Hörsaal- und Seminargebäude der Universität Paderborn
Schwarzes Linoleum mit Aluminiumeinstreuungen
Früher ein Parkplatz, heute ein Hochschulgebäude für 1.200 Studenten. Die Universität Paderborn musste sich aufgrund stetig wachsender Studierendenzahlen vergrößern und ließ im Rahmen eines Modernisierungsprogramms ein Hörsaal- und Seminargebäude errichten. Genutzt wurde dafür ein Grundstück an der Ecke Pohlweg/Südring auf dem südlichen Campusteil, das bis dahin zum Autoabstellen diente. Der Erweiterungsbau ist städtebaulich und funktional als Appendix des zentralen Gebäudekomplexes der Uni konzipiert. Ganz in Anthrazit-, Schwarz- und Rottönen gehalten, hebt sich der quaderförmige, monolithische Neubau gestalterisch deutlich ab von der sonstigen Architektur der 1972 gegründeten Hochschule.
Gallerie
Das Gebäude nimmt zwei Hörsäle à 400 Sitzplätze und fünf verschieden große Seminarräume auf. Mit der Planung beauftragt wurde das Dortmunder Büro Gerber Architekten. Der Entwurf sieht ein einfaches, quaderförmiges Volumen vor, das im Innern zweigeteilt ist: Hörsaal- und Seminartrakt sind sowohl konstruktiv als auch gestalterisch voneinander getrennt. Die Seminarräume sind in dem kleineren, nördlichen Gebäudeteil zusammengefasst und dort über mehrere Etagen verteilt. Die beiden Hörsäle im größeren, südlichen Teil dagegen sind über die gesamte Gebäudehöhe angelegt (siehe Abb. 12).
Die Erschließungsflächen beider Bereiche orientieren sich um
einen zentralen Luftraum, der das Gebäude als schmaler Streifen von
West nach Ost durchzieht. Die Dachfläche oberhalb dieser vertikalen
Fuge zwischen Seminar- und Hörsaaltrakt ist komplett verglast; auf
diese Weise werden die Erschließungsflächen und die dort
angeordneten, innen liegenden Arbeitsräume belichtet. Auch im Foyer
wird die strukturelle Zweiteilung des Gebäudes spürbar. Hier
gliedert eine ebenfalls über die gesamte Gebäudebreite angelegte
Treppe die Grundfläche. Die Stufen überwinden einen
Höhenunterschied von etwa 1,50 Metern und vermitteln dadurch
zwischen den unterschiedlichen Geländeniveaus im Norden und Süden
des Grundstücks. Die obere Foyerfläche unterhalb des ansteigenden
Gestühls kann für Veranstaltungen genutzt werden. Auf der anderen
Seite sind unterhalb der Seminarräume Garderoben und Nebenräume
angeordnet.
Die Fassade des Gebäudes ist mit anthrazitfarbenen
Faserzementplatten bekleidet. Hochformatige verglaste Öffnungen
geben den Blick von außen in den Innenraum mit seinen rot
gestalteten Wänden und Decken und seinem fast schwarzen Bodenbelag
frei.
Bodenbelag
Im Foyer sind dunkelgraue Fliesen verlegt, für die Hörsäle,
Seminarräume, Büros und die angrenzenden Flure wählten die
Architekten schwarzes Linoleum. Auf insgesamt über 2.000 m² erstreckt
sich der dunkle Belag, dem eingestreute Aluminium-Flakes einen
schimmernden Glanz verleihen. Zusammen mit dem farblich
abgestimmten, ebenfalls schwarzen Mobiliar entsteht eine ruhige
Raumwirkung, die das konzentrierte Lehren und Lernen unterstützen
soll.
In der Regel wurde das 2,5 mm dicke Linoleum auf den Zementestrich (65 mm) verlegt. Dieser ist durch eine PE-Schicht von der darunterliegenden 20 mm Trittschalldämmung getrennt. In der 40 mm EPS-Ausgleichsschicht darunter sind in den Obergeschossen auch Leitungen verlegt. Eine 20 mm dicke Ausgleichsschicht auf Zementbasis dient dem Toleranzausgleich zur Ortbeton- oder Spannbetonhohldecken. Eine spezielle Oberflächenvergütung des Linoleums ermöglicht eine einfache und schnelle Reinigung der stark beanspruchten Böden.
Bautafel
Architekten: Gerber Architekten, Dortmund
Projektbeteiligte: Inros Lackner, Berlin (Tragwerks-, Gebäude- und Elektroplanung); Tohr, Bergisch Gladbach (Bauphysik); Ifbw, Wuppertal (Brandschutz); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Linoleum)
Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Bielefeld
Fertigstellung: 2012
Standort: Warburger Str. 100, Paderborn
Bildnachweis: Gerber Architekten / Hans Jürgen Landes, Dortmund
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