ADGB-Gewerkschaftsschule in Bernau

Zeitbrüche zeigen

Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes wurde von 1928 bis 1930 durch den Architekten und Bauhaus-Direktor Hannes Meyer in Zusammenarbeit mit Hans Wittwer errichtet. Die Anlage umfasste damals Seminarräume, Wohntrakte für Lehrer und Schüler, eine Aula, einen Speisesaal und eine Turnhalle. Laut Hannes Meyer sollte: "die Bauanlage(...) lediglich eine plastische Übersetzung dieser sozialpädagogischen Funktionen sein (...), eine direkte Übertragung des Funktionsdiagramms." Die ADGB-Bundesschule wird nun als Seminar- und Lehrgangshotel des Bildungs- und Innovationszentrums der Handwerkskammer Berlin dienen.

Gallerie

Dem Funktionalismus streng verpflichtet ist die Konstruktion einfach und anschaulich. Die verwendeten Materialien (Ziegel, Stahl, Holz, Beton, Naturstein, Kupfer) bleiben sichtbar und unbelassen, auch die Leitungen für Installationen und Elektro wurden sichtbar verlegt und mit einem Farbcode gekennzeichnet. Das Gebäude entfaltet in seiner fein in die Topographie eingeschriebenen Anlage, der offengelegten Konstruktion, der rauen Präsenz der verwendeten Materialen und der Farbigkeit eine große poetische Kraft.

Das denkmalpflegerische Konzept wurde schrittweise entwickelt und teilweise erst im Bauprozess auf Grundlage der Arbeitsergebnisse am Objekt abschließend festgelegt. Dieses vorsichtige Vorgehen kommt auch - vor allem bei der komplizierten Fragestellung, was kann zurück gewonnen werden und was bleibt erhalten - in der Neuplanung zum Ausdruck. Die teilweise gut erhaltene, lediglich versteckte originale Bausubstanz wurde an vielen Stellen wieder sichtbar gemacht. Im Eingangsbereich sind die so entstandenen Zeitbrüche der neuen Architektur mit den 50er Jahren besonders sichtbar, während sich Wohngebäude und Schulgebäude vornehmlich wieder im Erscheinungsbild von 1930 zeigen. Ein großer Gewinn war ebenfalls, dass die neue Nutzung mit sehr ähnlichen Strukturen und Funktionsabläufen operiert wie die ursprüngliche Nutzung.

Modernisierungsarbeiten
Intakte Bauteile wurden belassen, die Gebäudehülle jedoch in ihren Dämmeigenschaften ertüchtigt. Alle Fassaden erhielten eine zusätzliche Innendämmung, die Sturzbereiche aus Stahlbeton wurden innen mit Calciumsilikatplatten gedämmt. In den Brüstungsbereichen entschieden sich die Architekten für einen konventionellen Dämmaufbau aus Mineralfaser und raumseitiger Dampfbremse mit Gipskartonverkleidung. Die Fenster wurden denkmalpflegerisch ähnlich dem Originalzustand als Stahlprofile eingebaut. Da thermisch getrennte Stahlprofile mit heute üblichen U-Werten um 1,0 W/m²K mit der Denkmalpflege nicht vereinbar waren, kamen einfache Stahlprofile zur Ausführung, welche jedoch nur einen U-Wert von 3,1 W/m²K erreichen. Diese verminderte Dämmeigenschaft wird im Profilbereich in Kauf genommen, jedoch durch eine Sparisolierverglasung 3/4/4 mm (U-Wert 1,6 W/m²K) und eine kontrollierte Lüftung in den Internatszimmern kompensiert.

Das Flachdach blieb bestehen und nur mit einem zusätzlichen Dämmpaket ausgestattet, welches am Randbereich mit einem verjüngten und verblechten Holzkeil operiert. Ein Vorgehen, das möglichst geringe Veränderungen in der Außenwirkung hervorruft. Alle Kellerdecken konnten von unten gedämmt werden und die nicht unterkellerten Bodenplatten erhielten einen neuen Bodenaufbau mit Dämmung. Die Stahlbauteile waren erstaunlich gut erhalten und mussten überwiegend nur neu beschichtet werden. Alte Bodenaufbauten wurden überwiegend belassen, da die vorhandenen Steinholzestriche zusammen mit einer Sefrimentschicht (Torfmehl) und den Bodenbelägen aus Linoleum gute Schall- und Dämmeigenschaften vorwiesen. Die Linoleumbeläge selbst mussten jedoch komplett erneuert werden.

In den Internatszimmern findet die aktiv kontrollierte Lüftung über eine Dauerentlüftung in den Badezimmern und eine Belüftung durch eine Nachströmöffnung in den Brüstungsbereichen der Zimmer statt. Die Verbindung der Räume ist einfach durch einen Schlitz unterhalb der Badezimmertür gegeben. Die Lüftung wird über einen Präsenzmelder aktiviert und ist so sensibel gesteuert, dass keine Zugerscheinungen auftreten.

Bautafel

Architekten: Hannes Meyer und Hans Wittwer (Architekten des Bestandes); Brenne Gesellschaft von Architekten, Berlin (Architekten und Generalplaner der Modernisierung)
Projektbeteiligte: Pichler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung und Bauphysik); Ingenieurbüro Thomas, Berlin (Gebäudetechnik); Landschaft Planen & Bauen, Berlin (Landschaftsplanung)
Bauherr: Handwerkskammer, Berlin
Fertigstellung: 2007
Standort: Bernau bei Berlin
Bildnachweis: Brenne Gesellschaft von Architekten, Berlin

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