Produktions- und Verwaltungsgebäude in Freiburg
Akustikelemente mit unbehandelten Oberflächen
Das Produktions- und Verwaltungsgebäude eines Generatorenherstellers, realisiert nach den Plänen der Architekten Barkow Leibinger, bündelt die Bereiche Produktion, Forschung und Verwaltung an einem Standort. Bisher waren die Bereiche auf diverse Gebäude in der Innenstadt verteilt. Die im Industriebau oftmals übliche Trennung von Produktion und Verwaltung („Blue Collar/White Collar“ – also „Blaumänner“ und „weiße Hemdkragen“) wurde bei diesem Neubau auf ungewöhnliche Weise aufgehoben: Die Büroräume der Geschäftsleitung sowie Labors für Forschung und Entwicklung sind direkt auf die 4.000 m² große Produktionshalle aufgesetzt, um interne Abläufe zu optimieren und kurze Wege zu gewährleisten.
Gallerie
Die Halle ist durch ein Stützenraster von 10 x 12 m frei und flexibel belegbar. Ihr wurden jeweils seitlich zwei Spangen angegliedert, die der Produktion unmittelbar zugehörige Nutzungen aufnehmen. Im Süden sind die Meisterbüros untergebracht, im Zwischengeschoss darüber – ebenfalls mit direktem Blickbezug zur Halle – Besprechungs- und Pausenräume. Im Norden befinden sich der Anlieferungs- und Versandbereich, mehrere der Versorgung der Halle dienende Technikmodule, außerdem Werkstätten, Umkleiden und Sanitärräume sowie der Zugang für die Mitarbeiter. Vier in die seitlichen Spangen integrierte Treppenhäuser erschließen das Obergeschoss. Hier finden neben den Räumen für die Geschäftsleitung auch Labore, Flächen für Produktion und Entwicklung, Vorführ- und Schulungsbereiche sowie die Kantine ihren Platz.
Durch zwei eingeschnittene Dachgärten löst sich das Volumen des Obergeschosses in drei lang gestreckte Büroriegel auf. „Lichtkamine“, die natürliches Tageslicht in die Produktionshalle leiten und gleichzeitig auch der Entrauchung im Brandfall dienen, gliedern die Riegel in jeweils 10 m breite Einheiten.
Die Stirnseiten der Halle, die Lochfenster im Erdgeschoss und das umlaufende Fensterband im Obergeschoss sind mit verspiegeltem Sonnenschutzglas versehen. Schwarze Stahlrahmen akzentuieren die Öffnungen und lassen sie deutlich sichtbar aus der Fassadenebene hervortreten.
Akustik
Klarheit und Zweckmäßigkeit waren die Maßgaben bei der Wahl von
Konstruktion und Materialien. An den Stellen, wo der Schallschutz
in die Flächen integriert werden konnte, beließen die Architekten
die verwendeten Materialien mit möglichst unbehandelten
Oberflächen. So wurden zum Beispiel in die Betonfertigteile der
Hallendecke Holzfaserplatten als Schallschutzeinlage eingelassen
und nicht aufgebracht.
In den Büro- und Arbeitsräumen wurde ein vollflächiges System aus geschlitzten, 3-lagig verleimten und mit Holzweichfaser hinterlegten Massivholzplatten gewählt. Besonderer wichtig war den Architekten den natürlichen Charakter der Holzoberflächen zu erhalten und nicht mit dünnen Furnierschichten zu überdecken. Aus Kosten- und logistischen Gründen wurde die im Schwarzwald heimische Weißtanne als Oberflächenmaterial gewählt. Im eingebauten Zustand erhielt das Holz eine zusätzliche farbliche Akzentuierung durch eine weiße Lasur.
Die Konstruktion der Decke ist denkbar einfach, die Holzelemente
messen ca. 60 x 200 cm, wurden stumpf gestoßen und auf eine
Unterkonstruktion aus Standard C-Profilen und Holzlatten mit Spax
Schrauben befestigt. So ist die Konstruktion mit einfachsten
Mitteln reversibel. Zwischen den Holzelementen liegen
fassadenparallel Lüftungsschienen, welche einen an der Decke
anliegenden Zuluftstrom erzeugen und für ein zugluftfreies
Raumklima sorgen.
Auch bei den akustischen Maßnahmen sind die einzelnen Elemente
deutlich ablesbar geblieben und die konzeptionelle Herangehensweise
stringent durchgesetzt worden.
Lediglich Flächen, die einer hohen Beanspruchung unterliegen,
wurden mit schützenden Deckschichten versehen, etwa der quarzgrau
eingefärbte Epoxidharzboden der Produktionshalle.
Bautafel
Architekten: Barkow Leibinger, Berlin
Projektbeteiligte: Barton Architekten, Freiburg (Bauleitung); Ed. Züblin AG, Stuttgart (Ausführung)
Bauherr: Hüttinger Elektronik, Freiburg
Fertigstellung: Oktober 2006
Standort: Bötzinger Str. 80, 79111 Freiburg
Bildnachweis: David Franck, Ostfildern