleinen, kompakten Nachbarn der zentral auf dem Baugrund positionierten Villa erfolgt auf einer durchgehenden Achse: Sie beginnt an der Straße im Osten mit einem langen Steg, der vom offenen Carport zum gerahmten Eingang führt. Dieser ist als kastenförmige Ausnehmung des Baukörpers in doppelter Türbreite hervorgehoben. Beim Eintritt in das Wohnhaus eröffnet sich eine Blickachse durch Flur, Koch- und Wohnbereich über den Park bis hinaus zum See. Dieser Durchblick begründet eine seitlich nach Norden ausgelagerte Treppe ins Obergeschoss sowie die jeweils an der Südseite aufgereihte Raumfolge. Neben dem Flur befinden sich im Erdgeschoss WC, Haustechnik und Hauswirtschaftsraum; im Obergeschoss darüber liegt das Bad, auf das vier Individualräume an einem schmalen Flur folgen.
Das Gebäude ist nicht unterkellert und steht auf Stahlstützen, die mit lichtem Abstand in Einzelfundamenten gelagert sind. Der strenge Baukörper erscheint dadurch wie abgehoben vom Boden – insbesondere im Kontrast zur alten Villa, deren steinerner Sockel hier seit vielen Jahrzehnten fest verankert ist. Das neue Wohnhaus hingegen ist überwiegend aus vorgefertigten Elementen errichtet und zeigt sich scharfkantig und leicht.
Vorgefertigte Bodenelemente wurden in einem Holzrahmen befestigt und über eine Steckverbindung mit Metallbolzen biegesteif mit den ebenfalls modularen Wandelementen (mit Zellulose-Dämmung) verbunden. Die Decke über dem Erdgeschoss ist aus Holz-Beton-Verbund-Fertigteilen, die mit den Wandelementen wiederum eine biegesteife Verbindung eingehen. Auf diese Weise entstehen einerseits für eine Holzkonstruktion ungewöhnlich günstige Schall- und Schwingungswerte, andererseits werden keine aussteifenden Zwischenwände benötigt und der Grundriss bleibt variabel.
Die Fassadenverkleidung besteht aus Profilbauglas (über die gesamte Gebäudehöhe) vor einem 4 cm breiten Luftraum, der als Klimapuffer wirkt. Die Haustechnik unterstützt die Ausführung als Passivhaus: Eine kontrollierte Lüftungsanlage minimiert die Wärmeverluste; ein 1000-Liter-Schichtenspeicher sammelt die solaren Wärmegewinne aus 8,00 m² Flachkollektoren, versorgt die Bewohner mit Warmwasser und dient der Heizungsunterstützung. Das Regenwasser wird in einer 9,00 m³ großen Zisterne gesammelt und für WC, Waschmaschine und zur Bewässerung des Gartens genutzt.
Flachdach
Die obere Abdichtung des Daches erfolgt durch eine Bitumenbahn
über einer PUR-Gefälledämmung (mittlere Höhe: 350 mm), darunter ist
eine Dampfsperre angeordnet. Die tragende Konstruktion
bildet eine Holz-Beton-Verbunddecke (247 mm). 15 mm
Gipsfaserplatten sorgen für den inneren Raumabschluss.
Abdichtung und Dampfsperre werden an der Attika aus
vorgefertigten, ebenfalls mit Zellulose gedämmten Holzelementen
hinaufgeführt und unter einem Abdeckblech befestigt. Außen wird die
Fassade aus klarem, hinterlüfteten Profilbauglas (331/41 mm) über
einer Holzschalung bis zum Dachrand geführt, sodass die schmale
Aufkantung der Attika-Abdeckung den oberen Abschluss
bildet. us
Bautafel
Architekten: Geckeler Architekten, Konstanz
Projektbeteiligte: Hartmut Häussler, Illerkirchberg (Tragwerk); Martin Holzbau, Dorbirn/A (Zimmerer); Ingenieurbüro Frank Kunkel, Zwickau (Energienachweis); Lignotrend, Weilheim-Bannholz (Holz- und Verbundelemente Boden, Wände, Decken); Fermacell, Duisburg (Innenwand, Deckenuntersicht); Bauder, Stuttgart (Dach-Dampfsperre KSD), Jung, Schalksmühle (Elektro)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2010
Standort: privat
Bildnachweis: Florian Kunzendorf/Lignotrend
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