Serpentine-Pavillon 2012 in London

Mit Kork verkleidete Sitzlandschaft

Jedes Jahr lässt die Serpentine Gallery einen neuen, temporären Pavillon in unmittelbarer Nähe ihres Ausstellungsgebäudes im Londoner Kensington Garden errichten. In diesem Zusammenhang sind seit 2000 immer andere Architekten oder Künstler für die Gestaltung des Aufenthalt- und Veranstaltungsortes verantwortlich, der für viereinhalb Monate Schutz vor Witterungen bietet und Kunst bzw. Architektur interessiertes Publikum anlockt. Der Entwurf für den Pavillon 2012 stammt von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron und dem chinesischen Künstler Ai Weiwei. Sie sind befreundet und haben schon beim Bau des Olympiastadions in Peking 2008 erfolgreich zusammengearbeitet.

Gallerie

Bei einer ersten Videokonferenz – Ai Weiwei stand während der Planungszeit unter Hausarrest und durfte China nicht verlassen – stellte das Team fest, dass für den Serpentine-Pavillon bereits alles umgesetzt wurde: „Everything's been done. We don't need to be so crazy, or expressionist.“ (in The Independent, 26.05.2012). Deshalb entschieden sie sich, den Pavillon in die Erde zu graben und mit ihm an seine elf Vorgängerbauten zu erinnern. 

Unter einer Scheibe, die gut einen halben Meter über dem Boden zu schweben scheint, ist eine Art Grotte entstanden. Der Intention des Teams nach sollten hier die Überreste der vorherigen Pavillons am Boden abgebildet und somit die Geschichte wie bei einer archäologischen Stätte wieder freigelegt werden. Allerdings handelte es sich hierbei um ein gegenstandsloses Unterfangen, denn die Pavillons wurden nach dem Sommer ihres Bestehens immer komplett abgebaut und woanders wieder errichtet, sodass kein einziges Fundament im Boden zu finden war und das Team die „Erinnerungsstücke“ rekonstruieren musste. Aus den überlagerten Grundrissen der Vorgängerbauten entstand eine Sitzlandschaft, die auf einem runden Grundriss (400 m², ø = 22,5 m) beruht und von einer 305 m² großen Dachscheibe geschützt wird. Das Dach ist leicht verschoben zu der Sitzlandschaft angeordnet und wird von zwölf Stützen – es handelt sich schließlich um den zwölften Pavillon – getragen. Ein 15 cm hoher Rand läuft um das 12 cm starke Stahldach und ist komplett mit Wasser geflutet.

Boden
Der Pavillon ist bis zum Grundwasserspiegel bei 1,70 m in die Erde eingegraben. Aufgrund der Tiefe und der Bodenbeschaffenheit wurde zunächst eine 15 cm dicke Drainageschicht aus Kies ausgebildet, denn der Boden im Kensington Garden besteht aus einem dichten Lehmgefüge, sodass der Pavillon bei viel Regen wie ein Teich mit Wasser volllaufen würde. Die grobe Form der Sitzlandschaft wurde anschließend aus einer Art Doppelboden geformt. Dabei handelt sich um Stützfüße aus Stahl, die auf 15 x 15 cm großen Sperrholzplatten angeordnet sind und die Bodenplatte aus 5 cm starkem Sperrholz tragen. Die Konstruktion ist insgesamt 15 cm hoch. Darauf ist dann mit Vollholzplatten die komplizierte Sitzlandschaft konstruiert. Als Bodenbelag bzw. Sitzfläche dient eine 5 cm dicke Korkschicht, die mit der Unterkonstruktion verklebt ist. Sie verkleidet nicht nur die gesamte Sitzlandschaft, sondern auch die Stützen sowie die Hocker in Form von Pilzen.

Kork kann auf vielfältige Weise geschnitzt, geschnitten, gefräst oder geformt und dadurch verschiedenen Formen angepasst werden. Er besteht aus der Rinde der Korkeiche und ist, da die Rinde wieder nachwächst, ein nachhaltiger Baustoff. In Europa wachsen diese Bäumen im Mittelmeerraum, beim Serpentine-Pavillon stammt das verwendete Material aus Portugal. Es lässt eine ganz eigene Atmosphäre entstehen: Zum einen dämpft das Material durch seine elastischen Eigenschaften die Geräusche und zum anderen verströmt es einen eigentümlichen Geruch. Laut Pressestimmen soll es bei Regen passend zur vermeindlichen Ausgrabungsstätte leicht vermodert riechen.

Der Pavillon ist bereits für eine Nachnutzung verkauft und wird in einem privaten Garten wieder aufgebaut. -eh

Bautafel

Architekt: Herzog & de Meuron, Basel und Ai Weiwei, Beijing
Projektbeteiligte: Arup, London (Tragwerksplanung); Rise, London (Projektmanagement); Stage One, York (Umsetzung); Amorim, West Sussex (Kork)
Bauherr: Serpentine Gallery, London
Fertigstellung: 2012
Standort: Kensington Gardens, London W2 3XA
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam; John Offenbach, London; Luke Hayes, London; Herzog & de Meuron sowie Basel und Ai Weiwei, Beijing

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