DEW21-Verwaltung in Dortmund

Intelligente Fassadensanierung

Der 1956 errichtet Gebäudekomplex des Dortmunder Energie- und Wasserversorgers DEW21 war in die Jahre gekommen und sollte umfassend saniert werden. Aus Sicht der Denkmalpflege handelte es sich um ein erhaltenswertes, in vielerlei Hinsicht charakteristisches Objekt des Architekturstils der 50er Jahre. Trotz des Bezugs zur Tradition verstand der Bauherr seine Aufgabe als Vorbildrolle, er wollte zu Beginn des neuen Jahrtausends das Gebäude in ein sicherheitstechnisch und energetisch hochwertiges Vorzeigeobjekt umwandeln. Vor allem die hohen Energieverluste der alten unzureichend gedämmten Gebäudehülle, aber auch die gesamte Heiz- und Klimatechnik sowie die Brandschutzeinrichtungen bedurften einer dringenden Modernisierung.
In der Mitte des Gebäudekomplexes, der sich über drei Straßen erstreckt, befindet sich ein siebenstöckiger Bau, welcher als Zentrum der Anlage gilt. Das Gebäude wurde als Zweispänner in Stahlskelettbauweise mit einer stark profilierten Fassade errichtet. Vor dem Eingangsbereich entstand ein einstöckiger Anbau als Foyer mit begehbarem Photovoltaik-Dach.

Gallerie

Sanierung/Modernisierung
Bei der Sanierung dieses Hauptgebäudes wurde vor allem auf den Schutz verschiedener vorhandenen Elemente Wert gelegt. So sollten zum Beispiel die geschlossenen Felder an den seitlichen Fassadenenden, die horizontal verklinkert waren, wegen ihrer handwerklichen Qualität unbedingt erhalten bleiben. Ebenso bewahrt werden, sollten die Lisenen, welche die Fassade gliedern und dem Turmgebäude seine vertikale Strukturierung verleihen. Als drittes erhaltenswertes Element galt das flache Walmdach mit auskragender Dachtraufe. (Welches die Anbringung eines Putzkorbs zur Fensterreinigung von außen verhinderte.)

Um die vertikalen Lisenen sowohl energetisch wirksam als auch aus Denkmalschutzgründen optisch vertretbar zu dämmen, entwickelten die Planer eine Sonderlösung: Aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse rechts und links der Stützen wurden vakuumierte Dämmungen eingesetzt. Diese weisen einen 3-fach höheren Dämmwert auf, als herkömmliche Dämm-Materialien, so dass das Erscheinungsbild der Lisenen trotz der vorhandenen Aluminium-Blechverkleidung sehr schlank wirkt.

Die Zielvorgaben des hauseigenen Planungsteams sahen für das Hochhaus eine Temperaturdifferenz von außen zu innen in Höhe von 5° K an. Bei der Berechnung und Simulation der zu erwartenden Luftströmungsverhältnisse erhielt das DEW-Planungsteam von Helmut Müller, Fachbereich für klimagerechte Architektur der Fakultät Bauwesen an der Universität Dortmund, Unterstützung. Das Ergebnis der Berechnungen bestand aus einem dualen Lösungsansatz: Eine intelligente, elektronisch gesteuerte Doppelfassade in Kombination mit einer Deckenkühlung der Büroräume. Die Doppelfassade besteht aus einer Kombination von innen liegenden Parallel-Ausstell-Drehflügeln und einer zweiten Hülle aus Punkt gehaltenen VSG-Glaselementen. Diese Glaselemente sind mit einem für das Bauvorhaben eigens entwickelten Edelstahl-Scharniersystem an den Lisenen befestigt worden. Filigrane Edelstahlseile dienen als Vogelschutz in den Lüftungszwischenräumen.

Ein witterungsunabhängiger Sonnenschutz ist mittels der im Luftraum liegenden elektronisch gesteuerten Jalousien möglich. Der Luftraum wird horizontal durch Schotten abgeteilt, um eine unmäßige - bei Doppelfassaden oft auftretende - Sogwirkung zu vermeiden. Ein Bussystem passt die Belüftungsöffnungen den Witterungsbedingungen graduell an (so sind die Fensterelemente beispielsweise in Sommernächten aufstellbar, um eine Abkühlung des Baukörpers zu beschleunigen). Zur klimatischen Anpassung ist in jedem Büroraum ein eigener Rechner installiert, der die Funktionen der Fassade mittels ca. 900 vorgegebenen Varianten steuert. Das System kann auch in Nullstellung gefahren werden, damit die Parallel-Drehfenster manuell zu öffnen sind. Zum Putzen lassen sich so beide Fenster-Ebenen nach innen drehen.

Die intelligente Doppelfassade ist steuerungstechnisch mit einer Deckenkühlung kombiniert. Perforierte Gipskartondecken mit auflaminierten Wasserleitungen sind 8 cm unterhalb der Betondecken angebracht und werden – ebenfalls gesteuert über das Bussystem – geschossweise mit Wasser versorgt. Die Kühldecken werden mit einer Temperaturdifferenz von maximal 2° K zur Raumtemperatur gefahren, um Kondensatbildung zu vermeiden. Durch die Sanierung konnte gegenüber dem Altbau eine Primärenergieeinsparung von ca. 50 Prozent und eine Einsparung des Lüftungswärmebedarfs von 37 Prozent realisiert werden. Die Möglichkeit der vollständigen Innenreinigung der Fenster spart darüber hinaus beträchtliche Reinigungskosten.

Bautafel

Architekten: DEW21, Abteilung Hochbau
Projektbeteiligte: Wolfgang Wagner (Projektleiter); Uwe Bieber, Dortmund (Tragwerksplanung); Helmut Müller (Klimatechnische Berechnung und Beratung), Metallbau Lambrecht GmbH (Fassadentechnik)
Bauherr: DEW 21 - Dortmunder Energie und Wasser AG
Fertigstellung: 2006
Standort: Dortmund
Bildnachweis: Markus Steur

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