Erweiterung der Hauptfeuerwache Essen
Leitsystem für Brandschutz und Rettungsdienst
Essen gehört mit knapp 600.000 Einwohnern zu den größten Städten Deutschlands. Ein deutlicher Anstieg der lokalen Feuerwehreinsätze in den vergangenen Jahrzehnten und die Verlegung von Funktionsbereichen anderer Standorte machten die Erweiterung der bestehenden Hauptfeuerwache erforderlich. Nachdem eine angrenzende Fläche durch den Abriss einiger Bestandsbauten frei wurde, entstand dort ein Erweiterungsneubau mit überregionaler Leitstelle und Lagezentrum, Desinfektion, Medizintechnik und Atemschutz. Entworfen wurde er von den Architekten Schröder und Kamm aus Essen, die den zuvor ausgelobten Wettbewerb für sich entscheiden konnten.
Gallerie
Sie ergänzten das bestehende, in sich geschlossene Gebäudeensemble durch einen prägnanten, teilweise viergeschossigen Riegel, der einen neu geschaffenen Hof fasst. Seine klare, funktionale Form und Höhenentwicklung bilden einen deutlichen Abschluss des Feuerwehrgeländes. Die Lochfassade mit dem eingesetzten Klinker vermittelt ein ruhiges Erscheinungsbild und bildet den passenden Übergang zur geplanten Wohn- und Gewerbebebauung in südlicher Richtung.
Ein lineares Vordach vereint die wichtigsten Funktionen im Erdgeschoss. Im Anschluss an den zentralen Eingang befindet sich die Haupterschließung an einem geschossübergreifenden Luft- und Lichtraum. Von hier aus sind die Räume in den Obergeschossen über kurze Wege erreichbar. Für einen effektiven Arbeitsablauf sind die Abteilungen Desinfektion, Medizintechnik und Atemtechnik ebenerdig rund um die Fahrzeughallen angeordnet und von dort oder über Eingänge unter dem großen Vordach zugänglich.
Die Haupträume der Leitzentrale liegen im zweiten Obergeschoss und sind nach Norden ausgerichtet. Direkt darunter, im ersten Obergeschoss und verbunden über eine Treppe, liegt die dazu gehörige Technik. Eine zweischalige Pufferzone, in der auch die Schleusen zu diesen wichtigen Räumen liegen, gewährleistet Sicherheit und Ruhe für die Leitzentralen, die je nach Schadenslage untereinander erweiterbar sind. Weitere Büroräume befinden sich im ersten Obergeschoss. Ruheräume und ein Aufenthaltsraum sind im obersten Geschoss um eine Terrasse gruppiert.
Brandschutz
Zur Sicherstellung des Brandschutzes, des Rettungsdienstes und
technischer Hilfeleistungen für die Bewohner Essens und seiner
Randgebiete dient ein komplexes System, das unter anderem die
Arbeit von über 700 Berufsfeuerwehrmännern und -frauen sowie 550
freiwilligen Kräften bei mehr als 120.000 Einsätzen im Jahr
koordiniert. Aus dem gesamten Stadtgebiet gehen hier Notrufe,
Anfragen zu Krankentransporten sowie Meldungen vieler Hundert
Brandmeldeanlagen ein.
Der Leitstellenraum umfasst zwölf Einsatzleittische in drei Blöcken, von denen sich einer vollständig abtrennen lässt. Aktiv im Dienst sind je nach Tageszeit zwischen drei und acht Disponenten an Leittischen in Cockpit-Form mit höhenverstellbaren Bedien- und Monitorebenen. Von drei so genannten Masterplätzen aus lassen sich außerdem Medien zur Projektion an großen, an der Decke befestigten und höhenverstellbaren Flächen bedienen. Bei Großveranstaltungen oder Unwetterlagen und dadurch verursachtem erhöhten Notrufaufkommen stehen zusätzlich acht Notabfrageplätze bereit. Die zugehörige Technik ist direkt unter der Leitstelle in zwei brandschutztechnisch abgetrennten Räumen untergebracht mit redundant aufgebauten Systemen des Einsatzleitrechners und der Kommunikationstechnik, die jeweils separat an die Leitstellenräume angebunden sind.
Eine Software, die die aktuelle Lage mit Alarmmeldungen, Zustandsanzeigen der Fahrzeuge, Vorschlägen der Einsatzmittel, geografischen Karten oder Luftbildaufnahmen übersichtlich darstellt, ist das Herzstück der Leitstelle und gibt dem zuständigen Disponenten jederzeit Auskunft. Das System ist gekoppelt mit einer Anlage zur Notruf- und Funkabfrage, einem Funkmeldesystem, einer öffentlichen Brandmeldeanlage und einem Navigationssystem für Fahrzeuge. Mit diesem so genannten Mastersystem lassen sich Notebooks als mobile Einsatzleitrechner per UMTS/GPRS anbinden, so dass die Kommunikation auch online möglich ist.
Ebenfalls angeschlossen ist ein System zur Abrechnung mit den
jeweiligen Krankenkassen oder privaten Trägern im Anschluss an
einen Einsatz. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes kommunizieren
untereinander über Digitalfunk, angestrebt ist die Vernetzung aller
Leitstellen innerhalb des Ruhrgebiets.-us
Bautafel
Architekten: Schröder & Kamm Architekten, Essen
Planungsbeteiligte: Seroneit und Schneider, Essen (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Paulus, Essen (TGA); Ingenieurbüro für technische Akustik und Bauphysik, Dortmund (Bauphysik und Raumakustik); Tamkus Landschaftsarchitekten, Dortmund (Freianlagen); Feuerwehr Essen (Brandschutz); Siemens Building Technologies, Region West (Einsatzleitsystem)
Bauherr: Feuerwehr Stadt Essenr
Fertigstellung: 2008
Standort: Eiserne Hand 45, Essen
Bildnachweis: Schröder & Kamm Architekten (1-5); Siemens Building Technologies (6)
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