Neue Oper in Oslo
Naturstein, Holz, PVC und Linoleum
Die Neue Oper am Fjord der Bjørvika-Bucht in Oslo gilt als größtes norwegisches Kulturprojekt der Nachkriegszeit. Das einem treibenden Eisberg nachempfundene Gebäude wurde vom norwegischen Architekturbüro Snøhetta entworfen, die sich in einem internationalen Architekturwettbewerb gegen mehr als 200 Konkurrenten durchsetzen konnten. Das Gebäude ist 242 m, 110 m breit und reicht bis 16 m unter den Wasserspiegel. Teils auf Pfählen gebaut, steigt das Opernhaus mit seiner weithin sichtbaren Dachlandschaft aus dem Wasser empor. Das Dach ist zugleich eine begehbare, monumentale Aussichtsplattform. Sichtbar vor der Glasfassade sind schräge Stützen, die die Dachkonstruktion tragen. Die Gebäudehaut besteht aus Glas und weißem Carrara-Marmor.
Gallerie
In zwei von Olafur Eliasson entworfenen Leuchtboxen verbergen
sich die Toiletten hinter farbig leuchtenden Gitterflächen.
Seitlich ins Foyer eingestellt ist das Auditorium, das ebenso wie
die Aufgänge mit tausenden Eichenstäben verkleidet ist. Mit dunkler
Eiche verkleidet ist auch der hufeisenförmige Zuschauersaal mit
Platz für 1.360 Personen. Zusammen mit den rot gemusterten
Sitzpolstern verleihen drei geschwungene Balustraden dem Saal eine
feierliche Atmosphäre. Die Hufeisenform des Grundrisses entspricht
nahezu exakt dem der Semper-Oper in Dresden. Für eine optimale
Akustik
sei dies die ultimative Opernform, so die Planer.
Boden
Neben dem Saal und einer kleinen seitlich angrenzenden Bühne sind
in dem Gebäude mehr als 1.000 Räume untergebracht, darunter
Probenräume, Arbeitsräume sowie Werkstätten für Bühnenbildner,
Schneider und Schreiner. Insgesamt verfügt das Haus über eine
Fläche von fast 40.000 m². Aufgrund der unterschiedlichen
Anforderungen an die Bereiche wurden verschiedene Bodenbeläge
gewählt.
Im Foyer ist der gleiche Carrara-Marmor ausgelegt wie auf den
Dachebenen. Im Inneren ist der Boden poliert und reflektiert das
durch die riesige Glaswand im Eingangsbereich einfallende
Tageslicht. Die 20.000 m² große Außenhaut besteht dagegen aus
38.000 unterschiedlichen Stein-Platten, die von den Künstlern
Kristian Blystad, Kalle Grude und Jorunn Sannes als Spiel aus
glatten, rauen und geriffelten Flächen gestaltet wurden. Auch im
Bereich vor dem Haupteingang wurde der edle italienische Naturstein
verlegt, um eine Verbindung sowohl von Außen- und Innenbereich als
auch von Boden- und Dachbereich zu schaffen. Im langen norwegischen
Winter wird der Bereich vor dem Haupteingang mit einer Fußbodenheizung gewärmt, da Streusalz den Marmor
angreifen würde.
In den Opernraum gelangen die Zuschauer über Aufgangsrampen im
Eingangsbereich. Im Übergangsbereich zwischen dem öffentlichen
Foyer und dem etwas intimeren Zuschauerbereich ist der Material-
und Farbkontrast besonders hoch. Auf den „eisigen“ Stein folgt
warmes, dunkles Holz. Für den rampenförmigen Aufgang und die
Galerien vor den Saaleingängen wählten die Architekten
Eichenparkett. Damit verwendeten sie das gleiche Material, das auch
das Auditorim bestimmt. Im Zuschauerraum wurden neben den Böden
auch die Wände, Balkonbrüstungen und Stühle mit mehrjährig
abgelagerter deutscher Eiche verkleidet. Da Eiche ein besonders
hartes Holz ist, reflektieren die verkleideten Flächen den Schall
besonders gut, sodass eine für musikalische Klänge optimale
Nachhallzeit erreicht wird. Um dem Holz einen leichten Glanz zu
verleihen, wurde es zuvor mit Ammoniak behandelt.
Im Gegensatz zu den öffentlich zugänglichen Bereichen wurden in den
zahlreichen Verwaltungs- und Produktionsstätten elastische
Bodenbeläge verlegt. Hier müssen die Bodenbeläge besonders
strapazierfähig und pflegeleicht sein, weshalb zum einen Linoleum-Boden
und zum anderen ein PVC-Belag verlegt wurden. Farblich sind diese
weniger kontrastreich als die Beläge in den öffentlich zugänglichen
Bereichen: in einem Beige- bzw. einem Grauton bilden die Böden eine
zurückhaltende Kulisse für die täglichen Arbeiten.
-ap
Bautafel
Architekt: Snøhetta AS, Oslo
Projektbeteiligte: Ragnhild Momrak, Andreas Nypan (Landschaftsarchitektur); Bjørg Aabø, Christina Sletner (Innenarchitektur); Reinertsen Engineering ANS, Trondheim/Oslo (Statik); Theatre Projekt Consultants; Rambøll Sverige (Theaterplanung/Bühnentechnik); Brekke Strand Akustikk, Oslo und Arup Acoustics, London (Akustikplanung); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Bodenbelag Vinyl und Linoleum)
Bauherr: Ministry of Church & Cultural Affairs, Statsbygg
Fertigstellung: 2008
Standort: Kirsten Flagstads Plass 1, Oslo
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