Rheniumhaus in Rehau
Modernisiertes 60er-Jahre Großraumbüro
Als eines der ersten Großraumbüros in Deutschland entstand 1967/68 das Rheniumhaus im oberfränkischen Rehau. Dazu wurden im Vorfeld Arbeitsabläufe detailliert untersucht und das erst Jahrzehnte später populär gewordene Prinzip der Teamarbeit in den Vordergrund gestellt. Anstatt den sonst in dieser Zeit vielfach üblichen Zellenbüros war die Flächenorganisation mit Schreibsaal, zentralen Funktions- und Erholungsräumen sehr fortschrittlich. Neu war auch die multifunktionale Nutzung von Vortragssaal und Besprechungsräumen. Ermöglicht wurden die flexibel gestaltbaren Büroflächen durch die Tragstruktur des Hauses aus Stahlbetonstützen. Auf Trennwände konnte weitestgehend verzichtet werden.
Gallerie
40 Jahre nach seiner Entstehung ist das dreigeschossige Verwaltungsgebäude nun umfangreich modernisiert worden. Zu den vom Architekturbüro Weber und Würschinger durchgeführten Sanierungsmaßnahmen zählen die Dämmung des Daches, der Austausch der Fassaden und die Erneuerung der Haustechnik.
Auf quadratischem Grundriss verfügt das Haus über eine
Gesamtnutzfläche von etwa 6.000 m². Im 1. und 2. Obergeschoss
befinden sich auf je 2.200 m² die Büroflächen. Ein wesentlicher
Bestandteil der Modernisierung bestand im Wegfall von
Arbeitsplatzreihen. Damit konnte nicht nur die Qualität der
Arbeitsplätze erhöht werden sondern ermöglicht auch die überwiegend
natürliche Belichtung durch Tageslicht. Auch Büroorganisation und
-ausstattung wurden neu konzipiert. Dabei galt es, die Identität
des Gebäudes zu bewahren und mit einem modernen Arbeitsumfeld in
Einklang zu bringen. Besonders berücksichtigt wurde dabei die
Raumakustik.
Akustik
Um den Mitarbeitern in den Großraumbüros des Rheniumhauses eine
ruhige Arbeitatmosphäre zu schaffen wurde der raumakustischen
Planung viel Aufmerksamkeit gewidmet. So wurden die Büroflächen in
unterschiedliche Bereiche zoniert. In Besprechungsräumen,
Gruppenarbeitsplätzen, sogenannten Workbenches und Lounges können
auch größere Teams miteinander kommunizieren, ohne andere zu
stören. Auf diese Weise werden Störgeräusche von vornherein
"ausgelagert". Einzelne Bereiche sind mit Glastrennwänden
abgetrennt, auf denen zum Teil großflächige, farbige Symbole
aufgebracht wurden.
Die individuellen Arbeitsplätze sind mit Trennwandelementen und
Schränken ausgestattet, deren Fronten als hochwirksame
Breitbandabsorber fungieren und die bis zu 80 Prozent des
auftreffenden Schalls schlucken. Die Decke ist als Kühldecke
konzipiert und mit Akustikplatten verkleidet, der Boden mit Teppich
ausgelegt. Als weitere Maßnahme zur Schalldämpfung wurden die Vorhänge erneuert.
Diese dienen aber nicht nur der Akustik, sondern waren bereits in
den Sechziger Jahren eines der prägenden Elemente der
Raumgestaltung. Farblich dominiert das Weiß sämtlicher Einbauten,
das durch den hellgrauen Fußboden zusätzlich betont wird. Als
Kontrast wirken reduziert eingesetzte farbige Flächen sowie die
unverdeckten, rohen Betonstützen. -ap
Bautafel
Architekten: Lenz Architekten + Ingenieure, Mainz (Kernbau); Weber + Würschinger, Berlin (Umbau)
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Müller, Bayreuth (TGA), Rehau AG, Rehau (Schallabsorbierende Elemente, Rohrleitungen); Samas Office Furniture, Frankfurt und König + Neurath, Karben (Büromöbel)
Bauherr: Rehau AG, Rehau
Fertigstellung: 2008
Standort: Otto-Hahn-Straße 1, Rehau
Bildnachweis: Rehau AG, Rehau