Quelle-Zentrale in Nürnberg
Reduzierter Störschall im Großraumbüro
Alle Einheiten eines Unternehmens unter einem Dach zu vereinen, bedeutet für die Mitarbeiter kurze Wege und direkte Kommunikation. Das Versandhaus Quelle hat aus diesem Grund seine 200.000 Quadratmeter große Zentrale in Nürnberg nach einem hauseigenen Entwurf umgebaut und damit die Bereiche Vertrieb, Einkauf und Zentrale Dienste zusammengeführt.
Gallerie
Der Kernbau wurde ab 1955-58 von Ernst Neufert mit dem Ingenieurbüro Gherzi als Stahlskelettbau mit durchlaufenden Fensterbändern und chromledergelben Klinkerbrüstungen errichtet. Vier Vorbauten gliedern die Hauptfassade an der Fürther Straße. Darin sind die Treppenhäuser angeordnet. Die Fertigstellung aller zugehörigen Bauabschnitte dauerte noch bis in die 60er Jahre.
Bei dem nun erfolgten Umbau der Innenräume folgten die Planer dem Prinzip "Offenheit und Transparenz". Sie ordneten die Arbeitsplätze in Großraumbüros an und verzichteten weitestgehend auf Trennwände. In Bereichen, in denen eine privatere Atmosphäre gewünscht wurde, wie den Klausur- und Besprechungsräumen, bestehen die Wände aus Glas. Im Sichtbereich sind diese transluzent ausgeführt. Zur Förderung der Teamarbeit wurden zudem offen gestaltete Kommunikationszonen geschaffen, an denen sich die Kollegen zu Besprechungen oder Kaffeepausen treffen können.
Um vor allem in den Großraumbüros eine hohe Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter zu gewährleisten und damit das Konzept von Kommunikation und Teamarbeit aufgehen würde, rückte insbesondere die Planung der Raumakustik in den Fokus von Architekten und Bauherren.
Akustik
Wichtig bei der Planung von Großraumbüros ist die Reduzierung von
Lautstärke und störenden Nebengeräuschen, denn sie schaden der
Konzentrations- und Leistungsfähigkeit am meisten. So sind
sämtliche Bereiche mit Akustikdecken ausgestattet und auch der
Boden ist in die Akustikplanung integriert worden: um die dort
auftretende Schallfortleitung zu vermindern, wurde im gesamten
Arbeitsplatzbereich Teppich verlegt.
In den Büros stehen Büroschränke mit akustisch wirksamen,
schallabsorbierenden Oberflächen, die den Schall nicht
reflektieren sondern absorbieren. Da viele der insgesamt 1.500
Schränke nicht an einer Wand sondern mitten im Raum stehen, wurden
sie sowohl an der Front- als auch an der Rückseite mit einer
Hohlraum-Oberfläche ausgestattet. An jedem Arbeitsplatz sind
zusätzlich Trennwandelemente angebracht, die den Direktschall reduzieren, der vom gegenüber
sitzenden Tischnachbarn ausgeht. Und selbst die Fensterrollos
tragen einen Anteil zur Optimierung der Raumakustik bei, denn sie
reduzieren die Schallfortleitung und Reflexion an
der Fensterfassade. -ap
Bautafel
Architekten: Ernst Neufert mit Gherzi Engeneering International Zürich/CH (Kernbau), Eigenentwurf B & HT Primondo (Umbau)
Projektbeteiligte: Prof. Sorge, Nürnberg (Akustikplanung); König + Neurath, Karben (Büromöbel-Systeme); Rehau AG, Rehau (Schallabsorbierende Schrankelemente)
Bauherr: Primondo GmbH, Essen
Fertigstellung: 1955-58, Umbau 2007
Standort: Fürther Str. 205, Nürnberg
Bildnachweis: Rehau AG, Rehau