Besucherzentrum Berliner Mauer
Gedämmte Cortenstahl-Fassade
Zeitgleich mit dem 20-jährigen Mauerfall wurde am 9. November
2009 das Besucherzentrum Berliner Mauer offiziell
eingeweiht. Das 820 m² große nach Entwürfen des Berliner Büros Mola
Winkelmüller Architekten realisierte Gebäude, befindet sich auf
einem Grundstück, das von der Bernauer-, der Garten- und der
Bergstraße begrenzt wird. Es bildet den Auftakt für alle
Bestandteile der Gedenkstätte entlang der Bernauer Straße. Hier
wird die zentrale Anlaufstelle für prognostizierte 450.000 Besucher
pro Jahr sein.
Gallerie
Der zweistöckige Baukörper markiert das Abknicken der ehemaligen
Mauer nach Norden. Während sich das untere Geschoss parallel zum
Straßen- und Mauerverlauf ausrichtet, dreht sich das obere
Gebäudevolumen zum Gelände der Gedenkstätte und schiebt sich in den
Straßenraum der Bernauer Straße. Die durch die Torsion des oberen
Gebäudevolumens auskragende Ecke lässt einen überdachten Vorplatz
entstehen, welcher den Besucher empfängt und einen Platz für
Ausstellungen und wartende Gruppen schafft. Dieser Vorplatz führt
fast nahtlos durch eine großzügige Eingangsfassade ins Foyer. Dort
befindet sich ein zentral gelegener Informationstresen, der mit
Treppe und Aufzug den Kern des Gebäudes bildet.
Zur linken Seite des Tresens liegt ein separat erschlossener
Buchladen, zur Rechten das Café, Garderoben und Toiletten. Zwei
breite Treppen, eine für die Besucher und die andere für die
Mitarbeiter, führen in das obere Geschoss, welches neben
Besuchergruppen- und Filmvorführräumen auch Büros und
Umkleidemöglichkeiten für die Mitarbeiter beherbergt. Die
Gruppenräume orientieren sich zu dem Gelände um den Mauerstreifen
und erlauben dank großer Fensterflächen einen guten Überblick. Für
den Besucher fügt sich hier das Aktuelle mit dem Historischen, das
er u.a. während der Filmvorführungen kennenlernt, zusammen.
Das Besucherzentrum ist Bestandteil einer übergeordneten Planung
für die gesamte Gedenkstätte. 2007 hatten Mola und Winkelmüller in
einem internationalen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit dem Berliner
Landschaftsarchitekturbüro Sinai sowie dem Ausstellungsplaner
Christian Fuchs den ersten Preis errungen. Neben dem realisierten
Gebäude gehörte dazu auch eine 1,5 km lange Erinnerungslandschaft
für den Mauerstreifen parallel zur Bernauer Straße. Sie befindet
sich derzeit in der Bauphase. Ins Auge fallendes Gestaltungsmerkmal
dieser Landschaft werden 3 cm dicke Stelen aus gerostetem
Corten-Stahl sein, sie schließen die Lücken der original erhaltenen
Mauerreste. Die Stelen stehen so weit auseinander, dass die
Besucher durch sie hindurchtreten können, verbinden jedoch optisch
die verschiedenen baulichen Elemente zu einer Einheit. Ihr Material
erinnert an den Bewehrungsstahl der Originalmauer. Cortenstahl
zieht sich als Baustoff durch alle Bestandteile der Gedenkstätte:
Er wurde bereits beim schon existierenden Mauermahnmal an der
Bernauer Straße verwendet und findet sich auch in der
außergewöhnlichen Fassade des Besucherzentrums wieder.
Das Gebäude wurde sowohl frist- als auch budgetgerecht
realisiert. Die Planung berücksichtigt auch eine potenzielle
Erweiterung: Um die formale Integrität des ursprünglichen Gebäudes
nicht zu beeinträchtigen, kann, durch eine Fuge getrennt, ein
rechteckiger Baukörper angelagert werden.
Wärmedämmung/Konstruktion
Die Fassade des Gebäudes wurde in enger Zusammenarbeit mit dem
Cortenstahl-Hersteller entwickelt. Jedes einzelne Detail ist dem
Material entsprechend ausformuliert und zum Teil sogar im Maßstab
1:1 getestet worden. Dadurch konnten plane Flächen als äußere
Begrenzungen der beiden Volumen entstehen, die nur durch die
Formate der Stahlplatten und die verschiedenen Öffnungen
unterbrochen werden. Zum Einsatz kamen
Corten-A-Stahlkassetten, deren Stahlelemente eine Dicke von 3 mm
aufweisen, diese sind gekantet und in eine geschlitzte
Stahlunterkonstruktion eingehängt. Die Unterkonstruktion wurde im
Gegensatz zu den Fassadenplatten lackiert. Schon von Weitem sind
die rostenden Stahlflächen zu erkennen (siehe Abb. 4, 15-17,
Zustand der Stahlplatten nach ca. 2 Jahren).
Als Dämmstoff wählten die Architekten mit schwarzem Vlies
kaschierte Mineralwolleplatten, mit einer Dicke von 16 cm und einer
Wärmeleitfähigkeit 0,35 W/(m²K). Der Dämmstoff
ist nicht brennbar, Wasser abweisend, alterungsbeständig und leicht
zu verarbeiten. Die Anforderungen nach EnEV an die
Gebäudehülle werden um 30% unterschritten.
Bautafel
Architekten: Mola Winkelmüller Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Sinai Faust.Schroll.Schwarz, Berlin (Landschaftsarchitektur); Christian Fuchs, Berlin (Ausstellungsplaner); Deutsche Rockwool, Gladbeck (Fixrock Dämmplatten)
Bauherr: Stiftung Gedenkstätte Berliner Mauer
Fertigstellung: 2009
Standort: Bernauer Straße 119 (Ecke Gartenstraße), Berlin
Bildnachweis: Gedenkstätte Berliner Mauer; Baunetz (bo), Berlin; Andreas Kimmel, Münster; Mola Winkelmüller Architekten, Berlin
Fachwissen zum Thema
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 | www.rockwool.de