Portalhaus und Messehalle 11 in Frankfurt

Brandschutzkonzept nach Simulation der Besucherströme

Einen prägnanten Zugang im Westen und eine klare städtebauliche Kante erhielt das Frankfurter Messegelände durch ein neues Portalhaus und die neue Messehalle 11. Beide entstanden nach Plänen von Hascher Jehle Architekten aus Berlin. Aufgrund der innerstädtischen Lage prallen an dieser Stelle die sehr unterschiedlichen Maßstäbe von Wohn- und Messebauten unvermittelt aufeinander. Zwischen diesen Gegensätzen vermittelt die Halle 11 mit ihrer differenzierten Gestaltung aus einem massiv wirkenden Sockelgeschoss, einem zurückgesetzten, leichten Obergeschoss und einer weit auskragenden, flachen Dachscheibe.

Gallerie

Das Portalhaus markiert als prägnante Großform die architektonische Torsituation zur Messe: In der Achse der Zufahrtstraße ist es von weit her sichtbar, schräge, einladende Seitenwände und ein trapezförmiger Grundriss verstärken die Geste des Empfangens. Als Eingangs- und Verteilergebäude vermittelt es formal und funktional zwischen den nördlich angrenzenden Hallen und dem zukünftigen Südwestgelände der Messe. Ein mehrgeschossiges, verschränktes Wegenetz im viergeschossigen Luftraum macht diese Verflechtungen für Besucher erlebbar und wird über die ebenso hohen Verglasungen der Portale nach Osten und Westen auch von außen ablesbar. Rolltreppen, Panoramaaufzüge, Stege und offene Galerien auf unterschiedlichen Ebenen überbrücken den Raum, verbinden die nördlichen Hallen mit dem Konferenzbereich und verteilen die Besucherströme zu den anderen Messebereichen.

Der offene, geräumige Vorplatz zwischen Eingangsgebäude und Halle dient der Entflechtung der Verkehrsströme: Die Besucher werden von einem Ensemble schirmartiger Dächer empfangen. Zukünftig wird der Platz zusätzlich von einem Konferenzzentrum mit Shopping-Mall begrenzt.

Die Halle 11 ist knapp 30 Meter hoch und beinhaltet zwei 12.000 m² große, übereinandergestapelte Ausstellungsflächen, deren Grundrisse variabel bespielbar sind. Erschlossen werden sie im Erdgeschoss über Foyers im Norden und Süden. Dem oberen Geschoss sind Terrassen vorgelagert, die den Gastronomiebetrieben als Außenfläche dienen oder für Festveranstaltungen genutzt werden können. Viergeschossige Anbauten an den Längsseiten der Halle dienen den notwendigen Technik-, Lager- und Fluchträumen; die An- und Ablieferung der Waren und Stände erfolgt von hier. Zusätzlich sind hier Gastronomieflächen (an den äußeren Ecken mit Bezug zu den Foyers und Terrassen), Büros und Konferenzräume untergebracht.

Brandschutz
Bei der Planung des Portalhauses waren den Architekten das intuitive Erfassen der Wegeführung und die leichte Orientierung besonders wichtig. Die Besucher sollen sich sicher fühlen, ihre eigene Position und Ausrichtung an diesem (für die meisten fremden) Ort verstehen können, um letztlich entspannt ihr jeweiliges Ziel zu finden.

Mit ihrem Konzept der Messehalle 11 wollten die Architekten ideale Bedingungen für die Stand- und Präsentationsflächen einerseits und die erforderlichen Verkehrsflächen für große Menschenmassen andererseits erreichen. Für das Brandschutzkonzept und die Planung der Rettungswege wurden im Vorfeld die Besucherströme ermittelt sowie eine dynamische Entfluchtung und mögliche Rauchgasentwicklungen simuliert. Schließlich bestimmte die maximale Fluchtweglänge von 40 m bei einer Hallenhöhe von 10 m die Hallenbreite von 80 m; daraus wiederum resultierte das Grundmodul der Messestände mit 20 x 20 m und die 3 m breiten Erschließungs- und Rettungswege.

Günstig für das Konzept und die Entfluchtung des Gebäudes sind die weitläufigen, umlaufenden Außenterrassen: Durch den direkten Zugang der Besucher der oberen Halle ins Freie entspannt sich die Situation bei einer Evakuierung des Gebäudes wesentlich. Besucher gelangen innerhalb kürzester Zeit in einen sicheren, rauchfreien Bereich, der ein „stressfreies“ Verlassen des Gebäudes ermöglicht und damit einer Panik und Staubildung an den Treppenabgängen entgegenwirkt. Die direkten Fluchtwege von den einzelnen Ebenen wurden sowohl im Portalhaus als auch im seitlichen Anbau der Messehalle als Schachteltreppen ausgeführt. Zur Evakuierung von Rollstuhlfahrern stehen eigene Aufzüge zur Verfügung: Druckbelüftungen sorgen für deren Brandsicherheit, spezielle Steuerungen führen die Rollstuhlfahrer ohne Zwischenstopp zum Erdgeschoss ins Freie.

Bei den Simulationsberechnungen für ein Entfluchtungsszenario wurde die maximale Vollauslastung der Gebäude mit 36.139 Personen angesetzt – ein Wert, der in der Realität kaum vorkommen wird. Die Simulationen ergeben, dass die Hallen trotz der angesetzten Höchstwerte innerhalb von nur sieben bis neun Minuten vollständig evakuiert werden können. Ein Zeitfenster, das weit unterhalb der möglichen Gefährdung der Besucher durch Rauchgasentwicklung liegt.

Bautafel

Architekten: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Projektbeteiligte: Scholze Ingenieurgesellschaft, Leinfelden-Echterdingen (Technische Konzeption); ARGE Max Bögl/Lausser, Neumarkt (Generalunternehmer); Hilla Sachverständigenbüro für vorbeugenden Brandschutz, Frankfurt/Main (Brandschutz/Fluchtwege); IFB Consulting, Bischofsheim (Videoüberwachung)
Bauherr:  Messe Frankfurt
Fertigstellung: 2009
Standort: Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt/Main
Bildnachweis: Svenja Bockhop, Berlin

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