Grundschule in Lauffen am Neckar
Umbau und Neugestaltung einer denkmalgeschützten Grundschule
Das alte Schulgebäude der Herzog-Ulrich-Grundschule von 1907 benötigte dringend eine Umgestaltung, insbesondere die veralteten Sanitärräume und der viel zu kleine Lehrerbereich waren zu modernisieren. Außerdem sollten ein Aufzug und ein zweites Treppenhaus ergänzt werden. Der Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros Coast berücksichtigt nicht nur die Belange des Denkmalschutzes, sondern auch die Aspekte eines modernen Schulalltages.
Gallerie
Neun Klassenzimmer sind nun über zwei Etagen verteilt, die neue Toilettenanlage befindet sich in einem älteren Anbau im Erdgeschoss und das Lehrerzimmer mit Sekretariat, Schulleitung und Besprechungsraum wurde darüber im Obergeschoss untergebracht. An der Schnittstelle zwischen diesem Anbau und dem alten Klassenzimmer-Gebäude liegt das neue pinkfarbene Treppenhaus. Die Treppenläufe wurden als Betonfertigteile durch die neue Fassade eingehoben.
Modernisierung/Farbkonzept
Alte Fundstücke, wie zum Beispiel denkmalgeschützte Baufragmente,
wurden collagenartige in das modernisierte Objekt eingefügt. Das
Farbkonzept folgt der Prämisse, je geringer die Nutzungsintensität
ausfällt, desto kräftiger sollten die Farben sein. Die intensive
Farbbeschichtung zum Beispiel des Treppenhauses besteht aus
Epoxidharz und überzieht gleichermaßen alle Elemente des Raumes.
Die klassischen Raumkanten, wie Wand-, Boden- und Treppenflächen
lösen sich so zugunsten "einer pinkfarbenen Wolke" auf. Ein
gemeinschaftlicher Waschraum für Mädchen, Jungen und Lehrer in
intensivem Grün dient als Vorraum für die getrennten
Toilettenbereiche. In seinem Zentrum steht ein grüner Waschtisch
aus Faserplatten mit eingelassenen Chromwaschbecken. Durch runde
farbige Plexiglaslöcher fällt natürliches Licht von außen und lässt
den Raum immer in unterschiedlicher Intensität erscheinen.
Die Klassenräume sind dem Farbkonzepte entsprechend in farblich ruhigem Weiß gehalten. Lange moosgrüne Filzpinnwände und ein geölter Eicheparkettboden bilden hier die einzigen Farbakzente. Die Pinnwände wirken zusätzlich als Schallabsorber. Ein Tafelmöbel mit Schrankelementen sowie Regale auf Rollen bieten ausreichend Stauraum und die nötige Flexibilität. Besonders schön sind die abgependelten großen runden Leuchten, die sich angenehm von dem Rasterleuchtencharme anderer Klassenräume unterscheiden.
Der großzügige Lehrer- und Schulleitungstrakt im Obergeschoss
entstand durch die Zusammenlegung von kleineren Räumen. Die
unterschiedlichen Nutzungen werden nun durch ein eingestelltes
Raummöbel voneinander getrennt. Das lila gestaltete „Raummöbel“ im
Lehrerbereich nimmt funktionale Anforderungen wie den Empfang mit
Durchreiche zum Lehrerzimmer, die Teeküche und integrierten
Schrankelementen auf. Es legt aber auch Bereiche für den
Lehrerarbeitsraum, das Sekretariat, die Rektorenbüros und den
Besprechungsraum fest. Abgelöst von der Decke wirkt es als
gleichzeitig als eingestelltes Element und „Raumteiler“. Offenheit
und Transparenz zwischen den Nutzungen sollen die Mitglieder des
Lehrkörpers so jederzeit zu Ansprechpartnern der Schüler
machen.
Bautafel
Architekten: Coast GbR; Zlatko Antolovic, Alexander Wendlik, Stuttgart
Projektbeteiligte: Architekturbüro Lehmann & Schiefer, Lauffen (Projektpartner); Ingenieurbüro Flechsenhar, Lauffen (Statik); Ingenieurbüro Zimmermann & Becker, Heilbronn (Haustechnik); Ingenieurbüro Kible GmbH, Heilbronn (Lichtplanung, Elektrotechnik)
Bauherrin: Stadt Lauffen am Neckar
Fertigstellung: 2008
Standort: Ludwigstraße 1, 74348 Lauffen am Neckar
Bildnachweis: David Franck, Ostfildern